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Sport: An Unsicherheit gewonnen

Schalke zeigt sich vom Pokal-Debakel in Frankfurt nicht erholt und verliert 0:1 beim Hamburger SV

Von Karsten Doneck, dpa

Die halbe Mannschaft redete auf Schiedsrichter Herbert Fandel ein. Alles Bitten und Flehen half nicht. Vergebliche Mühe war es auch, dass die Profis von Schalke 04 den Übeltäter hinter ihren Rücken versteckt hatten. Fandel, der Referee aus Kyllburg, zückte die Gelbe Karte gegen die Nummer zwei für ein Foul an der Außenlinie an Timothee Atouba. Und weil Christian Poulsen schon in der ersten Halbzeit für ein anderes Foul die Gelbe Karte gesehen hatte, hieß das Gelb-Rot. Damit für die letzte halbe Stunde in Unterzahl versetzt, konnte Schalke das Geschehen nicht mehr wenden. Der Hamburger SV fügte vor 55 800 Zuschauern in der ausverkauften AOL-Arena den Schalkern mit 1:0 (1:0) die erste Saisonniederlage in der Bundesliga zu, und Sportchef Dietmar Beiersdorfer verkündete zufrieden: „Wir sind gut dabei, bleiben oben dran, und das ist unser Ziel.“

Dem HSV kam entgegen, dass die Schalker nach dem 0:6-Pokal-Debakel am Mittwoch in Frankfurt unter großer Verunsicherung litten. Mausgrau waren die Trikots der Gäste, mausgrau anfangs auch ihre Leistungen. Bei vielen Pässen auf die Außenpositionen versprangen den dort postierten Schalker Spielern die Bälle ins Seitenaus. Ein Stürmer wie Kevin Kuranyi kniete sich zwar mit Leidenschaft in seine Aufgabe hinein, neigte aber auch zu Fouls, die die eigenen Angriffsbemühungen unterbanden.

Auch ohne den gesperrten Spielmacher Rafael van der Vaart bekamen die Hamburger das Geschehen schnell in den Griff. „Die erste Halbzeit war so ziemlich das Beste, was wir in dieser Saison geboten haben“, stellte David Jarolim, beim HSV eine Art Ballschlepper der ganz alten Fußballschule, zufrieden fest. Auch Trainer Thomas Doll lobte „das hohe Tempo bei uns“ und sagte: „Wir sind aggressiv in die Zweikämpfe gekommen, und hinten haben wir immer die Ordnung behalten.“ Das frühe Tor gab den Hamburgern Sicherheit. Da hatten die Schalker einen Schuss von Sergej Barbarez noch abblocken können, allerdings sehr unkontrolliert, der Ball fiel Mehdi Mahdavikia vor der Füße und der schoss das 1:0 heraus.

Von Mahdavikia war das Tor nicht unbedingt zu erwarten. Er tauchte erneut als rechter Verteidiger auf. Eine Rolle, für die er sich seinem Trainer selbst vorgeschlagen haben soll. Doll hatte das akzeptiert und nicht die schlechteste Lösung gefunden. Dass Mahdavikia hinten nicht als der große Zerstörer abräumt, kümmert wenig, wenn er in der Offensive den Druck macht wie gegen Schalke. „Mehdi hat sich das Tor für seine engagierte Vorstellung verdient“, lobte Beiersdorfer. Der HSV hätte zur Pause höher führen müssen, hatte aber Pech, als Stefan Beinlich mit einem Freistoß nur die Querlatte traf.

„Es war abzusehen, dass der HSV dem hohen Tempo der ersten Halbzeit irgendwann Tribut zollen musste“, sagte Schalkes Trainer Ralf Rangnick. Doch der Platzverweis für Poulsen durchkreuzte die Pläne der Gäste. Erstaunlich trotzdem, dass der HSV in Überzahl seine Souveränität etwas einbüßte. „Da hatten wir wohl gedacht, die Sache schon fest im Griff zu haben“, sagte Doll. Und dennoch konnte der HSV-Trainer feststellen: „Stefan Wächter, unser Torwart, hat sich ja kaum einmal wirklich auszeichnen können.“ Auch ein Indiz dafür, dass der Sieg der Hamburger hochverdient war. Selbst Rangnick war beeindruckt: „Der HSV hat eine sehr gute Entwicklung genommen, deshalb steht er jetzt auch sechs Punkte vor uns.“

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