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Sport: Anblasen statt abblasen

Die Formel-1-Teams beenden ihren Auspuffkrieg

Der Auspuffkrieg ist beendet – auch wenn die endgültige Bestätigung durch die Fia noch aussteht. Ab dem Nürburgring-Rennen wird wieder nach dem Reglement gefahren, das beim GP von Europa in Valencia galt. Also: Angeblasene Diffusoren ja, spezielle Extremvarianten davon im Qualifying nein.

Seit dem letztem Jahr perfektionierten gerade die Top-Teams ein System, bei dem die Motoren durch eine automatische Zwischengaseinstellung auch dann Abgase produzierten, wenn der Fahrer gar kein Gas gab. Je nach unterschiedlichem Motorenkonzept durch Öffnen der Drosselklappen, zum Teil durch zusätzliche Benzineinspritzung und Verbrennung. Mit diesen Abgasen wurden kontinuierlich die Diffusoren angeblasen, was mehr Abtrieb erzeugt und damit höhere Kurvengeschwindigkeiten ermöglicht.

Ab dem Silverstone-Grand Prix sollte das nun komplett verboten sein, auf Druck einiger kleiner Teams hatte die Fia zunächst entschieden, das entspreche nicht dem Reglement, da so der Motor zum aerodynamischen Hilfsmittel werde. Mercedes und Renault argumentierten, dass mit den neuen Einstellungen die Haltbarkeit ihrer Motoren nicht gewährleistet sei, sie würden schließlich schon seit langem anders gefahren. So bekam zunächst Mercedes ein Zugeständnis, dann Renault. Am Samstag ruderte die Fia zurück: „Wenn die Teams sich einstimmig einigen, dass es das Beste wäre, das Verbot zurückzunehmen, dann werden wir das ab dem Nürburgring tun.“

Doch das mit der Einstimmigkeit war dann wie üblich nicht so einfach. Zwar wollte McLaren-Chef Martin Whitmarsh, der mit seinem Protest gegen das Zugeständnis an Renault am Freitag den ganzen Ärger erst ins Rollen gebracht hatte, nun plötzlich ganz, ganz schnell zurück auf den Valencia-Stand, weil er gemerkt hatte, dass McLaren mit dem Verbot noch größere Probleme bekam als Rivale Red Bull. Doch Ferrari und Sauber wollten zunächst nicht unterschreiben.

Am Ende war es Formel-1-Boss Bernie Ecclestone, der am Sonntag kurz vor dem Start in einem Gespräch mit Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali wohl so deutlich klarmachte, dass jetzt Schluss sein müsse mit dem Theater, dass Ferrari schließlich nachgab – und im Schlepptau dann natürlich auch Sauber, die ja mit den italienischen Motoren fahren. Ferrari hatte, wie sich in Silverstone zeigte, von dem „Anblasverbot“ am meisten profitiert, weil es den Italienern nie gelungen war, das System mit ihren Motoren in gleichem Maße zum Funktionieren zu bringen wie Renault und Mercedes. Logisch also, dass Domenicali nicht begeistert war, auf Druck von oben den Rückzieher machen zu müssen: „Ja, ich gehe davon aus, dass das jetzt geregelt ist“, sagte er am Sonntagabend, „wir müssen auch irgendwann einen Schlussstrich ziehen, denn das alles hat niemandem mehr etwas gebracht. Ich bin zwar nicht mit allem einverstanden, wie das läuft und lief, aber im Gesamtinteresse des Sports musste jetzt was passieren.“

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