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Sport: Auf die Antreiber kommt es an

Hollis Price und Mike Penberthy verkörpern Alba Berlins neue Offensivkraft – heute treffen sie im Bundesliga-Endspiel auf Bambergs harte Defensive

Berlin - Sogar persönliche Tellerhalter hatte Hollis Price am Mittwochabend. Der Spielmacher von Alba Berlin hatte sich im VIP-Raum der Max-Schmeling-Halle Geschnetzeltes auf den Teller gehäuft, als ihn einige aufgeregte Damen nach dem 106:91-Sieg gegen Trier um Autogramme baten. Der US-Amerikaner gab den Teller einer der Frauen, schrieb, nahm ihn wieder, sah sich dem nächsten Ehrengast gegenüber, trennte sich erneut von seinem Essen. Auf dem Feld hatte er keine Hilfe gebraucht, 23 Punkte, elf Korbvorlagen (Assists) und keinen einzigen Ballverlust wies die Statistik für ihn aus. „Hollis hat einen unglaublichen Job gemacht“, lobte Trainer Henrik Rödl.

„Ohne Mike Penberthy muss ich mehr Punkte machen“, erklärte der 26-jährige Basketballprofi lapidar. Sein sonstiger Nebenmann Penberthy, Albas bester Distanzschütze, fehlte gegen Trier mit Adduktorenproblemen. Heute aber trifft Tabellenführer Alba Berlin am letzten Hauptrundenspieltag auf den Zweiten GHP Bamberg, und Hollis Price sagt: „Wir brauchen Mike. Hoffentlich kann er spielen.“

Gegen Trier saß Penberthy mit tief ins Gesicht gezogenem Basecap auf der Tribüne und war kaum zu erkennen. Auch auf dem Spielfeld ist er ein Verwandlungskünstler. Oft läuft das Spiel lange an ihm vorbei – und plötzlich segelt ein Ball nach dem anderen in den Korb, meist aus großer Entfernung. Vor einer Woche beim Tabellenletzten Braunschweig machte er beim Stand von 68:68 die letzten sieben Punkte in Folge zum Sieg.

Besonders von dem Spielmacher-Duo wird es abhängen, ob Alba sich gegen Bamberg durchsetzen kann. „Es wird vor allem für die Spielmacher schwierig, die Offensive zu organisieren, besonders wenn wir ohne Penberthy antreten sollten“, sagt Rödl. Bamberg hat die beste Verteidigung der Liga und kann sich wegen der vielen starken Ersatzspieler auch mal ein Foul zu viel leisten. Im Hinspiel (53:61) ließen sich die Berliner von Bambergs „rustikalem Basketball“ (Alba-Vizepräsident Marco Baldi) zunächst einschüchtern und kämpften sich nach 7:19-Rückstand erst nach der Pause dank Quadre Lollis zurück. Price machte damals elf Punkte, scheiterte aber bei allen sechs Würfen aus der Distanz, Penberthy (8 Punkte) brachte nur ein Viertel aller Würfe im Korb unter.

Hollis Price und Mike Penberthy stehen für eine neue Philosophie der Berliner in dieser Saison. Der Klub trennte sich nach dem erneut verpassten Meistertitel im vergangenen Sommer vom vergleichsweise langsamen Gerald Brown, verpflichtete den flinken, quirligen Hollis Price und setzte mehr als in der Vergangenheit auf die Offensive. Price macht Albas Spiel deutlich schneller, sein Team erzielt 91,1 Punkte im Schnitt, mehr als jeder andere Bundesligist. Gegen Bamberg wird sich – möglicherweise auch in der Pokalendrunde am kommenden Wochenende und in den Play-offs – zeigen, ob das neue Konzept sich auch gegen ein hart verteidigendes Topteam bewährt. Bambergs Trainer Dirk Bauermann hat im „Fränkischen Tag“ despektierlich gesagt: „Berlin wird versuchen, schnell zu spielen. Wir wollen aber kein Pferderennen, wir wollen Basketball spielen.“

Während Hollis Price die klare Nummer eins ist, teilen sich bei Bamberg derzeit zwei Männer diese Position: der 24 Jahre alte, giftig verteidigende Steffen Hamann und der 33-jährige ehemalige Alba-Spieler Derrick Phelps. Bauermanns Wechselspiele sind taktisch bedingt, Hamann ist schneller, Phelps langsamer. Bambergs Penberthy heißt Demond Mallet, am Mittwoch beim Sieg in Braunschweig mit 21 Punkten bester Werfer und auch ein starker Distanzschütze. Noch ein Grund für Mike Penberthy, schnell gesund zu werden und im entscheidenden Moment aus der Versenkung aufzutauchen.

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