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Vancouver 2010 - Eisschnelllauf

© dpa

Anni Friesinger-Postma: Das Knie, der Traum, der Spaß

Mit sexy Fotos und Angriffen auf den Team-Arzt machte sie Schlagzeilen, jetzt will Anni Friesinger-Postma auch mit einer Medaille von sich reden machen.

Wenn Anni Friesinger-Postma in Richmond am Donnerstag die 1.000-Meter-Strecke in Angriff nimmt, wird sie das nur als Außenseiterin tun. Probleme mit dem rechten Knie hatten die 16-malige Eisschnelllauf-Weltmeisterin immer wieder zurückgeworfen; bislang hat sie als bestes Saisonergebnis einen fünften Platz.

Im Kampf über zweieinhalb Runden muss sich nun zeigen, ob die Zuversicht der 33-jährigen Inzellerin wirklich berechtigt ist oder nur als Durchhalteparole fungierte. „Es gibt eine klar steigende Tendenz“, berichtete sie regelmäßig nach dem Training. „Aber das Knie verklebt immer noch und tut auch manchmal ein bissel weh.“ Die Flüssigkeit, die nach Belastungen das im Sommer 2008 operierte Knie anschwellen lässt, behindert sie noch in ihrer Beweglichkeit.

Ärger vor dem Start

Von Mario Bottesi, dem Mediziner der Shorttracker, fühlt sie sich indes gut betreut. „Er schaut sich fast jeden Tag das Knie an. Das passt schon.“ Vor dem Abflug hatte es zunächst Ärger gegeben, weil Friesinger ihre Ablehnung des in den Fall der doping-gesperrten Claudia Pechstein involvierten Team-Arztes Gerald Lutz öffentlich gemacht hatte.

Emotionalen Rückenwind erhofft sie sich vom Besuch ihres Ehemannes Ids Postma bei der 1500-m-Konkurrenz. „Die Tickets für ihn habe ich schon. Aber es ist noch nicht klar, ob er seinen kranken Vater alleinlassen kann und ob seine Kühe zuverlässig betreut werden“, sagte Friesinger-Postma, die seit August mit dem niederländischen Olympiasieger verheiratet ist und oft mit Kopftuch und Gummistiefeln dem Rinderzüchter auf dessen Bauernhof in Deersum bei Heerenveen zur Hand geht.

Nichts wünscht sich Friesinger mehr, als beim olympischen Abschied noch einmal Edelmetall nach Hause zu bringen. „Wenn ich morgens im olympischen Dorf aufwache, dann habe ich einen herrlichen Blick über das Wasser zur Medals Plaza. Dann denke ich immer: Da willst du hin.“ Entscheidend wird dabei sein, wie sie ihre Probleme beim Start in den Griff bekommen und ob die Psyche mitspielen wird. Angesichts der Knieprobleme traut sie sich nicht, explosiv abzudrücken und verliert wichtige Zehntelsekunden, wie zuletzt beim einzigen Test in Richmond. Dort waren selbst zwei Russinnen schneller als sie.

Kanadierin Nesbitt ist die große Favoritin

„Die Russinnen müssen wir beachten, sie haben Fortschritte gemacht“, sagt auch Trainer Gianni Romme. Auf eine Wette will sich der Doppel-Olympiasieger von 1998 nicht einlassen. „Ich wette nie. Aber sie wird vorn mitlaufen. Das kann Platz eins sein, aber auch Rang acht. Die große Favoritin heißt Christine Nesbitt. Vor ihrem Heimpublikum wird sie explodieren.“

Ihre Schlittschuhe musste Friesinger noch einmal kurzfristig neu präparieren lassen, weil sich die Halterungsschiene für die Kufen gelöst hatte. „Da bin ich überaus pingelig“, sagte sie, schob aber gleich nach: „Eigentlich bin ich eine Mischung aus pingelig und chaotisch.“ Sie bemüht sich auch aber, trotz aller Anspannung eine gewisse Lässigkeit zu dokumentieren. „Ich habe alles gewonnen. Jetzt will ich Olympia genießen.“ (dpa)

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