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Gleich schlägt's ein. Florian Busch wartet vor seinem Tor zum 3:0 auf den Pass von Mark Bell (nicht im Bild).

© Imago

Arbeiten für Platz sechs: Bei den Eisbären sind neue Tugenden gefragt

Die Eisbären müssen in der DEL eine Aufholjagd starten, wenn sie die Pre-Play-offs vermeiden wollen. Doch für das aufgrund von Verletzungen dezimierte Team stehen harte Wochen an.

Berlin - Constantin Braun zog an der gegnerischen blauen Linie zwei Gegenspieler auf sich, passte unter Bedrängnis nach links zu Mark Bell. Der lief mit der Scheibe Richtung Tor, verzögerte kurz und legte schließlich quer. Am rechten Pfosten stand Florian Busch ganz frei und musste nur noch die Kelle hinhalten, um einzuschieben. „Da haben wir Tic Tac Toe gespielt“, freute sich der Torschütze nach dem Spiel. Buschs Überzahltreffer zum zwischenzeitlichen 3:0 beim 3:2- Sieg am zweiten Weihnachtsfeiertag gegen den ERC Ingolstadt war der Höhepunkt einer Begegnung, in der die Eisbären ansonsten wenig Glanz ausstrahlten.

Dass die Mannschaft von Trainer Jeff Tomlinson angesichts zahlreicher Ausfälle derzeit eher Eishockey arbeitet als spielt, verwundert kaum. Dass sie sich in eigener Halle aber im letzten Drittel fast ausschließlich darauf beschränkte, den Puck irgendwie aus der eigenen Verteidigungszone zu befördern, schon mehr. „Wir haben uns zum Sieg gekämpft“, sagte Tomlinson, während Busch zugab: „Zum Schluss waren wir ein bisschen platt.“

Das Programm in den kommenden Tagen wird allerdings nicht leichter. Beginnend mit der Partie am Samstag gegen Straubing (18.30 Uhr, Arena am Ostbahnhof) müssen die Eisbären in den nächsten drei Wochen zehn Spiele in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) bestreiten. Danach wird man beim Meister wissen, wo die Reise in dieser Saison noch hingehen kann. Platz sechs, der die direkte Play-off-Qualifikation bedeutet, ist das erklärte Ziel. Im Moment liegen die Eisbären als Tabellenneunter zehn Punkte hinter dem Sechsten zurück. Eine Siegesserie ist praktisch ein Muss.

Doch ob die Mannschaft dazu kräftemäßig in der Lage ist, scheint fraglich. Tomlinson lässt wegen der momentanen Personalmisere zumeist nur mit drei Angriffsreihen agieren. Das geht an die Substanz. „Wir müssen schlauer spielen, Strafzeiten vermeiden und kurze Wechsel fahren“, sagt der Trainer. Den jungen Spielern aus der vierten Reihe traut Tomlinson wenig zu, da setzt er seine Hoffnungen sogar eher in die Werbepausen während eines Spiels. „Die Powerbreaks helfen uns in dieser Phase der Saison.“

Dass sich Tomlinson mit der Einschätzung der Fähigkeiten seiner Spieler aber durchaus irren kann, hat das Beispiel Sebastian Elwing bewiesen. Seinem Ersatztorwart hatte Tomlinson nach dem verletzungsbedingten Ausfall von Stammgoalie Rob Zepp noch die notwendige Klasse abgesprochen. Die Eisbären-Fans reagierten auf die unglücklichen Aussagen des Trainers mit feinem Gespür und stärkten Elwing gegen Ingolstadt demonstrativ den Rücken. „Die Fans haben mich super unterstützt. Die Nummer eins zu sein, ist ein gutes Gefühl“, kommentierte der Goalie seine herausragende Leistung.

Tomlinson hingegen musste sich Pfiffe vom Anhang gefallen lassen, was dem Eisbären-Trainer nicht entgangen war. „Ich habe einen Fehler gemacht“, sagte er dazu später und lobte Elwing für sein „super Spiel“. Der Trainer ist jetzt mehr denn je als Psychologe gefordert. Zeit für intensives Training bleibt kaum. Punkte sind trotzdem Pflicht – notfalls auch ganz ohne Tic Tac Toe. Jörg Leopold

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