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Sport: Arminia – ein Ausbildungsverein

Trainer Thomas von Heesen wird Bielefeld am Saisonende verlassen

Manchmal sind die Informationswege im Profifußball merkwürdig. Am Sonntag bekam Reinhard Saftig, Geschäftsführer Sport bei Arminia Bielefeld, den Hinweis von seiner Tochter, dass sich bei seinem Arbeitgeber eine gravierende Personalie entschieden habe: Trainer Thomas von Heesen werde den Verein nach Saisonende verlassen. „Sie hat es bei Kicker-online gelesen“, sagt Saftig, „und mir erzählt.“ Dass es von Heesen unterließ, Saftig und seine Vorstandskollegen in Kenntnis zu setzen, ist keine stilistische Glanzleistung. Dabei dürfte es in der bunten Szene Bundesliga zu den Kuriositäten gehören, dass Kapitän Mathias Hain die Öffentlichkeitsarbeit übernahm und die Medien über die neue Lage informierte.

Nun ist das gestörte Verhältnis zwischen von Heesen und Saftig in Ostwestfalen längst bekannt. Dennoch versuchte Saftig, die Dinge nicht weiter zu verschärfen. „Soll ich noch weiter Öl ins Feuer gießen, jetzt, da die Entscheidung gefallen ist?“ Ähnlich diplomatisch klingt auch Vereinspräsident Hans-Hermann Schwick. Von Heesen habe immer gesagt, er wolle zuerst die Mannschaft von seiner Entscheidung unterrichten. Und auch, wenn „ein direkter Anruf stilvoller gewesen wäre“, sagt Schwick, „gibt es von unserer Seite kein Nachkarten.“

Dass der 45-jährige von Heesen, der mit dem Hamburger SV einst Deutscher Meister wurde und den Europapokal der Landesmeister gewann, die Bielefelder verlassen würde, stand seit November im Raum. Jetzt reagiert man mit ostwestfälischer Gelassenheit. „Es passiert uns bei Spielern ja auch ständig, dass einer geht“, sagt Schwick. Arminia Bielefeld sei nun mal ein Ausbildungsverein, „das müssen wir ganz nüchtern sehen“.

Offenbar ist der Klub auch ein Sprungbrett für Trainer. Nach Uwe Rapolder, der sich in Bielefeld für einen Job in Köln empfahl – wo er längst wieder gefeuert ist –, will nun auch von Heesen bei einer Adresse landen, die einen tollen Ruf hat und viel Geld verspricht. Und so verlieren die Bielefelder erneut einen kreativen Kopf. Der Rekord-Auf- und -Absteiger ist zwar im dritten Jahr in Folge erstklassig, aber dennoch weit davon entfernt, zum Establishment zu gehören. „Es ist nun mal was anderes, ob du vor 27 000 oder vor 80 000 Zuschauern Fußball spielst“, sagt Schwick.

Wohin er gehen wird, dazu will sich von Heesen derzeit nicht äußern. Auch bei Borussia Dortmund hat man sich Schweigen verordnet. Seit Monaten besagen hartnäckige Gerüchte, der BVB und von Heesen seien sich längst handelseinig. Doch nach diversen Peinlichkeiten und Indiskretionen um den gefeuerten Bert van Marwijk und dessen Nachfolger Jürgen Röber bevorzugen die Dortmunder eine defensivere Vorgehensweise.

„Möglichst zeitnah“, so Saftig, will der DSC die Nachfolge van Heesens lösen. Dabei wird nach einem Kandidaten gesucht, der die von Rapolder etablierte und von von Heesen weitergeführte Philosophie des Konzeptfußball vertritt. Die gehandelten Kandidaten wie Horst Köppel, Bruno Labbadia und Ewald Lienen soll es eher nicht treffen. „Genauso wie wir Spieler ohne Namen verpflichten, müssen wir das auch bei einem neuen Trainer tun“, sagt Saftig. Dass den Bielefeldern dabei Ruhe und Übersicht abhanden kommen könnten, ist kaum zu befürchten. „Wir sind es doch gewohnt“, sagt Präsident Schwick, „ständig neues Personal zu suchen.“

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