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Sport: Auf die Sicht kommt es an

Die neue Aufschlagregel im Tischtennis schafft Probleme

Tischtennis ist eigentlich ein Kinderspiel. Wenn nicht der verflixte Aufschlag wäre. Jahrzehntelang verdeckten vor allem die weltbesten Spieler den Ball mit dem Körper oder einem Arm, so dass der Gegner nicht erkennen konnte, mit welchem Spin angeschnitten wurde. Er machte deshalb dumme Fehler. Oder zumindestens solche, die für die Zuschauer dumm aussahen. Die Folge: kurze Ballwechsel und unzufriedene Zuschauer. Das wollte der Internationale Tischtennis-Verband (ITTF) ändern und führte deshalb am 1. September dieses Jahres eine neue Aufschlagregel ein. Die besagt, dass der Rückschläger den Ball zu jedem Zeitpunkt des Aufschlags sehen können muss.

Das Problem dabei ist nur, dass der Schiedsrichter, der an der Seite der Platte sitzt, entscheiden muss, ob der Rückschläger den Ball sehen kann oder eben nicht. Die Spieler testen die Grenzen dieser neuen Regel natürlich aus und überschreiten sie dabei teilweise. So lange, bis der Schiedsrichter den Aufschlag als falsch und somit als Fehler wertet. Und darin liegt nun für Adham Sharara, Präsident der ITTF, das eigentliche Problem: Die Schiedsricher machen das viel zu selten.

Deshalb reist Sharara durch die Welt und kontrolliert, ob die neue Regel auch eingehalten wird. Im September besuchte er die Korea Open, derzeit hält er sich in Magdeburg bei den German Open auf. Seine Mission: mit den Schiedsrichtern reden, die neue Aufschlagregel erklären und durch Videovorführungen transparent machen. „Wir müssen den Schiedsrichtern Vertrauen geben. Viele sind einfach zu ängstlich“, sagt Sharara, „zu mir hat ein deutscher Schiedsrichter gesagt: In der Bundesliga kann ich doch beim Stand von 9:9 keinen Aufschlag für falsch erklären.“ Aber genau das muss ein Schiedsrichter tun, wenn der Aufschlag falsch ist. Sonst werden diejenigen Spieler benachteiligt, die richtige Aufschläge machen.

Diese Aufschlagregel ist die letzte Änderung eines dreiteiligen Gesamtpakets, das der reformfreudige Präsident durchgesetzt hat, um „Tischtennis professionell und für den Zuschauer transparenter“ zu machen. Vor zwei Jahren wurden die Bälle etwas vergrößert, dann wurde die Zählweise verändert, statt bis 21 Punkte geht ein Satz jetzt nur noch bis elf, und seit September also nun die neue Aufschlagregel. Insgesamt sollen damit die Ballwechsel länger, attraktiver und spannender werden. Und dadurch für die Medien interessanter. Shararas Fernziel allerdings sind Profischiedsrichter. Ohne Sichtprobleme.

Jörg Petrasch

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