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Sport: Auch Herthaner wollen die Eisbären sehen

Viel (aber nicht nur) östliche Sportprominenz sympathisiert mit dem ehemaligen Eishockey-Underdog aus HohenschönhausenVON MARKUS HESSELMANN BERLIN.Erfolg macht Freunde.

Von Markus Hesselmann

Viel (aber nicht nur) östliche Sportprominenz sympathisiert mit dem ehemaligen Eishockey-Underdog aus HohenschönhausenVON MARKUS HESSELMANN BERLIN.Erfolg macht Freunde.Alle wollen die Eisbären sehen, in diesen Tagen, in denen den Capitals die Fans davonlaufen.Da steckt auch die Sportprominenz nicht zurück.Beim rhythmischen Klatschen und Fordern von Ehrenrunden sind etwa die Herthaner Steffen Karl und Marcel Rath kaum von den anderen Eishockey-Fans zu unterscheiden, nur, daß die besserverdienenden Fußballprofis im Hohenschönhausener Eisstadion natürlich auch auf den besseren Plätzen sitzen."Ich komme aus dem Osten, da liegt es nahe, daß ich den Verein aus dem Osten unterstütze.Außerdem ist hier die Stimmung viel besser als bei den Capitals", sagt der Hallenser Karl, der mit seinem Wechsel nach Berlin die Liebe zum Eishockey entdeckte.Beim Eisenhüttenstädter Rath geht diese Liebe so weit, daß er vor laufenden SFB-Kameras mit EHC-Käppi posiert.Auch der in Frankfurt an der Oder lebende ehemalige Maske-Trainer Manfred Wolke gehört zu den praktizierenden Sympathisanten des stolzen Underdogs aus dem Nordosten der Stadt, der sich zum Erfolgsklub gemausert hat.Und sogar Franziska van Almsick und Katharina Witt wurden schon im Sportforum gesichtet, und zwar zu Zeiten, als dort außer einer guten Dosis "Ostalgie" nichts zu holen war. Vermitteln solche Solidaritätsadressen ostdeutscher Sportpromis den "normalen" Eisbären-Fans ein Gefühl von Gemeinsamkeit und Identität? Wie die Dynamo-Schals und DDR-Fahnen.Wie die Sandmännchen-Melodie und das Puhdys-Stück "Alt wie ein Baum", ein Westlern höchstens noch aus der seligen ZDF-Drehscheibe bekanntes Liedchen, das in Hohenschönhausen immer noch Hitstatus hat.Die Fans der ersten Stunde sind da skeptisch."Bei vielen neuen Zuschauern steht der Klub nicht im Vordergrund, die wollen einfach nur gut unterhalten werden", sagt Matthias Mader vom Fanzine "Eis-Dynamo".Logisch, daß diese Fans dann auch schnell wieder weg sind, wenn es einmal wieder bergab geht. Und wie sieht es bei der Konkurrenz im Westteil der Stadt aus, die beim heutigen vierten Play-off-Derby schon das Aus befürchten muß? Neben den wohl unvermeidlichen Insel-Ikonen Brigitte Grothum und Wolfgang Gruner läßt sich auch bei den einstigen Preussen, späteren Devils und jetzigen Capitals Sportprominenz sehen.Der ehemalige Hertha-Stürmer Karl-Heinz Granitza etwa ist erklärter Eishockey-Experte und Fan.Seit seiner aktiven Zeit in den siebziger Jahren verbindet ihn eine Freundschaft mit Lorenz Funk, dem damaligen Kapitän des Berliner Schlittschuh-Clubs und heutigen Eisbären-Manager."Die waren zweimal Deutscher Meister, wir hatten eine gute Erstliga-Mannschaft, da ergeben sich gegenseitige Besuche fast von selbst", sagt Granitza.Nach seinem Wechsel in die US-Soccer-League 1979 war er dann ständiger Gast bei den Heimspielen der Chicago Blackhawks.In den laufenden Play-offs kommt Granitza, wenn es seine Tätigkeit als Kneipier in Charlottenburg zuläßt, in die Jafféstraße - und unterstützt die Eisbären."Mit der Capitals GmbH kann ich nicht viel anfangen." Damit beklagt Granitza einen Identitätsverlust Marke West und fügt an: "Das Derby ist für mich auch kein Ost-West-Ding.Ich gönne meinem Freund Lorenz das Weiterkommen.Denn ich weiß, was er geschafft hat, wie er sich mit seinem Klub von ganz unten nach oben gekämpft hat."

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