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Sport: Angriff nach Abpfiff

BFC-Fans randalieren nach 0:3 gegen Lautern

Berlin - Die Spieler des BFC Dynamo standen noch vor ihrer Fankurve und ließen sich feiern. „Hoch soll’n se leben“, sang der Anhang der Berliner trotz der 0:3 (0:2)-Niederlage gegen den 1. FC Kaiserslautern. Doch die feierliche Stimmung währte nicht mehr lange. Auf der anderen Seite formierte sich das Rollkommando. Weil die Lauterer Anhänger kurz vor Ende des Spiels mit weißen Taschentüchern gewinkt hatten, fühlten sich gut hundert BFC-Fans so weit provoziert, dass sie nach dem Abpfiff eigenhändig zur Rache schritten. Sie stürmten den Fanblock der Lauterer. Nach Angaben der Polizei waren allein 18 verletzte Polizisten zu beklagen. Von 27 vermeintlichen Tätern wurden die Personaldaten aufgenommen, zudem wurden insgesamt 50 Ermittlungsverfahren eröffnet. Es war das böse Ende eines bis dahin durchaus gelungenen Fußballnachmittags. 10 104 Zuschauer wollten den Pokalauftritt des Berliner Fünftligisten sehen, so viele wie nie zuvor nach der Wende bei einem Spiel des DDR-Rekordmeisters. Und die Stimmung war prächtig, obwohl das Spiel nach knapp einer halben Stunde durch die Tore von Ivo Ilicevic und Christian Tiffert entschieden war. Nach der Pause ließ Thanos Petsos das 3:0 folgen. „Wir waren gar nicht in der Lage, in die Zweikämpfe zu kommen“, sagte BFC-Trainer Heiko Bonan. „Aber Lautern ist auch nicht unser Niveau.“

Die Fans des BFC feierten trotzdem und machten eine Menge Alarm. Dass der Klub mit Teilen seiner Fanszene jedoch immer noch auf dünnem Eis wandelt, zeigte sich eine gute Viertelstunde vor Schluss, als auf der BFC-Geraden eine ganze Serie von Böllern gezündet wurde, Nebelschwaden über den Platz zogen und die Begegnung für gut fünf Minuten unterbrochen werden musste. Es sollte nur ein harmloses Vorspiel dessen sein, was nach den Schlusspfiff passierte.

„Es ist eine einzige Katastrophe“, sagte BFC-Pressesprecher Martin Richter, der bei den Lauterer Fans um Entschuldigung für die Ausschreitungen bat. „50 oder 100 Idioten machen ein Spiel mit 10 000 Leuten kaputt.“ Das wollte der Klub bei seinem ersten nationalen Auftritt seit mehr als einem Jahrzehnt unbedingt vermeiden. Zuletzt hatten alle Beteiligten immer wieder beteuert, dass Dynamo sich geändert habe und mit Macht gegen das alte Image des Klubs angekämpft. Seit einem Jahr predige er, dass der BFC anders sei, als die Leute immer noch glaubten, sagte Trainer Bonan. „Ich war überzeugt, dass er nicht mehr in dieses Klischee reinpasst, aber heute wurde ich Lügen gestraft.“

Kaiserslauterns Spieler hatten die Ehrenrunde gerade beendet, als die Randale losbrach. „So ein Saftladen“, schimpfte der FCK-Verteidiger Mathias Abel, „und die Polizei steht daneben und schaut nur zu.“ In der Tat konnten die Krawallmacher ohne größere Hindernisse in den gegnerischen Block gelangen, nach Auskunft der Polizei hätte das im Stadion der Ordnungsdienst verhindern müssen – der aber hielt sich offensiv zurück. Immerhin bekamen die Polizisten die Situation relativ schnell wieder unter Kontrolle.

Den BFC Dynamo werden die Vorfälle wohl noch lange beschäftigen, mindestens eine Geldstrafe droht. Ein Fan im BFC-Hemd war fassungslos: „Die schaffen es noch, dass ich mich schäme, dieses Trikot zu tragen.“ Stefan Hermanns

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