zum Hauptinhalt

Sport: Anstoß für Angela Merkel

Die Große Koalition setzt im Sport auf bekanntes Personal – Streit droht um die Dopingbekämpfung

Berlin - Am kommenden Freitag wird sie zum ersten Mal zu besichtigen sein: die Große Koalition der Sportpolitik. Beim Bundestag des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) in Leipzig wird dann Gerhard Schröder (SPD), bis vor kurzem Bundeskanzler, die Ehrenmitgliedschaft des größten Fußballverbandes der Welt verliehen. Angela Merkel (CDU), seit kurzem Bundeskanzlerin, wird eine sportpolitische Rede halten.

Im Sport will die Politik auch unter CDU-Führung als aktiv Handelnder auftreten. Deutlich wird das nicht nur an markigen Worten des neuen Vorsitzenden des Bundestags-Sportausschusses Peter Danckert (SPD) zur Sportpolitik, sondern auch an den jetzt abgeschlossenen personellen Veränderungen im für Sport zuständigen Bundesinnenministerium. Im Haus des neuen Sportministers Wolfgang Schäuble (CDU) bleibt dabei überraschend vieles beim Alten. So behält der beamtete Staatssekretär Göttrik Wewer (SPD) zunächst seinen Posten und damit seine Zuständigkeit für den Sportbereich. Bei seinem Amtsantritt rief Schäuble dem überraschten Wewer zu, keine Abschiedsfeier zu planen: „Sie werden noch gebraucht.“ Sogar seinem Amtsvorgänger Otto Schily (SPD) überließ Schäuble mehrere eigentlich dem amtierenden Minister zustehende Posten. So behält Schily seinen Sitz im Aufsichtsrat des WM-Organisationskomitees; Schäuble hat einen weiteren Sitz eingenommen. Zudem bleibt der 73-jährige Schily im Beirat des „FC Deutschland“, der eine Sympathiekampagne für den WM-Standort Deutschland organisiert.

Geht es nach dem Sportausschuss-Vorsitzenden Danckert, könnte Schily auch das vakante Amt des Vorsitzenden des neuen Großverbands Deutscher Olympischer Sportbund übernehmen – wenn sich die Funktionäre des Nationalen Olympischen Komitees und des Deutschen Sportbundes denn am 10. Dezember in Köln auf eine Fusion einigen. „Für eine Übergangszeit braucht der neue Verband einen starken Vorsitzenden, der im Sportbereich anerkannt ist“, sagte Danckert dem Tagesspiegel. Für diesen Vorschlag sind jedoch Satzungsänderungen notwendig – bisher gibt es eine Altersgrenze von 65 Jahren für den Posten.

Ein weiterer Vertrauter Schilys behält seinen Posten: Jürgen Rollmann, 38, bleibt WM-Koordinator im Innenministerium. Beim ehemaligen Fußballtorwart laufen Kompetenzen aus 13 Ministerien, Bundespresseamt und Kanzleramt zusammen. Nur ein Spieler in Schäubles Sport- Team ist neu: Christoph Bergner, 57, folgt Ute Vogt (SPD) als parlamentarischer Staatssekretär. Der ehemalige Ministerpräsident Sachsen-Anhalts ist seit 1995 Präsident des mitgliederstarken SV Halle und gilt als Förderer des Breitensports.

Trotz der Kontinuitäten deuten sich Konflikte an. Zwar wurde dem Vernehmen nach auf Druck des SPD-Vorsitzenden Matthias Platzeck der „Goldene Plan Ost“ zur Sportstättenförderung in den Koalitionsvertrag aufgenommen. Forderungen aus dem Sportausschuss des Bundestages, ein 50 Millionen schweres, gesamtdeutsches Investitionsprogramm aufzulegen, werden von Haushaltspolitikern aus SPD und Union jedoch als „illusorisch“ bezeichnet. Bei der Frage möglicher Sanktionen gegen die Sportverbände, falls diese doch nicht fusionieren und damit effizienter werden sollten, gibt es Dissens. Das Innenministerium hält sich zurück, der SPD-Politiker Danckert sagt dagegen, das Parlament könne alles andere als eine Fusion „nicht akzeptieren“.

Weiterer Streit droht beim Anti-Doping-Gesetz. „Wir brauchen einen neuen Straftatbestand, um den Leistungssport vor Betrug zu schützen“, sagt Danckert. Im Innenministerium, das hier den skeptischen Sportverbänden traditionell nahe steht, wird er dafür viel Überzeugungsarbeit leisten müssen. Um einen Termin bei Sportminister Schäuble hat Danckert schon gebeten – und erhofft sich dabei vom CDU-Politiker eine bessere Zusammenarbeit als mit dem oft eigenständig agierenden SPD-Vorgänger Schily.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false