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Sport: Argentinischer Aufbruch

Der VfL Wolfsburg greift die Bundesligaspitze an

Von Karsten Doneck, dpa

Wolfsburg. Beim VfL Wolfsburg haben sie sich geärgert. Als in den Zeitungen diese Vergleiche gezogen wurden. Der VfL wurde da fast schon auf eine Stufe mit dem FC Bayern München und Borussia Dortmund gestellt, vom Etat her jedenfalls. Im Programmheft zum Spiel gegen den Hamburger SV am Sonntag erklärte dann VfL-Geschäftsführer Wolfgang Hotze, dass „Budget nicht gleich Budget“ sei. Die 48 Millionen Euro, mit denen der VfL Wolfsburg die Saison bestreite, seien schließlich ein Gesamtbudget, während die offiziell angegebenen 60 Millionen des FC Bayern München doch wohl nicht alles umfasse. Sie wehren sich eben noch beim VfL Wolfsburg, zu den ganz Großen der Fußball-Bundesliga gerechnet zu werden.

Aber sie wollen da hin. Finanziell sind sie dank Unterstützung vom ortsansässigen Volkswagenwerk auf dem besten Wege dazu, sportlich ließ die Mannschaft am Sonntag mit dem eindrucksvollen 5:1 gegen den HSV aufhorchen. Ziel des Klubs ist es, in absehbarer Zeit in die Champions League vorzustoßen: Wolfsburg im Fußball-Aufbruch. Sichtbarstes Zeichen dafür ist die für 53 Millionen Euro neu gebaute Volkswagen-Arena: ein edler Glaspalast, innen so stimmungsvoll wie es sich für ein reines Fußballstadion gehört.

In diesem Stadion spielt eine VfL-Mannschaft, die allmählich internationalen Ansprüchen genügen soll. Die Verpflichtung des Fußball-Exzentrikers Stefan Effenberg mag sportlich nicht allzu viel gebracht haben, aber sie war ein Zeichen. Die Bundesliga sollte merken: Seht her, in der Provinz Wolfsburg tut sich etwas. Effenberg ist längst ersetzt. Für neun Millionen Euro holte der VfL aus Buenos Aires den argentinischen Nationalspieler Andres D’Alessandro. 22 Jahre jung, Beine, so dünn wie Spargelstangen. Aber ein exzellenter Techniker, einer, der ein Fußballspiel zur Kunst erheben kann.

Gegen den HSV hörte D’Alessandro vereinzelt Pfiffe, nachdem ihm ein paar Abspielfehler unterlaufen waren. Nach der Pause drehte D’Alessandro auf, schoss ein wundervolles Tor zum 4:1, und als er nach 80 Minuten ausgewechselt wurde, gab es großen Beifall. Solche Schwankungen sind bei D’Alessandro zum jetzigen Zeitpunkt nicht verwunderlich. Kapitän Stefan Schnorr sagt: „Der Druck, der auf ihm lastet, ist enorm, deswegen war das Tor für ihn auch sehr wichtig.“

Drei Argentinier hat der VfL schon. Neben D’Alessandro noch Diego Klimowicz, der gegen den HSV zwei Tore schoss, und der zurzeit verletzte Pablo Quattrocchi. Das Trio wird erweitert. Von River Plate Buenos Aires leiht sich der Verein nun auch noch Juan Carlos Menseguez aus, einen 19-jährigen Stürmer. Volkswagen Argentina hat dafür gesorgt, dass River Plate Buenos Aires mit dem VfL kooperiert. Außerdem wurde am Montag noch der 20-jährige chilenische Verteidiger Waldo Ponce von Universidad de Chile ausgeliehen.

Die argentinische Fraktion gewinnt Spiele allerdings nicht allein. Zu Glanzform lief gegen den HSV vor allem Martin Petrow auf. Trainer Jürgen Röber hat den Bulgaren mental aufgerichtet. „Er lässt nicht mehr so schnell den Kopf hängen, wenn er mal das Tor nicht trifft“, sagt Röber. Der Trainer hatte seine Mannschaft gut eingestellt, der HSV kam mit der Kontertaktik der Gastgeber überhaupt nicht zurecht.

Der VfL Wolfsburg in Aufbruchstimmung. Jürgen Röber muss schon wieder bremsen. „Wir sind schwer ins Spiel gekommen“, klagte er. Irgendwas muss ein Trainer ja kritisieren – selbst nach einem 5:1.

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