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Siegender Querkopf. Petzschner schlug in München den Franzosen Benneteau.

© dpa

Athleten-Erklärung der Nada: Tennisprofi Philipp Petzschner: Einfach mal abtauchen

Lange Zeit wollte sich Philipp Petzschner nicht öffentlich äußern, jetzt erklärt der Tennisprofi warum er die Athleten-Erklärung der Nationalen Anti-Doping-Agentur (Nada) nicht unterschreibt.

Philipp Petzschner ist ein Querkopf. Er ist einer, der sich nirgendwo einfügen oder Normen unterwerfen will und sagt, was er denkt. Für einen Tennisprofi, einen Beruf, der nach strengen Richtlinien abläuft, sind die Probleme daher absehbar. In die bisher größten Schwierigkeiten seiner Karriere geriet der 26-jährige Bayreuther erst kürzlich. Dass er die Athleten-Erklärung der Nationalen Anti-Doping-Agentur (Nada) zum Saisonbeginn nicht unterschrieben hat, wurde beim verlorenen Davis-Cup-Auftakt in Toulon im März publik. Der Präsident des Deutschen Tennis-Bundes (DTB), Georg von Waldenfels, outete Petzschner vor den Kameras und bestätigte, dass dieser zweimal eine Dopingkontrolle verpasst hatte. Bei einer weiteren würde eine Sperre erfolgen.

Lange Zeit wollte sich Petzschner nicht öffentlich äußern, nach seinem Auftaktsieg beim Tennisturnier von München, dem 3:6, 6:3, 6:3 gegen den Franzosen Julien Benneteau, tat er es dann doch. „Ich bin zwar nicht mehr sauer, aber immer noch bitterlich enttäuscht“, sagte Petzschner: „Ich erwarte vom Verband, dass er mir den Rücken stärkt und mich nicht an den Pranger stellt.“ Petzschner wähnt sich in der Opferrolle. Er habe im Januar schließlich bekundet, er wolle in dieser Saison nicht im Davis-Cup spielen, daher müsse er die dafür obligatorische Athleten-Erklärung auch nicht unterschreiben. Nun fühlt er sich erneut ungerecht behandelt. Denn beim World Team Cup Mitte Mai in Düsseldorf hätte Kapitän Patrik Kühnen ihn eigentlich gerne dabei, sagte Petzschner. Der DTB stellte sich jedoch quer. „Das ist nicht rechtens. Es ist ein ATP-Turnier, daher unterliegt es nicht den Nada-Bestimmungen“, ärgerte sich Petzschner, der nicht ausschließt, dass er die Erklärung zu einem späteren Zeitpunkt unterschreibt. Und schließlich würde bei Spielern wie ihm, die zu den Top 50 gehören, ohnehin das Reglement der Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada) greifen. Es sei also nicht so, als würde er sich Kontrollen schlicht verweigern.

Bislang aber wollte sich Petzschner, der jahrelang sein Talent vergeudete, nicht von Dopingkontrolleuren durch unangemeldete Tests in seiner persönlichen Freiheit einschränken lassen. „Ich bin eben ein chaotischer Typ, der auch mal zwei Tage abtaucht. Da weiß nicht mal meine Frau, wo ich bin“, erzählte Petzschner. Die Bestimmungen der Wada sehen vor, dass die Athleten angeben, wo sie täglich eine Stunde lang erreichbar sind und getestet werden können.

Auf seine Teilnahme am Davis-Cup in diesem Jahr verzichtete Petzschner, um seine Einzelkarriere voranzutreiben. „Meine Entscheidung war richtig, ich spiele meine bisher beste Saison“, sagte er, „Ich hoffe, Kühnen gibt mir im nächsten Jahr noch eine Chance. Ich habe mir für Deutschland immer den Arsch aufgerissen.“ Im September, wenn die Relegation ansteht, wird er auf keinen Fall dabei sein. Auf diesen Termin legte Philipp Petzschner seine kirchliche Hochzeit.

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