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Sport: Arne Friedrich

Wie Herthas Verteidiger am Betzenberg spielte

Wenn man sich als Abwehrspieler nach sieben Wochen Verletzungspause einen Gegner für sein Comeback aussuchen dürfte, dann wäre es wahrscheinlich eine Mannschaft wie der 1. FC Kaiserslautern gestern Nachmittag: eine Mannschaft ohne Elan, ohne Esprit, ohne Willen – also ohne alles, was für Erfolge im Fußball notwendig ist. „Das passte ganz gut“, sagte Arne Friedrich, der Kapitän von Hertha BSC nach seinem ersten Einsatz seit dem 16. August. Da hatte er sich mit einer Entzündung der Patellasehne im rechten Knie in medizinische Behandlung begeben, und aus den zunächst prognostizierten zwei bis vier Wochen Pause wurden am Ende sieben. „Es war anstrengend“, sagt Friedrich nach dem Comeback in Kaiserslautern. „Die Kraft fehlt noch.“

Dabei startet er auf dem Betzenberg gleich in der ersten Minute ein gemeines Täuschungsmanöver, um den Gegner über seinen wahren Fitnesszustand im Unklaren zu lassen. Marcelinho hat im halbrechten Mittelfeld den Ball, Friedrich sprintet hinter seinem Rücken die rechte Seitenlinie entlang, doch der Brasilianer flankt den Ball in den Strafraum. Friedrich ist umsonst gespurtet. Das passiert ihm an diesem Nachmittag nicht allzu oft. „Ich habe ein bisschen mit Auge gespielt“, sagt er.

Etwas mehr als 40 Ballkontakte, vier Fehlpässe, weniger als zehn Zweikämpfe in 90 Minuten. Der Gegner macht ihm die Wiedereingewöhnung leicht. Friedrich gewinnt fast alle Kopfballduelle, wobei das nicht schwer ist, wenn beim Kopfball kein Gegner zum Duell hochsteigt. Und obwohl Friedrich Abwehrspieler ist, wird er häufiger gefoult, als dass er selbst Foul spielt. Das sagt viel – über Kaiserslautern. Nur ein-, zweimal gerät Herthas Erfolg in Gefahr: Drei Minuten nach dem 1:0 gibt es den ersten Eckball für den FCK. Friedrich orientiert sich zu seinem Gegenspieler Herve Lembi. Der Ball fliegt in den Strafraum, Lembi steigt hoch, Friedrich steht zwei Meter neben ihm – und nur mit einiger Anstrengung kann Torhüter Christian Fiedler Lembis Kopfball um den Pfosten lenken.

Aber was zählen Stellungsfehler, einige Unkonzentriertheiten, drei verlorene Zweikämpfe? Das alles wird mit der Zeit besser werden. „Über Spielpraxis kriegt man die Kraft wieder“, sagt Friedrich. Weil Kaiserslautern das Auslaufen an diesem Nachmittag um 90 Minuten vorgezogen hat, kann Trainer Götz den Verteidiger bis zum Schlusspfiff auf dem Platz lassen. Der Kapitän hat durchgehalten. Das ist das Entscheidende. „Die Tatsache, dass er dabei ist, ist schon wichtig“, sagt Manager Hoeneß. „Das hilft der Mannschaft." Der endgültige Beweis dafür steht nach dem Spiel in Kaiserslautern allerdings noch aus.

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