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Lukas Podolski.

© dpa

Champions League: Arsenal - Schalke: Zu gut gewirtschaftet

Arsenal hält das Geld zusammen - und ist auf Schalke heute mal wieder von Podolskis Toren abhängig. Damit demnächst nicht noch größerer Unmut aufkommt, muss unbedingt eine zweite Niederlage vermieden werden.

23 Prozent leichter ist das neue Arsenal-Trikot laut Hersteller im Vergleich zu dem des Vorjahres, doch viele Spieler tragen momentan sehr schwer daran. Olivier Giroud und Francis Coquelin rissen sich vor einer Woche in Reading nach 90 Minuten sofort ihre Hemden vom Leib und schleuderten sie in den Block der Gunners-Fans, obwohl das 4:4 im Ligapokal eine Verlängerung nötig machte. „Ich dachte, es gibt ein Rückspiel“, sagte Giroud, der sich wie Coquelin das Shirt von den Anhängern zurückholen musste. Arsenal gewann am Ende 7:5.

Zur Unzeit entledigte sich am Samstag auch André Santos seiner Arbeitskleidung. Der brasilianische Linksverteidiger bat den vor der Saison zu Manchester United abgewanderten Robin van Persie bereits zur Halbzeit zum Trikottausch. Die Szene stand symptomatisch für Arsenals beschämende Unterwürfigkeit – Arsène Wengers mut- und geistlose Elf war den nicht gerade sensationell auftrumpfenden Hausherren zu keinem Zeitpunkt ebenbürtig gewesen. Alex Ferguson fand die Vorstellung des früheren Erzfeindes fast schon beleidigend schlecht. „Ich muss ein Nickerchen machen“, teilte Uniteds Trainer nach dem 2:1-Sieg gelangweilt mit.

Für Wenger war es dagegen ein böses Erwachen. Der gute Saisonstart hatte den Traum von der Meisterschaft geweckt, aber nach dem sechsten sieglosen Ligaspiel sind die Londoner, die heute in der Champions League (20.45 Uhr, live bei Sky) beim FC Schalke 04 antreten, wieder im Mittelmaß angekommen. Arsenal sei sehr weit weg von den Mannschaften, die ernsthaft um den Titel spielen, gestand Wenger. Die Punktebilanz ist sogar noch magerer als in der vergangenen Spielzeit; die Qualifikation für die Champions League bleibt für den Tabellensechsten neben den nationalen Pokalwettbewerben das einzig relevante Ziel. Rein ästhetisch kann das einst für seinen Kombinationsfußball geachtete Team nach dem Abgang von Einzelkönner van Persie auch nicht mehr überzeugen. „Wir wollen unser Arsenal zurück!“, forderten die Fans in Manchester und richteten ihren Zorn gegen Geschäftsführer Ivan Gazidis.

Für die Basis ist der üppig bezahlte Südafrikaner zunehmend das Gesicht der sportlichen Genügsamkeit. In zwei, drei Jahren, wenn die Financial-Fairplay-Auflagen der Uefa richtig greifen und Arsenal zu besseren Sponsorenverträgen kommen würde, werde man konkurrenzfähig sein, hatte Gazidis dem Publikum auf der tumultartigen Vollversammlung vor zwei Wochen versprochen. Dabei wirtschaftet Arsenal nach dem Geschmack der Fans schon jetzt viel zu gut: Der Klub hat 90 Millionen Euro an frei verfügbarem Geld auf dem Konto. Die Fans fürchten, dass sich Wenger und der Vorstand insgeheim mit dem lukrativen Misserfolg arrangiert haben und nur Dienst nach Vorschrift betreiben. Der Franzose kassiert geschätzte neun Millionen Euro Gehalt im Jahr.

Damit demnächst nicht noch größerer Unmut aufkommt, muss unbedingt eine zweite Niederlage gegen Schalke vermieden werden. Theo Walcott wird wohl anstelle des verletzten Gervinho und des fremdelnden Neuzugangs Giroud in der Sturmmitte auflaufen; zu Lukas Podolski gibt es trotz zuletzt etwas schwächerer Leistungen keine echte Alternative. Arsenal ist von seinen Toren abhängig. Das ist für beide Seiten keine gute Nachricht: Die Mannschaft gewann alle vier Spiele, in denen der 27-Jährige traf, aber nur zwei der restlichen neun Partien. Podolski fehlt die Unterstützung, um sich gegen gut gestaffelte Gegner auf dem Flügel entscheidend durchzusetzen. Wenn auch noch Spielmacher Santi Cazorla aus der Partie genommen wird, kommt Podolski gar nicht in die Räume, die sein direktes Spiel braucht. Zehn Auswechslungen in Folge, das ist Ligarekord, zeugen von einem noch nicht abgeschlossenen Akklimatisierungsprozess – und auch von Arsenals Problemen, ein zusammenhängendes Offensivspiel aufzuziehen.

Wenger wird deswegen gegen Schalke erst mal die Defensive stärken. Kapitän Thomas Vermaelen oder Kieran Gibbs könnten für den viel geschmähten Santos links verteidigen. Der Brasilianer ließ übrigens mitteilen, dass er van Persies Trikot im Auftrag eines Bekannten erbeten hatte. Genau genommen war es im Old Trafford auch zu gar keinem Tausch gekommen. Der Niederländer hatte sich für Santos’ Trikot überhaupt nicht interessiert.

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