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Jubeln um jedes Pünktlein. Torschütze Alexander Esswein (r.) und Mitchell Weiser freuen sich über Herthas Tor zum 1:1 in Hoffenheim.

© Uwe Anspach/dpa

Anstrengende Saison: Hertha BSC muss hamstern für den Herbst

Nach Zahlen ist Trainer Pal Dardai mit seiner Mannschaft noch nie so schlecht gestartet wie in dieser Saison. Der sieht sein Team in der „Sammelphase“ – denn die Saison wird noch lang.

Die ersten Wochen einer Saison in der Fußball-Bundesliga sind von großer Sprunghaftigkeit gekennzeichnet. Nichts ist von Dauer. Nehmen wir nur Hannover 96. Am Freitag hat der Aufsteiger seine erste Tabellenführung seit 48 Jahren gefeiert. Zwei Tage später, am Ende des vierten Spieltags nämlich, hat diese Tabellenführung im Grunde nie existiert. Sollte Hannover in drei Monaten mal wieder Erster der Bundesliga werden, wäre es für 96 nicht die erste Tabellenführung seit drei Monaten – sondern schon wieder die erste seit 48 Jahren. So ist das in diesen Wochen. Ein Spiel kann alles verändern. Wer heute noch Titelaspirant ist, findet sich nur eine Niederlage später im Abstiegskampf wieder.

Gerade jetzt geht es darum, sich entsprechend zu positionieren, nicht zu früh den Anschluss zu verlieren, wie es der 1. FC Köln erlebt, der nach vier Spielen noch ohne Punkt ist und erst ein Tor erzielt hat. „Wir sind in der Sammelphase“, sagt Herthas Trainer Pal Dardai. Jetzt geht es darum, Punkte zu hamstern für einen langen und anstrengenden Herbst. Die Berliner sind mit ähnlichen Voraussetzungen in die Saison gestartet wie die Kölner. Beide sind zum ersten Mal seit Jahren wieder im Europapokal dabei. Damit muss man erst einmal klar kommen, was den Berlinern bisher deutlicher gelingt als dem FC.

Saisonziel: Top Ten

„Nach meiner Einschätzung stehen wir vernünftig da“, sagt Dardai. In der Vergangenheit hat Herthas Trainer immer in Fünf-Spiele-Intervallen geplant und gedacht, jeweils für fünf Spiele eine Punktzahl als Ziel ausgegeben. Davon hat der Ungar in dieser Saison Abstand genommen. Jetzt will er immer nur das nächste Spiel gewinnen, um der Mannschaft nicht noch zusätzlichen Druck aufzuhalsen. Die Situation ist ohnehin schon kompliziert genug, weil für die Spieler alles neu und ungewohnt ist. Wie kommt die Mannschaft mit der Mehrbelastung durch den Europapokal zurecht? Welche Auswirkungen hat die verschärfte Rotation auf den Rhythmus des Teams? Dass die Spieler und das Trainerteam vor dieser Situation durchaus Respekt hatten, ist nicht zuletzt in ihrem eher defensiven Saisonziel zum Ausdruck gekommen. Ein Platz in den Top Ten der Liga soll am Ende der Saison es sein.

Aktuell liegt die Mannschaft als Elfter leicht hinter dem eigenen Ziel zurück. Aber was heißt das schon? Gewinnt die Mannschaft am Mittwoch ihr Heimspiel gegen Bayer Leverkusen, ist bei entsprechenden Ergebnissen der Konkurrenz ein Sprung auf Platz sechs möglich. Fünf Punkte aus vier Spielen sind okay, gegen Bremen vor zehn Tagen hätten es zwei mehr sein dürfen, sagt Dardai, dazu aber habe die Mannschaft nicht gut genug gespielt.

Schlechter Start

Allein den Zahlen nach ist Hertha so schlecht in die Saison gestartet wie noch nie zuvor unter Dardai. Vor zwei Jahren hatte die Mannschaft sieben Punkte nach vier Spielen, in der Vorsaison waren es sogar neun. Der gute Start war jeweils der Beginn einer erfolgreichen Hinrunde, von der das Team dann auch in der zweiten Saisonhälfte noch gezehrt hat. Das wird in diesem Jahr vermutlich anders sein. Andererseits rechnet Manager Michael Preetz vor, dass Hertha in der vorigen Saison zu Hause gegen Bremen und in Hoffenheim sogar verloren hat, die Mannschaft diesmal also schon zwei Punkte mehr geholt hat.

Das 1:1 in Hoffenheim am Sonntag war der erste Punktgewinn in Sinsheim nach drei Auswärtsniederlagen hintereinander gegen die TSG. „Wir haben einen guten Weg eingeschlagen“, sagt Rainer Widmayer. Für den Assistenten von Pal Dardai war der Auftritt gegen die TSG „ein taktisch richtig gutes Spiel“. Hertha habe Hoffenheims Trainer Julian Nagelsmann "vor große Aufgaben gestellt, er hat keine Lösungen gefunden". Das war eine durchaus erfreuliche Erkenntnis für Herthas Trainerteam: Die Rotation führt zu keinen gravierenden Qualitätseinbußen. Hertha war auch in Sinsheim in veränderter Besetzung einwandfrei als Hertha zu erkennen: gut organisiert, defensiv stabil und damit schwer zu knacken.

"Die Spieler waren frisch"

Gegen Bilbao, zum Auftakt der Europa League, hatte Dardai seine Mannschaft auf fünf Positionen verändert; gegen Hoffenheim kamen drei Neue ins Team. So wird es auch am Mittwoch gegen Leverkusen weitergehen. Kapitän Vedad Ibisevic und Salomon Kalou werden in die Startelf zurückkehren, vermutlich auch Niklas Stark; Alexander Esswein hingegen, der gegen Hoffenheim den 1:1-Endstand erzielt hatte, wird seinen Platz in der Mannschaft vermutlich wieder einbüßen.

Genauso hat Hertha das seit Beginn der Vorbereitung immer wieder kommuniziert. Aber von der Rotation zu reden ist das eine. „Es ist wichtig, dass man das macht“, sagt Manager Michael Preetz. „Die Spieler waren frisch.“ Frischer als die Hoffenheimer, die ebenfalls am Donnerstag im Europapokal gespielt hatten.

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