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Sport: Auf Bewährung

Die größten deutschen Sponsoren stehen zu ihrem Engagement bei den Radteams – bis auf Weiteres

Berlin - Immerhin, auf ihrer Homepage freut sich die Regionalregierung der Balearen noch über den Radsport. Vom 29. März bis zum 1. April, so ist dort zu lesen, werden in Palma de Mallorca in einer „herrlichen Rennsporthalle“ die Bahnrad-Weltmeisterschaften ausgetragen. Was die Homepage jedoch verschweigt: Eigentlich findet die Regierung der Baleareninseln den Radsport gar nicht mehr so herrlich.

Gerade haben die Spanier angekündigt, sich als Sponsor des Radrennstalls Caisse d’Epargne zurückzuziehen. Sie sind bereits der zweite Sponsor eines Pro-Tour-Teams, der sich nach den zahlreichen Dopingskandalen im vergangenen Jahr aus dem Radsport zurückzieht. Auch Discovery Channel wird nach 2008 aufhören. Für die beiden größten Sponsoren deutscher Radrennställe, T-Mobile und Gerolsteiner, ist die anhaltende Dopingdiskussion noch kein Grund, das Engagement neu zu überdenken. „Wir sehen den Radsport in der Pflicht, die Kerbe auszuwetzen“, sagt Stefan Göbel, Leiter der Unternehmenskommunikation von Gerolsteiner.

Bei T-Mobile ist man über die Frage überrascht. „Das ist für uns keine neue Entwicklung“, sagt Christian Frommert, Leiter der Sportkommunikation. Sein Unternehmen hat bereits im September 2006 bekannt gegeben auf die Dopingproblematik mit eigenen Maßnahmen zu reagieren. Zum Beispiel mit der Einführung von Blutvolumentests. Der Konzern stelle sich der Verantwortung „für einen sauberen Sport“, hatte Finanzvorstand Thomas G. Winkler gesagt. Gleichzeitig verlängerte das Unternehmen seinen Vertrag mit dem Radstall bis 2010.

Eine andere Reaktion zeigt nun die balearische Regierung. Für sie ist die anhaltende Dopingdiskussion Anlass zum Rückzug. „Der Druck, die der Radsportweltverband UCI und die Medien bezüglich des Themas Doping ausüben, sind nicht hilfreich für den Radsport“, sagte der Leiter der Sportabteilung, Pepote Ballestern, dem Internetportal „cyclingnews“. „Außerdem hat das spanische Fernsehen die letzten Rennen nicht mehr übertragen.“

In Deutschland ist die Übertragung der Deutschlandtour 2007 noch nicht gesichert. „Wir gehen davon aus, dass übertragen wird“, sagt Göbel. Der Vertrag mit dem Radrennstall von Manager Hans -Michael Holczer läuft noch bis Ende 2008, entscheidend für eine Verlängerung werde die Entwicklung des Radsports in Deutschland in dieser Saison sein. Nach dem Rücktritt von Jan Ullrich stellt sich die Frage, wie viele Menschen sich noch dafür interessieren. Beim Tennis und im Skispringen sind die Zuschauerzahlen nach den Rücktritten von Boris Becker, Steffi Graf und Sven Hannawald drastisch gesunken. Beim Radsport kommt die Dopingproblematik hinzu.

„Der Radsport hat einen Imageknick erlitten, nicht nur bei den Insidern sondern auch in der Öffentlichkeit“, sagt Göbel. Schuld daran ist auch Jan Ullrich, der weiterhin unter Dopingverdacht steht. Wie empfanden die beiden Unternehmenssprecher seinen Rücktritt am Montag? „Kein Kommentar“, sagt Frommert. Göbel kann sich immerhin einen Satz abringen: „Persönlich wünschen wir ihm alles Gute.“

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