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ARD-Moderator Hartmann über sein neues Verhältnis zu Völler: „Ich hatte große Glücksgefühle“

ARD-Moderator Waldemar Hartmann über die legendäre Wutrede des damaligen Fußball-Nationaltrainers Rudi Völler, seine größte journalistische Herausforderung und Schmusebären.

Herr Hartmann, schmerzen Ihnen bereits die Schultern, auf die alle hauen, weil Sie die Völler-Attacke so mannhaft ertragen haben?

Wenn ich nicht so standhaft wäre, würde ich schon zusammenbrechen, in der Tat.

Hatten Sie Völlers Offensive erwartet?

Dass er so ausbricht? Nein. Weil ich Rudi kenne, weiß ich aber, dass das Bild in der Öffentlichkeit von der Tante Käthe, immer blinzelnd, lächelnd, nur eine Seite ist. Als er Fußballer war, flogen Schuhe durch die Kabine. Er ist kein Schmusebär.

Fluchtgefühle, als es aus Völler herausbrach?

Im ersten Moment dachte ich: Was wird das jetzt? Dann hatte ich, ehrlich gesagt, große Glücksgefühle, weil ich vor meiner größten journalistischen Herausforderung stand, wie ich mit dieser spannungsgeladenen Situation umgehen soll. So muss es Günther Jauch und Marcel Reif gegangen sein, damals, als in Madrid ein Tor umfiel.

Hatten wir ein falsches Medienbild von Völler, weil die Medien ein falsches serviert haben?

Nein, wir haben heftig Kritik geübt an den Spielen nach der WM, und die waren fast alle schlecht. Wir schaffen kein Bild, das macht jeder von sich selber.

War Völlers Ausbruch kalkuliert?

Nein, das war eine Bauchentscheidung.

Hatte es Trapattoni-Qualität?

Im Unterhaltungswert nicht, weil die Trapattoni-Rede, wenn sie in perfektem Deutsch gehalten worden wäre, die Lacher nicht produziert hätte. Die Comedy-Qualität kam doch durch „Struuunz“ und „Flasche leer“.

Völler gegen Hartmann: Was lief da noch außerhalb des Live-Bildes?

Ich habe mit Rudi nicht gesprochen, weil er gebannt zugehört hat, was Delling und Netzer sagen. Dazwischen wurde nicht geredet.

Was macht Sie so cool, Herr Hartmann?

Vielleicht ist das ein Stück bayerische Mentalität, dass ich nicht so schnell die Ruhe verliere. Ich gehe immer davon aus, dass nicht ein Krieg erklärt, sondern über Fußball gesprochen wird. Außerdem weiß ich, dass die Gegenseite mich in dem Sinne respektiert: Der Hartmann versteht was vom Fußball.

Völler und die Fußballer aber kritisieren, dass die Unterhaltung im Vordergund steht.

Das mag sein, dass sie das trifft. Nur: Großes Geld gibt es nur in der Unterhaltung. Wenn ich mich in den Käfig zu den Löwen begebe, dann muss ich gefeit sein, dass einer kratzt.

Wird das am Mittwoch wieder so sein? Dann spielt Deutschland gegen Schottland. Und danach trifft Völler also wieder auf das ARD-Trio Hartmann, Delling, Netzer?

Ja, ich kenne zumindest keine Änderung. Ich werde dasitzen und wieder auf Rudi warten.

Angenommen, die Schotten siegen, und Völler kommt danach zu Ihnen ins Studio ...

Erstens: Ich werde den Rudi weiterhin duzen, wobei jetzt klar ist, dass das Du nicht bedeutet, dass da zwei Kumpels kungeln. Zweitens: Wir brauchen keinen Prolog mehr, wir können sofort anfangen. Und wenn Schottland 3:0 gewinnt, quasi der Worst Case eintritt, dann wird die erste Frage lauten: „Aber heute war’s wirklich Scheiße, oder?“

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