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Teurer Falke. Radamel Falcao jubelt künftig im Trikot von Monaco.

© dpa

AS Monaco: Angriff des Düngerbarons

Mit russischem Investorengeld und einer gigantischen Transferoffensive will Aufsteiger AS Monaco die Kräfteverhältnisse in Frankreich neu ausloten. Mittendrin nun auch: Radamel Falcao, Kostenpunkt: 60 Millionen Euro.

An die Arbeit will Andreas Wolf im Moment noch nicht denken. Mit seiner Familie ist er zu Besuch in Deutschland – Entspannung steht auf dem Programm. Mit dem AS Monaco ist er gerade in die erste französische Liga aufgestiegen, als Kapitän hat er trotz langwieriger Verletzung 21 von 38 Spielen bestritten. Nun sucht Wolf nach einer langen Saison etwas Abstand von seinem Beruf als Fußballprofi.

Einfach ist das nicht, dafür ist sein Arbeitgeber dieser Tage wegen all der hochkarätigen Neuzugänge zu präsent in den Medien. Zuerst kamen Portugals Nationalspieler Joao Moutinho und der Kolumbianer James Rodriguez gemeinsam vom FC Porto. Ihr Preis: 70 Millionen Euro. Kurz darauf wurde die Verpflichtung von Real Madrids Altmeister Ricardo Carvalho bekannt gegeben. Der bisher spektakulärste Coup gelang aber am vergangenen Wochenende. Für 60 Millionen Euro wechselt Radamel Falcao von Atletico Madrid an die Mittelmeerküste. Der gilt momentan neben Robert Lewandowski als bester Mittelstürmer der Welt, unter anderem war auch der FC Chelsea an ihm interessiert. Falcao entschied sich aber für Monaco, in der Hoffnung, dass ihm weitere Stars folgen. Im Gespräch sind unter anderem Carlos Tevez von Manchester City und Barcelonas Torwart Victor Valdes.

Der Mann, der all das möglich macht heißt Dimitri Rybolowlew. Ein russischer Milliardär, Typ Wendegewinner, der sich zuerst als Krankenwagenfahrer und später als Kardiologe verdingte, ehe er Mitte der neunziger Jahre im Düngemittelgeschäft ein Vermögen machte. Vor etwas mehr als zwei Jahren stieg Rybolowlew beim AS Monaco ein, nun will er mit einer gigantischen Transferoffensive die derzeitigen Kräfteverhältnisse im französischen Fußball durcheinanderbringen. Lieber heute als morgen soll die gerade erst von Meister Paris St. Germain errungene Vormachtstellung angefochten werden. Paris befindet sich seit einiger Zeit ebenfalls in den Händen ausländischer Investoren, nur dass die Geldgeber nicht aus Russland, sondern aus Katar kommen.

Andreas Wolf ist von den ehrgeizigen Plänen überzeugt, bittet aber um Geduld. „Wir haben viel Qualität, aber wir werden Zeit brauchen, um uns als Mannschaft zu finden. Das war bei Paris auch der Fall gewesen“, sagt er.

Als Wolf im Januar 2012 von Werder Bremen nach Monaco ging, schien der Schritt abgesehen von den finanziellen Vorzügen gewagt. Der Traditionsklub steckte vor Rybolowlews Übernahme in einer Krise. Wirtschaftlich und sportlich sah es finster aus. Sieben Jahre, nachdem man in Gelsenkirchen noch im Finale der Champions League gestanden hatte, taumelte der verschuldete siebenmalige Französische Meister zur Winterpause 2011/12 der dritten Liga entgegen. Wolf unterschrieb damals als Stammspieler in der Bundesliga bei einem potenziellen Amateurverein. „Das sah ich nicht so. Ich war von Anfang an von dem Konzept überzeugt“, sagt Wolf. „Ich wusste, dass die Rückkehr in die erste Liga so schnell wie möglich angestrebt werden sollte. Das haben wir in diesem Jahr auch geschafft.“ Als Meister der zweiten Liga kehrte die Mannschaft von Trainer Claudio Ranieri nach zwei Jahren problemlos wieder in die Ligue 1 zurück.

Dort hält sich die Freude bei vielen Konkurrenten in Grenzen. Die Vereine beklagen unlauteren Wettbewerb, weil Monaco nicht nur durch Rybolowlews Millionen viel leichter namhafte Spieler verpflichten kann. In der Steueroase Monaco müssen die Spieler zudem kaum Abgaben auf ihre ohnehin schon üppigen Gehälter zahlen.

Der französische Liga hat nun beschlossen, dass alle Erst- und Zweitligisten ab der Saison 2014/15 ihren steuerlichen Hauptsitz in Frankreich haben müssen. Monaco hat daraufhin sofort Widerspruch beim Exekutivkomitee des französischen Verbands eingelegt.

Noch benötigt der Klub jedes Pfand, um die Stars wieder anzulocken. Das Stadion ist traditionell schlecht besucht und dass man zur kommenden Saison nicht international spielt, macht den Anreiz auch nicht größer. So bleiben Rybolowlews Millionen das stärkste Argument für einen Wechsel. Gut möglich, dass Monaco am Ende des Sommers von allen Klubs in Europa das meiste Geld investiert haben wird.

Andreas Wolf freut sich jedenfalls auf die neuen Mitspieler und das steigende Niveau. „Es ist schön, mit solchen Leuten in einem Team spielen zu können. Unter diesen Aspekten bin ich ja auch nach Monaco gewechselt.“ Angst, dass sein Stammplatz in Gefahr sein könnte, hat er nicht. „Jeder muss sich jetzt doppelt beweisen, ich sehe dem positiv entgegen.“ Die Gedanken gehen Richtung Trainingsauftakt. Vollständig abschalten vom Fußball klappt nicht.

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