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Der Ätna raucht noch. Der Veranstalter des Giro d’Italia denkt sich immer mehr Showelemente beim Rad-Klassiker aus.Foto: dpa

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Sport: Auf dem Vulkan

Giro wird durch die Etappe am Ätna noch riskanter

Der Ätna raucht noch, aber er spuckt nicht mehr. Vier Tage nach der letzten Lava-Fontäne fahren die verbliebenen 194 Rad-Profis des Giro d’Italia in Sizilien auf den Vulkan. Zweimal klettern sie die Ostseite des gewaltigsten Feuerberges Europas hoch, einmal bis auf 1631 Meter, das zweite Mal bis auf 1892 Meter. Der Aufstieg ist anspruchsvoll. Die Sonnenstrahlung erschwert das Treten. Die Auswirkungen auf die Gesamtwertung werden dennoch gering sein, der sportliche Wert tritt am Sonntag hinter das Spektakel zurück.

Hunderttausende Zuschauer werden am Straßenrand erwartet. Sie können das Peloton dabei beobachten, wie es seine Schleife ausgerechnet unterhalb des Pit-Kraters, aus dem am Donnerstag die flüssige Lava gen Himmel stieg, absolviert. Renndirektor Angelo Zomegnan verspricht zwar: „Der Kurs ist sicher. Der Berg ist ruhig. Die Straßen sind geräumt.“ Doch seit auf der dritten Etappe der Belgier Wouter Weylandt sein Leben an einer Abfahrt verlor, schwingen bei Entwarnungen dieser Art immer Zweifel mit.

„Jedes Jahr werden die Rennen gefährlicher, es werden zusätzliche Schwierigkeiten eingebaut, um den Showeffekt zu erhöhen“, kritisiert der Thüringer Sebastian Lang vom Team Omega die Organisatoren. „Wenn du dein Rad nicht beherrschst und kaputt bist nach vielen Kilometern, kann das zu einem Sturz führen.“

Die Organisatoren gewährleisten zwar eine gute medizinische Versorgung mit zwei Krankenwagen, die ständig im Tross mitfahren und einer permanenten Verbindung mit dem Rettungsdienst haben. Doch das Risiko steigt trotzdem. Und damit auch die Gefahr, dass die Retter nichts mehr unternehmen können. Wie im Fall Weylandt. Seit einigen Jahren überbieten sich die Organisatoren der zwei größten Radrennen der Welt mit Schwierigkeiten. Lässt Tour-de-France-Boss Christian Prudhomme das Peloton zweimal den Tourmalet überqueren, kontert Giro- Chef Zomegnan mit der zweimaligen Ätna-Besteigung.

Die Lehmstraßen der „Strade Bianche“ entsprechen dem Kopfsteinpflaster-Parcours der dritten Tour-Etappe 2010. Gespannt oder vielmehr erschreckt darf man der Antwort Zomegnans auf die Fahrt durch die bei Flut überschwemmte Passage du Gois entgegenblicken, mit der die Tour 2012 beginnen soll.

Die Rechnung ist simpel: Mit Show und Spektakel soll das Dopingproblem übertüncht werden. Das haben allerdings die Organisatoren der Tour de France gerade unabsichtlich gerade selber wieder auf die Agende gehoben. Am Freitag war eine interne Liste öffentlich geworden, auf der die 198 Tourstarter nach einem Punktesystem von null (kein Verdacht) bis zehn (sehr starker Verdacht) beurteilt worden. Nun ist die Aufregung groß, vor allem bei einem Fahrer wie Danilo Hondo, der acht Punkte erhielt.

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