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Sport: Artistische Returns

Clijsters spielt im Finale von Filderstadt gegen Hantuchova

Von Oliver Trust

Filderstadt. Es gehört zu den netten Begleiterscheinungen dieses wie gehetzt um die Welt reisenden Tenniszirkus. Selbst einer wie Lleyton Hewitt schaut so oft es geht zu, wenn seine Freundin Kim Clijsters spielt. Die Nummer eins der Männer versteckt sich in der Playersbox zwar immer unter einer Kappe und sagt kein Wort, ein Lächeln aber kann er nicht verbergen, wenn die 19 Jahre alte Belgierin gewinnt. Diese kleine Geschichte passierte auch beim Grand-Prix in Filderstadt im Halbfinale gegen die Französin Amelie Mauresmo. Hewitt schaute glücklich drein nach zweieinhalb Stunden, denn Clijsters schaffte trotz eines 2:5-Rückstandes im dritten Satz nach einem hochklassigen Semifinale mit 3:6, 6:3, 7:5 den Sprung ins Endspiel des mit 565 000 Dollar dotierten Turniers.

Oben in der Playersbox saß auch Vater Leo Clijsters. Der 40-malige belgische Fußball-Nationalspieler schaute so glücklich aus wie Hewitt. Allerdings weiß er nicht so viel über Tennis wie der Verlobte seiner Tochter. Vater Clijsters, einst Fußballer des Jahres in Belgien, ist Manager, nicht Trainer. Das sei, so findet Kim, auch besser so. Einmal habe sie ihn angerufen und sich über ihre Vorhand beklagt. Vater Clijsters habe nur gefragt: „Vorhand? Welche Seite war das noch mal?“ Der Mann hat viel zu tun. Kims 18 Jahre alte Schwester Elke ist 32. der Junioren-Weltrangliste der WTA und eine hervorragende Doppelspielerin.

Bei so viel Fürsorge der australisch-belgischen Fraktion schien es kein Wunder, dass Clijsters noch die Wende schaffte. Alles schien verloren, als Mauresmo im dritten Satz mit 5:2 in Führung lag. Doch die Französin nahm plötzlich Tempo aus ihrem Spiel. Clijsters nutzte ihre letzte Chance. Im zweiten Satz hatte die Weltranglisten- Neunte aufgedreht. Athletisch ihre Schläge von der Grundlinie, fast artistisch ihre Returns. Mauresmo, die Ranglisten-Vierte, kam völlig aus dem Konzept. Das Resultat: Ab Montag steht Clijsters wieder unter den ersten Fünf.

Im ersten Durchgang hatte Mauresmo Clijsters wenig Möglichkeiten gelassen. Wie später zu Beginn des dritten Satzes zog sie ihr angriffslustiges Spiel durch, attackierte am Netz und setzte die Konkurrentin stark unter Druck. Teilweise glichen die Darbietungen der Französin klassischem Serve and Volley – bis Clijsters zurückkam.

Jetzt hoffen sie in Belgien auf ein Happyend am Sonntag, denn das Jahr von Kim Clijsters verlief nicht nur erfreulich. Nach dem guten Start mit Halbfinalteilnahmen in Sydney und bei den Australian Open schmerzte die rechte Schulter. Sechs Wochen musste sie pausieren. Als sie wieder spielen konnte, folgte dem Sieg in Hamburg der Rückschlag. Aus in Runde zwei in Wimbledon und ab zum Arzt. Die guten Verbindungen von Freund Hewitt brachten Abhilfe. Dessen Kumpan Pat Rafter hatte einmal ähnliche Probleme. „Pats Doktoren haben mir sehr geholfen. Einer seiner zwei Physiotherapeuten reist nun ständig mit mir“, sagte Clijsters. So kann es weiter gehen. Hewitt sagte müde das Turnier in Madrid ab und schaut auch im Endspiel gegen Daniela Hantuchova zu, die die Russin Jelena Dementjewa im zweiten Halbfinale 6:3, 6:2 schlug.

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