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Arjen Robben küsst den Champions-League-Pokal.

© dpa

Arjen Robben: Die Krönung in der Champions League

Nach dem verlorenen Champions-League-Finale 2012 gegen den FC Chelsea wurde Arjen Robben noch massiv ausgepfiffen von den Anhängern des FC Bayern München. Im Wembley-Stadion erlebte er nun die wohl emotionalsten Stunden seiner Karriere.

Der Dieb schlug um kurz nach halb drei Uhr am Hyde Park zu. Er bemächtigte sich des begehrten Henkelpotts, hielt ihn liebevoll umarmt und ließ sich auf dem Weg aus dem Grosvenor House von niemandem mehr aufhalten. Der Name des Halunken ist bekannt, aber trotzdem muss er nicht mit einer Anzeige rechnen. Er hat mit seinem späten Treffer zum 2:1 gegen Borussia Dortmund am Samstag dafür gesorgt, dass der FC Bayern München zum zweiten Mal nach 2001 die Champions League gewann. Arjen Robben gebührte es, dass die Trophäe zumindest für eine Nacht in seinem Besitz blieb.

Der Rest der Bande des FC Bayern folgte dem Niederländer, das offizielle Bankett war für die beste Mannschaft Europas nach gut zwei Stunden beendet. Sie feierten mit ihren Frauen, Freundinnen und Freunden anderswo weiter. Der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge hatte  zuvor die Parole ausgegeben, die Nacht in London durchzufeiern und dann „ohne zu schlafen“ nach Hause zu fahren, trotz des bevorstehenden Endspiels im DFB-Pokal gegen VfB Stuttgart. „Wir haben zwar in sechs Tagen schon wieder ein Finale. Aber das können wir vielleicht mit 1,8 Promille trotzdem noch gewinnen“, sagte er.

Robben erlebte die wohl emotionalsten Stunden seiner Karriere. Als er sich in der 89. Minute gegen zwei Dortmunder Abwehr durchgesetzt und den Ball an Roman Weidenfeller vorbei ins Tor geschoben hatte, entlud sich bei dem 29-Jährigen die ganze Anspannung.  Er rannte wie in Ekstase in die  Fankurve der Bayern hinter das Tor, ballte die Faust und schrie etwas laut hinaus.

Dramaturgisch hätte es keinen besseren Siegtorschützen geben können, denn vor einem Jahr hatte Robben gegen den FC Chelsea in der Verlängerung einen Elfmeter verschossen, es war der damals der Anfang vom Ende des Traums, in der eigenen Arena zu triumphieren. Davor war ihm schon gegen Borussia Dortmund in der Bundesliga ein Fehlschuss vom Elfmeterpunkt unterlaufen.  „Du vergisst nicht, was letztes Jahr passiert ist. Da kommt alles wieder hoch“, gab er zu.  Drei Tage nach dem verlorenen „Finale dahoam“ war Robben beim Gastspiel der niederländischen Nationalmannschaft in München von Bayern-Fans massiv ausgepfiffen worden.

Arjen Robben: In seiner Heimat hatten sie ihm geraten, den Verein zu wechseln

In seiner Heimat hatten sie ihm damals geraten, den Verein zu wechseln. Robben blieb, kam aber in der Vorrunde wegen Blessuren kaum zum Einsatz. Nach Weihnachten war er fit, allerdings hatte Trainer Jupp Heynckes seine Mannschaft da längst gefunden. Erst die Verletzung von Toni Kroos Anfang April verhalf Robben wieder zum Stammplatz. Er nutzte die Chance, die vielleicht letzte, machte nicht nur das Offensivspiel der Bayern schneller, sondern entwickelte sich zum Teamspieler. Er übernahm wie selbstverständlich Abwehrarbeiten und reduzierte seine Alleingänge im Angriff.

Nun krönte Robben er die letzten Wochen mit dem entscheidenden Treffer zum Champions-League-Sieg. „Das bedeutet mir sehr viel, ich kann es gar nicht richtig fassen. Das sind so viele Emotionen“, sagt er. Vor dem Spiel hatte Robben  das Objekt der Begierde noch ignoriert und einen weiten Bogen um den Pokal gemacht. „Ich habe mir gedacht, wir sehen uns später.“ Dann schien sich aber für ihn persönlich die Geschichte des Vorjahres zu wiederholen. Er tauchte in der ersten Halbzeit zweimal aussichtsreich vor Weidenfeller auf und vergab jeweils. „In der Halbzeit habe ich mir gedacht: Es kann nicht wahr sein, dass ich wieder nach einer großen Chance mit nichts in den Händen dastehe. Ich habe aber sofort umgeschaltet und gedacht, dass da noch ein Moment kommt“, sagte er.

Knapp 2000 Gäste hatte der FC Bayern in das viktorianische Hotel in Londons Zentrum geladen, die Spieler. Robben, noch in der blauen Trainingshose, tanzte ausgelassen, Bastian Schweinsteiger hatte sich die ukrainische Fahne von Anatoli Timoschtschuk um den Kopf gebunden, küsste Freundin Sarah und schrieb Autogramme. Auch sein Kumpel aus früheren Skitagen, Felix Neureuther, bekam eine Widmung auf das rote Trikot mit der Nummer 31, das der Bayern-Fan trug.  Zu vorgerückter Stunde lockerte Schweinsteiger dem für dessen  Verhältnisse enthemmt wirkenden Trainer Jupp Heynckes auf der Tanzfläche die Krawatte. Kurz darauf schlug dann der Dieb im Grosvenor House zu und suchte sich anschließend mit seinen Komplizen einen neuen Party-Tatort.

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