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Den Sieg vergeben. Mario Gomez verschoss in Neapel einen Handelfmeter, vorher war er von einem Laser geblendet worden. Foto: dpa

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Sport: Auch Bayern machen Fehler

Während die Bosse das 1:1 in Neapel als Erfolg feiern, geben sich Münchens Spieler angesichts des verpassten Siegs selbstkritisch

Der Auftritt des FC Bayern am Fuße des Vesuvs endete mit einem Versprechen. Genau genommen waren es sogar zwei. „Wir haben jetzt zwei Heimspiele, die werden wir gewinnen“, sagte Sportdirektor Christian Nerlinger nach dem 1:1 der Bayern in der Champions League beim SSC Neapel, wenige Meter weiter wiederholte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge diesen Satz nahezu identisch. Zwar ist man von den famos aufgelegten Bayern dieser Tage eher Siege mit drei, vier, fünf Toren Unterschied gewohnt – doch das Unentschieden vor fast 60 000 Italienern im aberwitzig lauten Stadio San Paolo stimmte die Bosse außerordentlich zufrieden. „Ein Punkt gegen eine der stärksten Mannschaften Italiens ist ein herausragendes Ergebnis“, lobte Nerlinger; Rummenigge ergänzte, man dürfte nicht glauben, dass die Bayern „jedes Spiel 3:0 gewinnen“. Die Rechnung fürs Achtelfinale ist einfach: Zwei Siege aus den Heimspielen gegen Neapel und Villarreal – und der erstrebte Gruppenplatz eins ist den Bayern nicht mehr zu nehmen.

Es war ein aufregendes Spiel, das sich die Bayern und der SSC lieferten. Nach dem urplötzlichen 1:0 durch Toni Kroos nach nur 96 Sekunden dominierten die Bayern derart, dass sogar das brüllende Stadio San Paolo erst einmal verstummte. Sie zwangen die kuriose Dreierkette der Neapolitaner jedoch nicht nachdrücklich zu Fehlern, legten zu zögerlich nach, genügten sich bisweilen selbst – so lange, bis der Ausgleich fiel. Der starke Christian Maggio war Philipp Lahm über rechts enteilt, Holger Badstuber konnte die Flanke nur noch ins eigene Tor grätschen. Manuel Neuers Serie als gegentorloser Bayern-Keeper war damit nach 1147 Minuten beendet. Es blieb bei diesem Ergebnis – obwohl die Bayern anschließend wieder klar dominierten.

Während die Bosse noch über den gelungenen Betriebsausflug nach Neapel sinnierten, zeigten sich die Spieler weitaus kritischer. Torschütze Toni Kroos zum Beispiel klagte: „Wir haben die Konter nicht gut zu Ende gespielt. Wer das Spiel gesehen hat, der weiß, dass wir das Spiel gewinnen müssen.“ Auch Bastian Schweinsteiger sagte: „Es ist schade, aber wir haben hier zwei Punkte liegen lassen.“ Ausdrücklich in Schutz nahm seine Spieler jedoch Trainer Jupp Heynckes. Er reagierte gereizt, fast ein bisschen patzig, als er auf die Fehler seiner Mannen, etwa Mario Gomez’ verschossenen Elfmeter, angesprochen wurde: „Das sind doch Menschen“, echauffierte er sich. „Wir machen auch mal Fehler.“

Einer war dennoch kaum zu trösten: Mario Gomez. Nicht nur, dass ihm an diesem Abend kaum etwas gelungen war. Neapels Abwehr ließ Mitstreitern wie Kroos oder Müller zwar herrlichste Räume, gegen Gomez stand sie jedoch sicher. Nein, es kam hinzu, dass Gomez in der 49. Minute nach einem umstrittenen Handspiel von Paolo Cannavaro zum Elfmeter antrat – und sich einen ungewohnt schlampigen Versuch leistete, den Napolis Keeper Morgan de Sanctis sogar mit beiden Händen fing. „Es tut mir leid für die Mannschaft“, erklärte Gomez hinterher kleinlaut. „Hätte ich getroffen, hätten wir dieses Spiel sicher gewonnen.“

Die Geschichte ging jedoch weiter: Kurz vor seinem Schuss wurde Gomez aus dem Block der Neapel-Fans vom grellen Strahl eines Laserpointers im Gesicht getroffen, der ihn womöglich irritierte. Die Fernsehbilder zeigten dies deutlich. „Wenn das stimmt, ist das krass unsportlich und ein Ding der Unmöglichkeit“, tönte Nerlinger zwar nach dem Spiel. Gomez wollte von derlei Schuldzuweisungen jedoch nichts wissen. „Der Laserpointer war da, ich habe ihn bemerkt“, sagte der Stürmer, „aber wir sollten nicht nach Ausreden suchen. Ich habe den Elfmeter geschossen, und der Torwart hat ihn gehalten. Deshalb ist es meine Schuld.“ Ein gutes Spiel hatte Gomez in Neapel nicht gezeigt. Die honorigste Geste des Abend gelang ihm trotzdem.

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