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Lippenbekenntis. Pechstein zeigt, was sie von ihren Kritikern erwartet.

© REUTERS

Claudia Pechstein: Antworten auf Eis

Mühelos für die WM qualifiziert: Eisschnellläuferin Claudia Pechstein überrascht in Salt Lake City mit einem starkem Comeback. Nicht alle gönnen ihr diesen Erfolg.

Salt Lake City - Die skeptischen Blicke der Weltelite haben Claudia Pechstein nicht einschüchtern können. Drei Tage vor ihrem 39. Geburtstag gelang der Berlinerin in Salt Lake City am Samstag mühelos die Qualifikation für die diesjährige Weltmeisterschaft in Inzell. Gleich über zwei Strecken konnte die Rückkehrerin den Sieg holen – über 1500 Meter und 5000 Meter. Nach dem zweiten Rennen fiel Pechstein, die zwei Jahre lang wegen erhöhter Blutwerte nicht hatte starten dürfen, noch auf dem Eis ihrem Freund in die Arme. Groß war der Jubel auch bei Chefcoach Markus Eicher. „Es ist unglaublich, in welcher Verfassung sie sich hier vorgestellt hat“, sagte Eicher. Für die Heim-WM vom 10. bis 13. März gilt Pechstein nun sogar als Medaillen-Hoffnung.

„Das ist der blanke Wahnsinn. Ich habe alle Antworten auf dem Eis gegeben“, sagte die Berlinerin freudestrahlend. Über ihre starken Zeiten war die zweifache Goldgewinnerin selber überrascht. Die 6:51,62 Minuten über 5000 Meter am Freitag waren die viertschnellste Zeit ihrer Karriere. Den Sieg über 1500 Meter holte sie in 1:55,38 Minuten. „Ich habe mir selbst bewiesen, dass ich noch immer in der Lage bin, in der absoluten Weltspitze mitzumischen“, sagte Pechstein.

Mit ihren Erfolgen qualifizierte sich Pechstein auch gleich für das Weltcup-Finale in Heerenveen vom 4. bis 6. März. Kritische Stimmen ließen nicht lange auf sich warten: „Ich denke, es wird immer einen gewissen Verdacht geben. Einfach aufgrund der Sachen, die passiert sind“, sagte Olympiasiegerin und Sprint-Weltmeisterin Christine Nesbitt aus Kanada. Etwas kleinlauter gab sich Bart Veldkamp, der Pechstein zuvor als „ekelhaftes Geschwür“ des Eisschnelllaufs bezeichnet hatte. „Es ist eine große Leistung, nach zwei Jahren mit so viel Stress so zu laufen“, sagte der Coach des niederländischen TVM-Teams. Seine vorherigen Äußerungen nahm er allerdings nicht zurück und legte sogar nach: „Wir sind nicht froh, dass sie hier läuft.“

Pechstein schrieb auf ihrer Homepage, dass ihr ein Großteil der internationalen Eislauf-Familie einen herzlichen Empfang bereitet habe. „Von frostiger Atmosphäre mir gegenüber war nichts zu spüren. Ich habe mehr denn je das Gefühl, dass die meisten wissen, wie übel mir die ISU mitgespielt hat“, erklärte sie. Für Ärger hatte zuvor ihr Lebensgefährte Matthias Große gesorgt, der sich wegen einer drohenden Disqualifikation über 5000 Meter zum wiederholten Mal mit der ISU anlegte. Diese hatte erwogen, eine leichte Berührung mit der Amerikanerin Maria Lamb beim Überholvorgang zu bestrafen. „Es ist doch klar, dass die ISU alles versucht, um uns irgendwie zu schaden“, unterstellte er den Referees. Die Aktion wurde dann aber nicht als Behinderung gewertet.

Im Schatten von Pechstein und Stephanie Beckert, die einen dritten Platz erreichte, konnten auch die deutschen Männer überzeugen. Stephanie Beckerts Bruder Patrick gelang mit Platz vier über 10 000 Meter in deutscher Rekordzeit (13:08,54) das beste Ergebnis seiner Karriere. Der Erfurter buchte ebenso das WM-Ticket wie der Münchner Marco Weber (13:09,36) und Moritz Geisreiter (13:16,12) aus Inzell, die zuvor in der B-Gruppe Dritter und Fünfter geworden waren. Beide blieben dabei ebenfalls unter dem alten deutschen Rekord von Tobias Schneider (13:16,36). dpa

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