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Sport: Auch in schweren Zeiten

Herthas Mannschaft stellt sich den Mitgliedern des Vereins

Berlin (cc-/miro). Es war Viertel vor acht, als sich die ordentliche Mitgliederversammlung von Hertha BSC in eine Fankurve verwandelte. In diesem Moment betraten die Spieler und Trainer Huub Stevens den größten Saal im ICC. Ob sie angesichts der unangenehmen sportlichen Situation des Berliner Fußball-Bundesligisten erscheinen würden, war bis zuletzt offen gewesen, aber Manager Dieter Hoeneß sagte, die Mannschaft stelle sich „nicht nur, wenn sie vorne steht, sondern auch in schweren Zeiten“. Die Mitglieder des Vereins reagierten gespalten: Die einen pfiffen und buhten, die anderen applaudierten. Dick van Burik, der Kapitän, trat ans Rednerpult, um eine kurze Rede zu halten. „Nur zusammen kommen wir da wieder raus“, sagte er. „Deshalb bitten wir euch weiterhin um Unterstützung.“

Dieter Hoeneß bekannte, dass er in der Nacht zuvor schlecht geschlafen habe – weniger wegen der Mitgliederversammlung als wegen der schwierigen sportlichen Situation. „Wir stecken im Abstiegskampf“, sagte Hoeneß. Herthas Manager, dessen Rede immer wieder durch Zwischenrufe unterbrochen wurde, bekannte, dass unter der aktuellen Misere das Image des Vereins leide, vor allem bei der Suche nach neuen Spielern. Auch Hertha habe Andreas Hinkel und Kevin Kuranyi auf der Liste möglicher Neuverpflichtungen gehabt, aber: „Wer will in einer solchen Situation zu Hertha kommen?“

Die zweite Frage ist, ob Hertha aufstrebende Nationalspieler überhaupt bezahlen könnte. Die wirtschaftliche Lage sei zufriedenstellend, sagte Präsident Bernd Schiphorst, „aber wir machen Verluste und können uns in unserer finanziellen Situation keine großen Sprünge erlauben“. In der vergangenen Saison hat Hertha zwar mit 69,2 Millionen Euro einen Rekordumsatz erwirtschaftet, die Verbindlichkeiten konnten jedoch nur um 100 000 Euro auf 16,81 Millionen Euro reduziert werden.

Gescheitert sind Präsidium und Aufsichtsrat mit dem Versuch, die Satzung zu ändern. Sie wollten pro Jahr nur noch eine Mitgliederversammlung abhalten statt wie bisher zwei. Der Antrag wurde mit großer Mehrheit wieder von der Tagesordnung abgesetzt.

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