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Sport: An den Rand gedrängt

Manchmal hat Hagen Stamm einfach keine Lust mehr. Vor ein paar Monaten war das der Fall, als er auf Honorarbasis das Training der Wasserball-Nationalmannschaft übernommen hatte.

Manchmal hat Hagen Stamm einfach keine Lust mehr. Vor ein paar Monaten war das der Fall, als er auf Honorarbasis das Training der Wasserball-Nationalmannschaft übernommen hatte. "Wenn meine Forderungen nicht erfüllt werden", drohte er damals, "und unsere Sportart weiterhin im Deutschen Schwimmverband benachteiligt wird, dann ziehe ich mich wieder zurück." Endgültig hat sich Stamm immer noch nicht entschieden, obwohl sich einiges gebessert hat. "Noch habe ich keinen neuen Vertrag unterschrieben", sagt Stamm, obwohl die Vermarktung von der Abteilung Wasserball im Verband zukünftig eigenständig betrieben werden kann, Wasserball aus dem pauschalen Fernsehvertrag mit den Schwimmern wieder heraus ist und der Verband den ausgebooteten, aber immer noch auf der Gehaltsliste stehenden Bundestrainer Nicolae Firoiu im April doch los wird. Damit wird endlich Geld frei für Trainer beim Wasserball-Nachwuchs. Das hat Hagen Stamm ein wenig besänftigt. Der ehemalige Weltklasse-Spieler der Wasserfreunde Spandau 04 wird wohl weitermachen.

Kaum scheint das geklärt, ist Hagen Stamm die Lust vergangen - diesmal geht es um sein Amt als Präsident der Wasserfreunde. Stamms Unlust liegt daran, dass der neue Senat das Forumbad am Olympiastadion in seine Schließungsliste geschrieben hat. "Passiert das tatsächlich, dann trete ich als Präsident zurück, ganz klar", sagt Stamm, und erzählt danach von seinem 2100 Mitglieder starken Verein, der "in den zurückliegenden 20 Jahren allein im Wasserball 57 internationale und nationale Titel an die Spree holte". Die Trainingsstätte des erfolgreichsten Berliner Sportvereins steht auf dem Spiel - in einer Sportart, in der kein großes Geld zu verdienen und der Nachwuchs inzwischen ohnehin schwer zu motivieren ist.

Dabei war die Moral immer der größte Trumpf der Spandauer Wasserballer. Wie sonst hätte diese Amateur-Mannschaft in ihren großen Zeiten mit den Vollprofis aus den großen Wasserball-Ländern in Süd- und Osteuropa mithalten können? Mit den Griechen beispielsweise, deren Meister Olympiakos Piräus in der vorigen Saison im Endspiel gespielt hatte. Am Sonnabend (16 Uhr in der Schöneberger Schwimmhalle) ist Spandau auch mit gewohnter Kampfstärke gegen den 14-maligen Griechischen Meister nur noch Außenseiter. Denn ein Hagen Stamm, in den Achtzigerjahren zeitweilig der beste Center der Welt, spielt nun einmal nicht mehr mit. Genauso wenig ein Peter Röhle, der die Spandauer inzwischen trainiert, dabei aber an die alten Erfolge nur schwer anknüpfen kann. Sein Gegenüber bei Piräus, der Ungar Zoltan Kasas, hat dagegen noch vor zwei Jahren mit den Jugoslawen aus Becej den Europacup geholt. Sein Sohn Tamas, der mit Neapel als nächster Gegner in Berlin erwartet wird, gilt als bestbezahlter Wasserball-Profi überhaupt.

Mit Superlativen jeglicher Art kann Spandau 04 in jüngerer Vergangenheit nicht mehr aufwarten. Bei den Berlinern heißt es nur: Aus den Gegebenheiten das Beste erreichen. Mehr ist derzeit kaum drin. Vielleicht mal eine Überraschung, möglichst im Champions-League-Viertelfinale. Das könnte die Kampfeslust von Hagen Stamm wieder wecken.

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