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Sport: Am Puls bleiben

Heute können die Mediziner kontrollieren, ob sich Herthas Fußballprofis im Urlaub fit gehalten haben

Von André Görke

und Klaus Rocca

Berlin. Ausreden werden immer schwieriger. Bereits zum zweiten Mal hat Berlins Fußball-Bundesligist Hertha BSC seine Spieler mit einem ganz speziellen Trainingsgerät in den Urlaub entlassen: Pulsuhr heißt das Ding, ist blau und ziemlich groß, wird mit einem Gurt um den Oberkörper befestigt und am Arm getragen. Im letzten Jahr haben einige Spieler noch behauptet, sie hätten die Uhr aus Versehen ein paar Mal vergessen, um so ihre schlechten Fitnesswerte zu begründen. Trainer Huub Stevens wird also dementsprechend vorbereitet sein, falls es noch mal einer mit der alten Ausrede versuchen sollte.

Herthas Profis Thorben Marx und Roberto Pinto sind mit dem Pulsmesser am Algarve- Strand in Portugal gejoggt und haben mit ihrem seltsamen Outfit die Blicke auf sich gezogen. Was es genutzt hat, werden beide am heutigen Dienstag erfahren, wenn ihre Trainingseinheiten per Computer ausgewertet werden. Dank der Technik können Trainer- und Ärztestab kontrollieren, ob die Spieler die individuellen Trainingspläne in der fußballlosen Zeit auch befolgt haben. Der Computer spuckt nicht nur gespeicherte Pulsfrequenzen aus, sondern auch Daten über die Dauer der jeweiligen Übungen, über ihre Intensität und über die erforderliche Regenerationszeit.

Die durfte natürlich nicht zu kurz kommen. „An einigen Tagen mussten wir überhaupt nicht laufen. Da haben wir lieber Volleyball oder Tennis gespielt“, sagt Roberto Pinto. Und Verteidiger Josip Simunic ließ es in seinem Geburtsland Australien „sehr, sehr ruhig angehen. Das Wiedersehen mit der Heimat war schon aufregend genug.“ Simunic, der noch am 11. Juni mit Kroatien in Estland das EM-Qualifikationsspiel bestritten hat, darf – wie die anderen Nationalspieler – noch eine Woche länger Urlaub machen. Gabor Kiraly, der einen Muskelfaserriss in der Wade erlitt und deshalb für das Spiel Ungarns gegen San Marino absagen musste, kommt am Sonntag zurück. Die Pulsuhr kam bei ihm kaum zum Einsatz. In seiner Heimat ließ er sich von einem Physiotherapeuten behandeln, beim Urlaub am Plattensee sollte er sich schonen.

Nicht alle Herthaner sind in den Süden gefahren. Alexander Madlung etwa ließ sich „schön von Mutter verwöhnen, zu Hause in Braunschweig, sie kocht hervorragend“, sagt der Verteidiger. Natürlich ist das mit dem Essen so eine Sache, „ich muss mit dem Gewicht aufpassen, in drei Wochen geht’s ja schon ins Trainingslager“. Seit Freitag geht Madlung auch wieder joggen. Erst steht regeneratives Laufen auf dem Programm, „dann alle zwei Tage höheres Tempo“. Acht Runden rennt er um den Teich im Braunschweiger Bürgerpark. Schlecht ist nur, dass der Boden steinig ist, „da sind die Beine abends schwer“. Fußball hat er gerade erst gespielt, „bei uns in der Siedlung mit den alten Kumpels“. Das Niveau war hoch, „die Jungs spielen ja bei Eintracht Braunschweig“.

Denis Lapaczinski hat die freien Tage bei seiner Familie in Reutlingen verbracht. „Ich musste mal Abstand gewinnen, nicht an Fußball denken und auch nicht darüber reden“, sagt er. Eine Woche lang ist er am Reutlinger Stadion entlanggelaufen, auf einer Laufbahn aus Holzspänen, „das ist besser für die Gelenke“. Lapaczinski hat sich vor mehr als einem Jahr den Knöchel gebrochen.

Am heutigen Dienstag werden die Mediziner nach den kardiologischen Untersuchungen und Laktattests, deren Ergebnisse nicht publik gemacht werden, wissen, wer sich im Urlaub fit gehalten hat. Und Trainer Huub Stevens wird wissen, ob er auch künftig mit Luizao rechnen kann. Der Brasilianer, der angeblich über einen Wechsel zu Cruzeiro Belo Horizonte verhandelt, wurde gestern zurückerwartet. Bei Hertha geht man davon aus, dass er seinen Vertrag erfüllt. Und dass er, im Gegensatz zum Vorjahr, fit ist.

André Görke, Klaus Rocca

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