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Sport: Auch der Charakter gewinnt

Innenminister Otto Schily ehrt deutsche Sportler mit dem Silbernen Lorbeerblatt und fordert, weniger zu jammern

Berlin . Doch, ja, da lag der Innenminister gar nicht mal so daneben mit seinem Modegeschmack. Schicke Anzüge waren das, „richtig schmucke Uniformen“, sagte Otto Schily, und erst die Musik, „die ist nun wirklich fetzig.“ Da haben die Herren der „Bundesgrenzschutz-Combo“ aber gestrahlt. Ein so nettes Lob vom Chef, das ist doch was.

Dabei gehörten die Herren nur zum Rahmenprogramm am Montag in Berlin. Der Innenminister hatte zur Verleihung des „Silbernen Lorbeerblattes“ ins Hotel Inter-Continental geladen. Dort wurden besonders erfolgreiche Spitzensportler ausgezeichnet. Erst gab’s von Schily einen Händedruck, dann die Medaille. Und der Innenminister bekam einiges an diesem Vormittag zu tun: 160 Sportlerinnen und Sportler mussten geehrt werden. Jeder einzeln. Schily stellte klar, dass dies nicht nur eine „Würdigung für sportliche Höchstleistung“ sei, sondern auch „eine der menschlichen und charakterlichen Haltung. Der Mensch lässt sich nicht nur auf die Zahlen des ,höher, schneller, weiter’ reduzieren“.

Ein großes Event war das, gerade für jene, die sonst, sagen wir mal, eher in sportlichen Szenekreisen bekannt sind. Denise Bär etwa, „Militärweltmeisterin im Fallschirm-Zielspringen“. Oder Achim Grabowski, Vizeweltmeister im „Bowling, Einzel“. So richtig populär war da schon 400-Meter-Läuferin Grit Breuer. Die Staffel-Europameisterin des vergangenen Jahres gab Auskunft, dass „ich derzeit für die Weltmeisterschaft in Paris trainiere. Der erste Muskelkater ist schon da“. Schwimm-Europameisterin Sandra Völker teilte mit, dass auch sie sich auf eine WM vorbereite und kündigte an, dass „ich dort ein bisschen für Olympia experimentieren werde“. Franziska van Almsick hatte abgesagt, sie ist im Höhentrainingslager. Die Auszeichung bekommt sie trotzdem. Per Post.

Schily versicherte, dass „die Bundesregierung trotz angespannter Haushaltslage den deutschen Sportlerinnen und Sportlern weiterhin beste Vorausssetzungen für internationale Höchstleistungen bieten wird“. Deutschland solle häufiger an den Sport denken „und weniger jammern und mehr tun“. Freiherr von Richthofen, der Präsident des Deutschen Sportbundes, forderte die Sportler auf, einmal die Schulen zu besuchen und nicht nur Schüler zu ermuntern, „sondern mit ihrer Frische auch die Lehrer“. Mit der Frische war das nach zwei Stunden so eine Sache. Da waren die Rock’n-Roll-Weltmeister vom Club „Wilder Süden“ an der Reihe, die letzten der Ehrung. Schily müssen da so langsam die Hände weh getan haben.

André Görke

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