zum Hauptinhalt

Sport: Angst vor dem nächsten Fehlgriff

Bill Stewart ist nicht unbedingt als Frohnatur bekannt. Das Mienenspiel des Trainers der Mannheimer Adler aus der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) variiert selten.

Bill Stewart ist nicht unbedingt als Frohnatur bekannt. Das Mienenspiel des Trainers der Mannheimer Adler aus der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) variiert selten. Auch am Sonntagabend, nachdem seine Mannschaft den EHC Eisbären Berlin in Hohenschönhausen mit 5:1 düpiert hatte, waren Stewarts Gesichtszüge frostig - wie gewohnt. Immerhin hatte der Kanadier einige liebe Worte für den Verlierer übrig. Stewart reduzierte die Gründe des Mannheimer Sieges auf die Torwartprobleme bei den Eisbären: "Ohne deine Nummer eins im Tor hast du es in dieser Liga sehr schwer, ein Spiel zu gewinnen. Richard Shulmistra gehört für mich zu den besten drei Torhütern der Liga."

Stewart hatte damit höflich umschrieben, dass die Leistung des Eisbären-Ersatztorhüters Oliver Jonas recht mäßig war. Trotzdem, so wie Stewart redet nur einer, dem die Erfolge nur so zufliegen - auch deshalb, weil sie beim Finanzkrösus Mannheim mehr Geld für Spieler haben als bei jedem anderen Klub in der Liga. Stewart prophezeit, das Niveau der DEL werde im nächsten Jahr noch einmal "um zehn Prozent" steigen. In Amerikas besten Profiligen gäbe es schließlich nur 500 Arbeitsplätze für Eishockeyspieler, rechnete der Trainer der Adler vor. Der Rest wird sich zu einem großen Teil Richtung DEL orientieren, orakelte Stewart.

Was Reste-Verwerter Stewart gut finden mag, kann auch als Schreckensvision gesehen werden. Zwar ist die DEL nicht nur ein Tummelplatz für Spieler, die in Nordamerika versagt haben, aber Nischen gibt es in der Liga schon. Beim EHC Eisbären sind sie in dieser Saison besonders groß. Da verstecken sich etwa ein Scott Levins, ein Lee Sorochan oder ein Chris Marinucci, der laut Aussage von Eisbären-Manager Peter John Lee noch "vor zwei Jahren die gesamte International Hockey League dominierte". In der DEL hat Marinucci in 27 Spielen nur ein Tor erzielt.

Marinucci ist nur ein Beispiel für rund ein halbes Dutzend Fehlgriffe in der Einkaufspolitik der Eisbären, die sich Mitte der Saison nur schwer korrigieren lassen. Alle 14 Ausländerpositionen sind beim EHC besetzt, gute deutsche Spieler nur schwer zu bekommen. "Wir können uns doch jetzt nicht irgend so eine Pfeife holen, die dann doch nur auf der Bank sitzt", sagt Trainer Uli Egen. "Dann ärgere ich mich noch mehr."

In Nordamerika ist indes ein guter deutscher Spieler unterwegs, den eine Rückkehr in die Heimat durchaus reizt: Der aus Itzehoe stammende Sven Butenschön spielt bei den Hamilton Bulldogs in der American Hockey League (AHL). Mit einer Karriere in der NHL - dort kam Butenschön auf 40 Einsätze - dürfte es für den 25-Jährigen nichts mehr werden. "Butenschön wäre eine Möglichkeit", sagt Manager Peter John Lee. "Aber leider ist er ein Verteidiger und unsere Probleme liegen nicht in der Defensive." In der Tat, zumal Steve Walker, mit David Roberts erfolgreichster Torschütze beim EHC, wegen eines Bänderrisses für zwei Monate pausiert.

Die Hiobsbotschaft von Walker kommt ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, wo die Eisbären wieder einmal in eine Formkrise geschlittert sind und ein amüsantes vorweihnachtliches Programm vor sich haben: Heute treten die Berliner in Augsburg an, am Freitag in Nürnberg und am Sonntag kommt München nach Berlin. Alles Klubs, die in Play-off-Regionen rangieren - dort, wo die Eisbären mal hin möchten.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false