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Sport: Annamaria Polgar von den Volley Cats und Roland Tullner vom SC Eintracht Berlin

Szoszmosz findet Trainingslager grässlich. Dann nämlich muss sie ihr Zuhause, ein Hochhaus nicht weit vom Alexanderplatz, verlassen und in die Pension umziehen.

Szoszmosz findet Trainingslager grässlich. Dann nämlich muss sie ihr Zuhause, ein Hochhaus nicht weit vom Alexanderplatz, verlassen und in die Pension umziehen. Eine Katzenpension. Ist schon nicht so ganz einfach, das Leben als Haustier zweier ungarischer Volleyballprofis. Szoszmosz, ein schwarzes Kätzchen, gehört Annamaria Polgar von den Volley Cats und ihrem Freund Roland Tullner vom SC Eintracht Berlin.

Im Flur der Wohnung im neunten Stock hängt ein Poster mit einem Welpen, der eine Rose in der Schnauze trägt. In einer Glasvitrine im Wohnzimmer stehen Pokale, im Regal hocken Schafe mit Schal, ein Zebra mit Hut und ein kleiner Rabe. "In Ungarn habe ich 300 Stofftiere", erzählt die 26-jährige Annamaria Polgar schmunzelnd, während im Hintergrund "Viva" läuft.

Zuspielerin Polgar stellte zunächst bei Vasas Budapest. Mit dem Verein stand sie im CEV-Pokalfinale. Sie spielte zwei Jahre in Wien, kam im Sommer 1998 nach Berlin - und verstand zunächst überhaupt nichts. Wienerisch und Berlinerisch, das waren zwei Welten. Inzwischen spricht sie fließend deutsch, genauso wie Tullner, der zu seinem so gar nicht ungarisch klingenden Namen kam, weil "irgendein Ur-Ur-Urgroßvater einen deutschen Namen hatte". Tullner, der aus dem Städtchen Györ stammt, schmetterte drei Jahre ebenfalls in Wien, bei Donaukraft. Verliebt haben die beiden sich erst im letzten Sommer, beim Beachvolleyball in Ungarn. Dann ging es ganz schnell. "Anna hat mir die Telefonnummer von Trainer Martin Stallmaier gegeben, ich war zum Probetraining hier und es hat geklappt", erzählt der 22-jährige Tullner. Er ist ein lebhafter Typ, Freundin Annamaria eher still und zurückhaltend.

Polgar ist Zuspielerin, Tullner Diagonalspieler, beide haben im Verein ihren Stammplatz sicher. Die Volley Cats sind auf Play-off-Kurs, Tullner kämpft mit dem Drittletzten SC Eintracht um den Klassenerhalt. Annamaria Polgar hat rund 75 Länderspiele bestritten, ihr Freund spielte in der Junioren-Nationalmannschaft - ehe er vom Trainer ausgemustert wurde: "Er wollte mich in Ungarn halten. Als ich nach Wien gegangen bin, hat er mich vergessen." Aber auch diese Zeiten sind vorbei, inzwischen, so hat Tullner vernommen, hat sich der Bundestrainer seine Berliner Telefonnummer besorgt.

Gemeinsame Wochenenden sind selten, freie Wochenenden noch seltener. Manchmal schaffen sie es zumindest, sich bei den Spielen zuzugucken. Oft tritt Tullner aber am Sonnabendabend zuhause an, wenn Polgar mit den Cats unterwegs zu einem Sonntags-Auswärtsspiel ist.

Weltstadt Berlin: Kneipen, Feten und Konzerte an jeder Ecke. Doch davon bekommen die Leistungssportler so gut wie nichts mit, "nach zwei Trainingseinheiten pro Tag hat man keine Kraft mehr zum Ausgehen" (Tullner). Zumal der SC Eintracht im Horst-Korber-Zenrum in Charlottenburg trainiert. Für Tullner bedeutet das täglich eine ewige Fahrerei quer durch die Stadt.

Kürzlich rafften sie sich doch mal auf - und kamen, weil es sie beide an irgendeinem Körperteil zwickte, gerade mal bis zur nächsten Videothek. Der schlimmste Tag in seinem Leben, antwortet Tullner im Fragebogen des Eintracht-Saisonhefts, sei der gewesen, an dem er erfuhr, dass seine Freundin nicht kochen könne. Die Aussage sorgte für Aufsehen, von mehreren Leuten wurde Tullner, der arme Kerl, darauf angesprochen. "Dabei war das ein Witz", grinst er, "ich wollte nur was Lustiges schreiben."

Sowohl Polgars als auch Tullners Vertrag läuft zum Saisonende aus. Ob sie in Berlin bleiben, wissen die beiden noch nicht. Sie können sich, wenn die sportliche Perspektive fehlen sollte, durchaus eine Fortsetzung ihrer Europareise vorstellen. Eines ist klar: Die beiden gibt es nur im Doppelpack.

Helen Ruwald

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