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Arminia Bielefeld: Ein Fall für Berger

Jörg Berger ist Fußball-Trainer und als Rettungsexperte bekannt. Diesmal soll er Arminia Bielefeld vor dem Abstieg bewahren – möglichst in nur einem Spiel.

So schnell kann es gehen: Am Montagabend war Jörg Berger noch in einer Dokumentation des WDR-Fernsehens zu sehen, in der er erklärte, warum außer Hans Meyer und ihm kein in der ehemaligen DDR ausgebildeter Trainer im Westen der Republik Erfolg gehabt habe. Gestern hatte der 64-Jährige dann im Bielefelder Stadion auf dem Podium des Pressebereichs Platz genommen und referierte, warum er der richtige Mann sei, die Arminia vor dem Abstieg aus der Fußball-Bundesliga zu retten. Braungebrannt, das grau melierte Haar modisch kurz gestutzt, legte Berger dar, was er in den Tagen bis zum entscheidenden Spiel gegen Hannover 96 zu tun gedenke: Er werde seine neue Mannschaft „so stark machen, dass sie die bevorstehende Aufgabe bewältigen kann“.

Und diese Aufgabe lautet, zumindest Platz 16 zu halten, der zu Relegationsspielen gegen den Zweitliga-Dritten berechtigt. In Bielefeld gehen sie davon aus, den neuen Mann für mindestens ein, wahrscheinlich aber für drei Spiele engagiert zu haben. „Danach werden wir uns zusammensetzen“, sagt Bielefelds Geschäftsführer Roland Kentsch.

Bielefeld ist Bergers 14. Station, seit er 1979 aus der DDR geflohen ist, dazu kommen in diesem bewegten Trainerleben noch die Auslandsvisiten bei Bursaspor und dem FC Basel. Der ewige Retter hat also bei seiner unendlichen Mission eine neue Herausforderung gefunden. Die Personalie sei „das Ergebnis eines Meinungsbildungs-Prozesses in den Gremien“, sagte Kentsch.

Zunächst war Detlev Dammeier favorisiert worden. Der Sportdirektor von Bielefeld betonte, er wäre eingesprungen. Er sei „überzeugt gewesen, das am Samstag schaffen zu können“. Doch dann ist der 40-Jährige von seinen Vorgesetzten offenbar ausgebremst worden. Warum, erläuterte Kentsch: „Die Erfahrung von Herrn Berger ist sehr viel größer.“

Nun wird der Nachfolger des am Sonntag gefeuerten Michael Frontzeck mit seiner Mannschaft erst einmal für zwei Tage in die Klosterpforte nach Marienfeld in Klausur gehen. Dort wird der neue Mann das tun, was er immer praktiziert, wenn er zu einem Notfall gerufen wird: „Wir fangen bei null an und schauen nur nach vorn.“ Er habe sich auch die 0:6-Pleite in Dortmund nicht angeschaut. So viel hat Berger von dem Spiel aber doch mitbekommen: „Die erste Halbzeit war wirklich gut.“

Ein kühner Satz, aber so ist es nun mal in diesem Job. Gefordert ist gnadenloser Optimismus. Vor allem mental gelte es zu arbeiten, sagte Berger. „80 bis 90 Prozent bei solchen Spielen passiert im Kopf“, den Rest könne er in der kurzen Zeit sowieso nicht korrigieren. Im Grunde genommen ist einer wie er zu bewundern, der im Rentenalter aus dem Stand Aufbruchsstimmung verbreitet.

Zuletzt war Berger vor allem als Buchautor aufgefallen und dadurch, dass er mit der Bewältigung seiner Krebserkrankung in die Öffentlichkeit gegangen war. Auch deshalb blieb die Frage nicht aus, warum er sich so etwas wie den Kampf um Bielefelds Rettung noch antue. Er habe solche Aufgaben stets als „positiven Stress“ wahrgenommen, hat Berger geantwortet, und überhaupt gehöre es zu seinen Lebensmaximen, das Risiko zu suchen. Da musste Kentsch grinsen. Dann sagte er: „Auf uns hat er nur gewartet.“

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