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Sport: An Hannawald vorbeigesprungen Georg Späth kann heute Skiflug-Weltmeister werden

Um Georg Späth und seine unglaublichen Leistungen besser verstehen zu können, fragen die Berichterstatter den 22-jährigen Skispringer aus Oberstdorf in diesen Tagen immer wieder nach Sven Hannawald. Wenn dem einst besten deutschen Skispringer nichts mehr gelingt, während ein Nobody allen davonfliegt, dann bedarf es einer einleuchtenden Erklärung von einem Experten.

Um Georg Späth und seine unglaublichen Leistungen besser verstehen zu können, fragen die Berichterstatter den 22-jährigen Skispringer aus Oberstdorf in diesen Tagen immer wieder nach Sven Hannawald. Wenn dem einst besten deutschen Skispringer nichts mehr gelingt, während ein Nobody allen davonfliegt, dann bedarf es einer einleuchtenden Erklärung von einem Experten. Späth lächelt dann aber nur und zuckt die Schultern und sagt: „Keine Ahnung, es gibt kein Geheimnis, außer, dass unser Training sehr gut war.“ Das ist feine Ironie und ein verbaler Hieb gegen jenen Hannawald, der zuletzt die Saisonvorbereitungen des neuen Bundestrainers Wolfgang Steiert für untauglich erklärt hatte. Hannawald war lange Zeit bester deutscher Skispringer und zuletzt zwei Mal hintereinander Skiflug-Weltmeister, doch in dieser Saison gelingt ihm nichts mehr. „Es läuft einfach nicht“, sagt er hilflos und hartnäckig.

Seit Freitag ist im slowenischen Planica wieder Skiflug-WM, und während der form- und freudlose Titelverteidiger Hannawald sich nach zwei von vier Durchgängen mit dem 17. Platz begnügen musste, liegt Georg Späth deutlich in Führung vor den Finnen Tami Kiuru und Janne Ahonen. Späth hat Chancen, am heutigen Samstag Hannawalds Nachfolger und damit Weltmeister zu werden (10.15 Uhr, live bei RTL). Das wäre eine ziemliche Sensation, aber auch nur ein weiteres Mal Ausdruck der Verschiebungen in der deutschen Mannschaft. Späth und Michael Uhrmann (Platz 13) haben Hannawald und Martin Schmitt (nach dem ersten Durchgang ausgeschieden) längst den Rang abgelaufen.

Das hat sich zuletzt in Oberstdorf gezeigt, wo Späth Vierter wurde, und in Willingen, wo er auf Rang zwei sprang, und das zeigt sich nun noch spektakulärer in Planica, wo Späth vier Tage vor seinem 23. Geburtstag allen davongeflogen ist. 225 Meter waren es im zweiten Durchgang, so weit ist überhaupt noch nie ein Deutscher geflogen. „Saugeil“, lobte Späths Zimmergenosse Michael Uhrmann. „Jetzt kann er sogar Weltmeister werden, unglaublich.“ Sollten die Durchgänge drei und vier angesichts des angekündigten starken Windes am Samstag womöglich abgesagt werden, dann hätte Späth den Titel sogar ohne weitere Sprünge sicher.

Er selbst bemühte sich allerdings um Gelassenheit. „Es läuft ganz gut.“ Der Absolvent des Skispringer-Internats von Oberstdorf hat eine simple Erklärung für seinen Rekordflug: „Beim Springen hat’s zuletzt geklappt, und dann klappt’s halt auch beim Fliegen.“ Von einer neuen Rollenverteilung im deutschen Team will Späth allerdings noch immer nichts wissen. „Die Hierarchie in der Mannschaft hat sich über Jahre hinweg aufgebaut, und an der wird sich so schnell auch nichts ändern“, sagte er. Immerhin: Späth arbeitet daran.

Ulrich Hartmann

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