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Sport: Arsenal weiter, Lehmann gefeiert

Beim 0:0 in Turin bleibt der Torwart erneut ohne Gegentor und erreicht das Champions-League-Halbfinale

Jens Lehmann riss die Arme hoch. Er nahm einen Schluck aus seiner Trinkflasche, winkte ins Publikum und verließ stolz das mit 50 000 Besuchern gefüllte Turiner Stadio delle Alpi, wo sich eine kleine Sensation zugetragen hatte. Juventus Turin, Italiens Rekordmeister und Vorjahresfinalist der Champions League, ist draußen. Die Gastgeber trennten sich gestern Abend im Viertelfinal-Rückspiel 0:0 vom FC Arsenal, der das Hinspiel 2:0 gewonnen hatte.

Jens Lehmann, der Deutsche im Tor der Londoner, blieb zum achten Mal in Folge ohne Gegentreffer und dürfte sich im Kampf um das deutsche WM-Tor einen Vorteil gegenüber Oliver Kahn vom FC Bayern München verschafft haben. Auf der Tribüne saß Bundestrainer Jürgen Klinsmann. Arsenal zieht erstmals in das Halbfinale der Champions League ein und trifft dort auf Villarreal. Den einzigen internationalen Titel, den die Londoner bisher gewannen, war der Europapokal der Pokalsieger 1994.

Fabio Capello, der Trainer der Italiener, hatte kurz vor dem Spiel noch einmal seine Mannschaft eingeschworen. „Wir müssen nach 45 Minuten mit 1:0 führen, nur dann haben wir eine Chance.“ Entsprechend engagiert begannen die Turiner, die ja ein 0:2 aus dem Hinspiel wettzumachen hatten. Der italienische Meistertrainer wird dabei wohl auch an seine eigene Geschichte gedacht haben: Capello hat als Trainer, gleich welche Mannschaft er auch betreute, in der Champions League nicht einmal gegen einen englischen Verein gewinnen könne.

Als zu großes Handicap erwies sich für die Gastgeber gestern, dass sie gleich vier Stammspieler zu ersetzen hatten. Die beiden Mittelfeldspieler Vieira und Camoranesi sowie Verteidiger Zebina waren gesperrt, Del Piero musste verletzungsbedingt passen. Der Tscheche Pavel Nedved, der dafür wieder in die Anfangself zurückgekehrt war, konnte wenig Impulse geben und sah eine Viertelstunde vor dem Abpfiff die Gelb-Rote Karte.

Den ersten Wind nahm den Turinern Jens Lehmann. Arsenals Torwart fing nach fünf Minuten eine schöne Flanke ab. Hinter ihm hatte Turins Stürmerstar Trezeguet gelauert. Lehmann strahlte insbesondere in den Anfangsminuten große Sicherheit aus. Bei der vielleicht besten Turiner Chance im ersten Abschnitt, einem Weitschuss von Zambrotta, der knapp am Tor vorbei ging, wäre Lehmann auf dem Posten gewesen.

Die Mannschaft von Arsene Wenger brauchte etwas Zeit, um ins Spiel zu kommen. Arsenals Kapitän, Stürmer Thierry Henry, scheiterte nach zwanzig Minuten mit einem Schuss aus der Drehung am Turiner Torwart Buffon. Von da an kontrollierten die Engländer das Spiel, die das relativ langsame Offensivspiel der Turiner durchschauten. Die meisten Aktionen der Engländer liefen über den erst 18 Jahre alten Francesc Fabregas, der schon im Hinspiel bester Mann auf dem Rasen war. Zudem konnte sich die Mannschaft von Wenger auf Lehmann verlassen. Nach knapp einer halben Stunde fing der Torwart eine scharfe Hereingabe von Zambrotta ab. Ansonsten liefen die Turiner relativ oft in Abseits. Immer wieder dirigierte Lehmann gestenreich seine Vorderleute, die bis zur Pause vergleichsweise wenig gefordert waren.

Zu Beginn der zweiten Halbzeit verschärfte Juve das Tempo. Doch die erste Chance besaßen die Engländer als Henry allein auf das Tor zusteuerte, sich den Ball aber etwas zu weit vorgelegt und Buffon meisterhaft geklärt hatte. Mit fortlaufender Zeit bekamen die Londoner wieder die Kontrolle über das Geschehen. Nach einer Stunde reagierte Trainer Capello, er brachte einen dritten Stürmer neben Trezeguet und Ibrahimovic aufs Feld. Und plötzlich bekam Lehmann gleich mehrmals Gelegenheit, sich auszuzeichnen. Erst hielt er einen Ball von Ibrahimovic, kurz darauf parierte er einen Gewaltschuss von Nedved. Eine Viertelstunde vor dem Abpfiff musste der Tscheche vom Feld. Der deutsche Schiedsrichter Herbert Fandel hatte dem schon einmal verwarnten Spieler nach einem rüden Foul Gelb-Rot gezeigt. Schon im Hinspiel hatte es zwei Feldverweise gegen die Turiner gegeben.

Die gut 2000 aus London angereisten Fans feierten lauthals ihre Mannschaft, insbesondere Lehmann, weil er am Ende das 0:0 festhielt. Sie waren deshalb so gut zu hören, weil die Turiner Fans fassungslos auf ihren Plätzen saßen. So aussichtslos hatten sie ihre Mannschaft auf höchster internationaler Ebene schon lange nicht gesehen. Dem FC Arsenal, der weder gegen Real Madrid noch gegen Juventus Turin ein Gegentor bekommen hat, ist jetzt alles zu zutrauen.

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