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Feinde fürs Leben. Wenn Rafael Nadal ein Spiel auf Sand verliert, müssen die Umstände außergewöhnlich sein. Wie in Madrid, wo auf blauer statt roter Asche gespielt wird.

© AFP

Auf blauem Sand in Madrid: Rafael Nadal verliert und schimpft

Der wohl beste Sandplatzspieler aller Zeiten verliert mal wieder auf seinem Lieblingsbelag. Allerdings ist die Asche von Madrid blau statt rot, was Rafael Nadal gar nicht gefällt.

Normalerweise lässt sich Rafael Nadal nach einem Tennismatch viel Zeit. Erst wird ausgiebig geduscht, dann knetet ihm sein Physiotherapeut die Anstrengungen aus dem Körper, danach gibt es meist noch eine Stärkung. Eine Stunde ist da schnell rum, manchmal anderthalb. Am frühen Donnerstagabend dauerte es jedoch keine zehn Minuten, bis der Spanier nach seiner Niederlage gegen Fernando Verdasco vor den Medienvertretern erschien. Die dunklen Haare waren noch nass, die Miene finster. Die Botschaft war klar: Nadal wollte nur noch weg. Weg von dem Ort, der ihm nichts als Unbehagen bereitet hatte.

Seit er 2005 zum ersten Mal bei den French Open triumphierte, hatte Nadal nur sechs Partien auf Sand verloren. In der dritten Runde des Masters von Madrid kam nun eine weitere Niederlage hinzu. Doch diesmal war der Belag für ihn kein Verbündeter mehr, sondern ein Fremdkörper. Denn gespielt wurde erstmals auf blauem Sand, zwar in ähnlichem, wenngleich weit aufwendigeren Verfahren für das Dreifache der normalen Kosten hergestellt, doch fühlte er sich eher wie Granulat an. „Ich habe mein Bestes getan, um mich an diese Bedingungen zu gewöhnen“, meckerte Nadal, „aber es ist mir nicht gelungen. Wenn das hier so bleibt, habe ich nächstes Jahr ein Turnier weniger in meinem Kalender.“

Nadal war nicht der Einzige, der sich über die neueste Innovation von Turnierbesitzer Ion Tiriac echauffierte. Der hatte besonders die bessere Sichtbarkeit des Balles bei den Fernsehbildern als Argument angeführt. Im Lager der Profis jedoch sah man kategorisch rot. Weit weniger aufgrund der blauen Farbe des Untergrunds, sondern weil die Courts rutschiger sind als normale Sandplätze und die Bälle anders abspringen. Die Spieler sahen ihre Vorbereitung auf die French Open gestört, das wichtigste Asche-Turnier der Saison. Beleidigt fühlten sie sich auch, weil der mächtige Macher Tiriac seine Reform über ihre Köpfe hinweg durchgeboxt hatte. Dabei gab er ihnen vor einem Jahr die Gelegenheit, einen blauen Platz in Madrid zu testen, doch kaum ein Spieler nahm das Angebot damals an. Schon alleine deswegen, weil niemand damit gerechnet hatte, dass Tiriac die Idee tatsächlich durchsetzt.

„Das ist eine schlechte Entscheidung“, schimpfte Nadal, „für mich muss es ein normaler Sandplatz sein. Das hier sind komplett andere Bedingungen.“ Zudem habe er auch noch Probleme mit seiner Hüfte bekommen, da er auf der blauen Asche bei den Bewegungen gegensteuern musste. „Ich werde nicht noch einmal eine Verletzung riskieren“, meinte Nadal im Hinblick auf seine mögliche Absage im nächsten Jahr. Auch Novak Djokovic hatte auf diese Gefahr hingewiesen und mit leicht bissigem Humor ergänzt: „Man sollte hier entweder Fußball- oder Schlittschuhe tragen.“ Das Lachen war Nadal in Madrid aber schon lange vergangen. In jeder Trainingsminute, die er auf dem blauen Untergrund verbringen musste, war Nadal seine Abneigung anzusehen. Er diskutierte brummig mit seinem Trainer und Onkel Toni Nadal und steigerte sich in die Situation förmlich hinein.

Seit das Turnier in Madrid 2009 zum Masters erhoben und von einem Hallenevent im Oktober zu einer Freiluftveranstaltung im Mai gemacht wurde, mäkelte der zehnfache Grand-Slam-Sieger an allem herum: dem Termin, der Höhenlage und nun dem Belag. Und obwohl Nadal das Turnier 2010 dennoch gewann, dürfte zumindest auf blauem Sand kein weiterer Titel hinzukommen.

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