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Sport: Arroganz verliert

Der HSV blamiert sich bei den Stuttgarter Kickers

Es mag an diesem sonnigen Nachmittag ein seltsames Gefühl gewesen sein für Erwin Staudt, den Präsidenten des VfB Stuttgart. Da saß er auf der Tribüne des Stadions der Stuttgarter Kickers und sah just den Sturm spielen, mit dem sein Klub noch vor Kurzem plante, in der Fußball-Bundesliga einen der vorderen Plätze zu erobern. Auf dem Rasen in der Erstrundenpartie des DFB-Pokals aber trugen Boubacar Sanogo und Danijel Ljuboja das Trikot des Hamburger SV. Sie trafen auch, was aber dem Bundesliga-Elften vor 10 500 Zuschauern in einer turbulenten Begegnung nicht viel nutzte: Nach Verlängerung verlor der HSV gegen die Stuttgarter Kickers, den Spitzenreiter der Regionalliga Süd, mit 3:4. Auch im sechsten Pflichtspiel der Saison gelang den Hanseaten somit kein Sieg. Es folgte frühe das Pokal-Aus eines Teams, das nach zahlreichen Neuverpflichtungen noch seinen Weg sucht.

„Was in der zweiten Halbzeit bei uns abgelaufen ist, hatte mit Fußball nichts mehr zu tun“, schimpfte HSV-Trainer Thomas Doll. Und erkannte: „Das war völlig arrogant.“ Nach nur sechs Minuten führten die Stuttgarter Kickers dank eines Traumstarts mit Toren von Recep Yildiz (5.) und Christian Okpala (6.) schon 2:0. Sanogo leite mit dem 1:2 die zwischenzeitliche Wende ein. Kaum hatte VfB-Chef Staudt Sanogo jubeln sehen, konnte er wenig später auch den Serben Ljuboja bewundern. Der eilte, wie immer begleitet von gellenden Pfiffen, dem Tor entgegen und wurstelte den Ball am schwachen Kickers-Torwart David Yelldell vorbei zum 2:2-Ausgleich (36.) ins Tor. Die Machtverhältnisse schienen endgültig klargestellt, als drei Minuten vor der Pause Guy Demel das 3:2 für den HSV gelang. Aber Yildiz ließ das 3:3 (88.) folgen und Okpala verwandelte einen von Reinhardt an Kanyuk verschuldeten Foulelfmeter zum 4:3 (96). Und die meisten der 10 500 Zuschauer im erstmals seit 15 Jahren wieder ausverkauften Kickers-Stadion in Stuttgart-Degerloch konnten ihr Glück kaum fassen.

Die Rechnung der Hamburger, vor den nächsten schweren Wochen noch schnell etwas Selbstvertrauen zu tanken, war nicht aufgegangen. Auf dem Dienstplan stehen jetzt für den HSV in der Champions League der FC Arsenal am Mittwoch und im Ligaalltag Schwergewichte wie Borussia Dortmund und Werder Bremen. Doll kündigt angesichts der mangelhaften Einstellung einiger seiner Spieler in Stuttgart Konsequenzen an. „Der ein oder andere wird das jetzt zu spüren bekommen.“ HSV–Abwehrspieler Bastian Reinhardt versprach: „Wir werden in die Champions League reingehen wie die Kickers heute im Pokal gegen uns.“

Im Angriff hat der HSV wenig Alternativen. Es muss halt mit Sanogo und Ljuboja gehen, dem Fast-Angriff des VfB Stuttgart. Hoffnungen setzt der HSV nun auf einen Abwehrspieler: Juan Pablo Sorin, den Kapitän der argentinischen Nationalelf. Der kam für 2,5 Millionen Euro vom FC Villareal. In Degerloch saß er noch als Zuschauer auf der Tribüne, zwei Reihen über Erwin Staudt, direkt neben Bernd Hoffmann, dem Vorstandsvorsitzenden des HSV. Der Argentinier plage sich mit einer verhärteten Wade herum, heißt es, und werde geschont.

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