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Frontzeck Bielefeld

© ddp

Arminia Bielefeld: Unfreundlicher Empfang

Nach Bielefelds Sieg über Stuttgart freuen sich nicht alle über den neuen Trainer Michael Frontzeck. Der eigentliche Ärger gilt allerdings dem Geschäftsführer.

Es hat in der Bundesliga schon charmantere Begrüßungen für einen neuen Trainer gegeben. „Frontzeck? Referenz: Abstieg!!!“, stand in großen Lettern auf einem Banner, das in der Fankurve des Bielefelder Stadions entrollt wurde. Auf einem weiteren war zu lesen: „Fallobst zu saftigen Preisen.“ Es waren Anspielungen auf den gestern verpflichteten Trainer von Arminia Bielefeld und Sportgeschäftsführer Reinhard Saftig, der Frontzeck geholt hat.

Frontzeck hatte bei Alemannia Aachen, seiner ersten Station als Cheftrainer, nach dem letzten Spieltag der vergangenen Saison aufgegeben – als der Abstieg in die Zweite Liga feststand. Nun erhält er eine neue Bewährungschance. Nach dem 2:0 gegen den VfB Stuttgart verkündeten Saftig und Bielefelds Finanzgeschäftsführer Roland Kentsch, dass man sich mit dem 43-Jährigen auf einen bis Juni 2009 datierten Vertrag geeinigt habe, der grundsätzlich für die Erste und die Zweite Liga gelte. „Allerdings werden wir uns im Falle eines Abstiegs im Mai nochmals zusammensetzen und neu beraten“, sagte Kentsch. Über die Vorverurteilung des Nachfolgers von Ernst Middendorp hat sich Saftig mächtig geärgert. Der Manager vermutet eine Kampagne, die sich vor allem gegen seine Person richte. Eine vergleichbare Aktion habe es vor einem Jahr gegeben, „damals ist herausgekommen, dass das Studenten waren, die bezahlt worden sind“. Namen hat Saftig keine genannt, doch es handele sich „um einen Mann, der bei uns nichts mehr verdienen kann, weil ich keine Geschäfte mit ihm mache“. In Bielefeld wird kolportiert, Saftig könnte den Spielervermittler Volker Graul gemeint haben, dem gute Drähte zu den ehemaligen Trainern Uwe Rapolder und Thomas von Heesen nachgesagt werden. „Bielefeld interessiert mich, aber Saftig kein Stück“, sagte Graul am Sonntag auf Nachfrage. „Ich habe mit diesem Mann überhaupt nichts zu tun. Wenn er glaubt, dass ich eine Kampagne gegen ihn anzettele, leidet er unter Verfolgungswahn.“

Gelassener nimmt Frontzeck selber die Aktion. „Wenn zwei Leute ein Transparent hochhalten, muss man darum nicht so ein Bohai machen. Und außerdem ist die Aussage inhaltlich ja richtig.“ Allerdings mit einer Einschränkung, wie der Trainer betont: „Es hätte alles perfekt passen müssen, dann wären wir mit der Alemannia drin geblieben.“

Nun also Bielefeld. Über dieses Angebot musste Frontzeck nicht lange nachdenken. „Schnell und kompakt“ seien die Verhandlungen verlaufen, „wir haben uns am Donnerstag getroffen, dann habe ich eine Nacht drüber geschlafen und zugesagt.“ Anders war es zuvor in Cottbus sowie bei den Zweitligisten aus Jena und Offenbach, wo Frontzeck zwar nette Gespräche geführt habe, „aber ich nicht hundertprozentig überzeugt war“. Wie man mit Arminia erfolgreich Fußball spielt, hat Übergangstrainer Detlev Dammeier gegen die schwachen Stuttgarter nachgewiesen, die bei ihrem uninspirierten Auftritt nicht nur die Punkte, sondern auch die beiden Mexikaner Pavel Pardo und Ricardo Osorio per Platzverweis verloren. Jonas Kamper und Artur Wichniarek schossen den Sieg heraus.

„Die Mannschaft hat ausreichend Potenzial“, hat Frontzeck erkannt. In Bielefeld hat er sich am Samstag nicht blicken lassen, „ich wollte nicht, dass die gute Arbeit des Kollegen dadurch in den Hintergrund gedrängt wird, weil ich da auflaufe.“ Gestern fuhr er nach Jena, um Bielefelds nächsten Pokalgegner zu beobachten. Seine Dienstbeginn ist der 4. Januar. Vielleicht fällt die Begrüßung dann ja freundlicher aus.

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