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Sport: Auf der Suche

Nach dem Aussetzen seiner Dopingsperre braucht Radprofi Hondo ein Team – Gerolsteiner wartet ab

Es ist schon eine gewisse Ironie des Schicksals, dass Danilo Hondo mit seiner überraschend erhaltenen Fahrerlaubnis durch Gerichtsbeschluss ausgerechnet bei dem Frühjahrsklassiker Mailand – San Remo zum Thema wurde. Vor einem Jahr war nur Alessandro Petacchi auf der Via Roma schneller als der damalige Sprinter des Teams Gerolsteiner. Nach dem Rennen hatte Hondo vor einem kleinen Kreis deutscher Journalisten getönt: „Nächstes Jahr schlage ich Petacchi.“

Hondo hätte sicherlich am Samstag bei der 97. Austragung von Mailand – San Remo zu den Mitfavoriten gehört. Der Italiener Filippo Pozzato siegte nach 294 Kilometern vor seinen Landsleuten Petacchi und Luca Paolini.

Hondo war wegen seiner beiden positiven Dopingproben bei der Murcia-Rundfahrt im März 2005 nicht am Start. Der Lausitzer war positiv auf das Stimulanzmittel Carphedon getestet worden. Die Folge: Zwei Jahre Sperre durch den Internationalen Sportgerichtshof Cas. Das Oberste Schweizer Kantonsgericht von Waadt hatte am vergangenen Freitag das Urteil vom 10. Januar völlig überraschend durch eine einstweilige Verfügung ausgesetzt. Damit wurde zum ersten Mal ein Urteil eines Sport-Tribunals durch eine Entscheidung eines ordentlichen Gerichts zunächst wieder aufgehoben, das endgültige Urteil wird in sechs Monaten erwartet. Das Gericht berücksichtigte die auch von dem Molekularbiologen Werner Franke, der als Dopingbekämpfer bekannt ist, geäußerten Zweifel an dem Befund.

„Entgegen allen Unkenrufen habe ich Recht bekommen, und nun wird neu entschieden. Man sieht, es lohnt sich zu kämpfen, wenn man sich ungerecht behandelt fühlt. Ich habe nie die Hoffnung aufgegeben“, sagte Hondo. „Wenn man an seine Unschuld glaubt, setzt das ganz andere Kräfte frei.“ So habe er – stets im Training wie derzeit auf Mallorca – das schlimme Jahr durchgestanden.

Noch wird das unerwartete Comeback von Ungewissheiten und Unsicherheiten bis zum endgültigen Urteil begleitet. Schließlich muss Hondo nach einjähriger Rennpause erst einmal einen Arbeitgeber finden. „Ich gehe davon aus, dass ich in einigen Tagen wieder in einem ProTour-Team Rennen bestreiten werde“, hatte sich Hondo zunächst unvermindert optimistisch gegeben. Doch seine beiden früheren deutschen Arbeitgeber, T-Mobile/Telekom und Gerolsteiner, winkten ab. Hans-Michael Holczer, Chef des Teams Gerolsteiner, gab sich in San Remo sehr zurückhaltend: „Wir warten erst einmal ab, was das Urteil bedeutet.“ Der Radsport-Weltverband UCI muss das Urteil noch anerkennen. T-Mobile-Pressechef Christian Frommert verkündete hingegen ein klares „Nein zu Hondo“. Der reagierte daraufhin enttäuscht: „Es wäre schade, wenn sich niemand fände, der mit mir arbeiten will. Schließlich habe ich für alle eine Lanze gebrochen. Notfalls starte ich bei kleinen Rennen.“ Es ist, als ob einer den Führerschein zurückbekommt, aber kein Auto auftreiben kann.

An seinen Qualitäten könne das Desinteresse nicht liegen. „Ich bin hundertprozentig fit“, verkündete Danilo Hondo. „Wenn ich erst wieder eine Startnummer am Trikot habe, wird es für alle sehr schwer, mich zu schlagen.“

Hartmut Scherzer[San Remo]

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