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© dpa

Amerell-Affäre: Schlussstrich und kein Ende

Der Skandal um mögliche sexuelle Belästigungen unter Schiedsrichtern findet keinen Abschluss. Wie die Affäre Amerell die Justiz beschäftigt.

Auch wenn Theo Zwanziger, der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), eine von seinem Verband beschlossenene Reform der Schiedsrichter-Gilde als „Zäsur“ ansieht und damit wohl auf eine Art Schlussstrich hofft, treibt die öffentliche und juristische Auseinandersetzung weiter vor sich hin. Der von mehreren jungen Unparteiischen der Belästigung beschuldigte ehemalige Referee-Obmann Manfred Amerell erwirkte am Montag vor dem Landgericht Augsburg eine Einstweilige Verfügung gegen Zwanziger: Der hatte die Aufarbeitung der Affäre mit den Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche verglichen. „Es handelt sich um Sachverhalte, die nichts miteinander zu tun haben“, stellte Richter Rainer Brand fest.

Zwanziger, der gegen seine Niederlage in zweiter Instanz erneut Beschwerde einlegen will, erschien gestern nicht vor Gericht. Die vom DFB entsandten Juristen beharrten aber darauf, dass er die strittige Analogie keineswegs wörtlich gezogen habe. Zwanziger hatte vor einem Monat gesagt: „In anderen Lebensbereichen stellen wir fest, dass nach 40 Jahren die Leute sich melden, weil sie vorher keinen Mut dazu gehabt haben.“ Amerell, der die Vorwürfe bestreitet, sah sich auch durch den indirekten Vergleich in seinen Persönlichkeitsrechten verletzt. Er sagte gestern: „Ich lasse mich von Herrn Zwanziger nicht in die Nähe von Straftätern bringen.“

Kürzlich beim Verbandstag hatte Zwanziger den langjährigen DFB-Funktionär Amerell als einen „Verrückten des Schiedsrichterwesens“ bezeichnet, dem nach dem Rückzug von seiner Aufgabe nun sicher eine Menge fehle.

Amerell dagegen kämpft weiter mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln. So will er gegen Michael Kempter und weitere, noch öffentlich anonyme Schiedsrichter wegen ihrer Vorwürfe juristisch vorgehen. Außerdem hatte er kompromittierende private Details über Kempter veröffentlicht. Falls er im Sinn haben sollte, Kempter mit in den Abgrund zu reißen, dürfte ihm das nun schwer fallen. Kempter hatte am Wochenende erstmals wieder ein Spiel gepfiffen, zunächst in der Dritten Liga. Nach einer souveränen Leistung wurde er von den Zuschauern in Sandhausen mit Applaus bedacht.

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