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Yahia

© dpa

Anthar Yahia: "Nach unserer Angst fragt niemand"

Bochums Anthar Yahia über die Sicherheit beim Afrika-Cup und den Fehlstart seines algerischen Teams.

Herr Yahia, während der Gruppenphase des Afrika-Cups sind Sie mit der algerischen Mannschaft in Angolas Hauptstadt Luanda untergebracht. Fühlen Sie sich hier sicher?



Wir sind in einem einigermaßen vernünftigen Hotel mitten in der Stadt untergebracht. Das verlassen wir halt nicht. Vor dem Hotel patrouillieren Uniformierte und unser Weg zum Trainingsgelände dauert nur fünf Minuten mit dem Bus. Es ist kein Luxus, aber es ist okay und wir fühlen uns nicht unsicher.

Sollte Algerien Gruppenzweiter werden, müssten Sie mit Ihrem Team zum Viertelfinale nach Cabinda, wo die togoische Mannschaft von Rebellen attackiert wurde. Haben Sie Angst vor so einer Reise?

Wir alle waren geschockt von dem Drama um das togoische Team. Dass ein Fußballfest zu solchen Attacken missbraucht wird, hat uns erschreckt und wirklich traurig gemacht. Nach unserer Angst fragt uns aber niemand. Wir haben ganz einfach die Pflicht, dort anzutreten, wozu der Spielmodus uns zwingt. Wir verlangen aber nicht mehr und nicht weniger, als dass die angolanischen Veranstalter ihre Sicherheitsvorkehrungen derart intensivieren, dass wir geschützt sind. Ich hoffe wirklich sehr, dass sie das auch tun.

Hier in Angola ist es sehr heiß. Sollte man bei Temperaturen um 35 Grad und einer Luftfeuchtigkeit von mehr als 80 Prozent überhaupt Fußball spielen?

Beim Spiel gegen Malawi war die Mittagshitze schon extrem. Es war wie im Glutofen: Temperaturen an die 40 Grad Celsius, kein Wind. Ich denke schon, dass die an solche Hitze gewöhnten Spieler aus dem tropischen Afrika hier Vorteile haben. Wir Nordafrikaner tun uns da schwerer. Was zudem auch für die Spieler ein ganz komisches Gefühl war: Es waren überhaupt keine Zuschauer im Stadion. Es war totenstill. Irgendwie bizarr.

Auf dem Platz sind Sie als Favorit beim 0:3 auch regelrecht untergegangen.

Wir haben uns einfach wirklich dumm angestellt. Wir sind dem Gegner ins offene Messer gelaufen, haben uns wie die Anfänger auskontern lassen.

Muss man sich schon Sorgen machen, dass Algerien gar nicht gut genug für eine WM-Endrunde sein könnte?

Nein, unsere Leistung war nicht das, was wir zeigen können. Ich denke, dass die Mannschaft mit dem Druck des Favoriten nicht relaxt genug ins Spiel gegangen ist. Wir waren übermotiviert, weil wir unseren Fans in der Heimat etwas Besonderes zeigen wollten. Und das ist bei dieser Hitze so richtig in die Hose gegangen.

Sie hatten eine Schambeinentzündung und haben seit Mitte November kein Spiel mehr absolvieren können. Wann sehen wir Sie wieder auf dem Platz?

Vielleicht schon am Donnerstag im nächsten Spiel gegen Mali. Ich bin seit einer Woche wieder im Mannschaftstraining und habe keine Beschwerden mehr.

Es gab im Vorfeld des Afrika-Cups ein wildes Gezerre um Sie zwischen dem algerischen Verband und Ihrem Klub VfL Bochum, der sie angesichts Ihrer Verletzung gern in Deutschland behalten hätte. Sind Sie froh, jetzt nicht im winterlichen Deutschland spielen zu müssen?

Nein, es geht überhaupt nicht darum, wo ich lieber spielen würde. Meine Nationalmannschaft hat mich zu diesem Turnier eingeladen und da ist es ganz einfach meine Pflicht, auch herzukommen. Kein Algerier würde verstehen, wenn ich in Bochum geblieben wäre und mein Land im Stich gelassen hätte. Wir haben in Algerien 35 Millionen enthusiastische Fußballfans – die kann ich ganz einfach nicht enttäuschen. Wäre ich in Deutschland geblieben, hätte das niemand verstanden. Und es hätte mir auch niemand verziehen.

Das Gespräch führte Olaf Jansen.

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