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Sport: Auf Ehre und Gewissen

Nach den Radfahrern stimmen die Fußballer dem Anti-Doping-Code zu – auch die Bundesregierung macht mit

Kopenhagen (Tsp). In den vergangenen Monaten haben die Amerikaner mehr oder weniger erfolgreich versucht, die Welt von einem Krieg gegen den Irak zu überzeugen. Auf der zweiten AntiDoping-Weltkonferenz in Kopenhagen jedenfalls stehen sie mit ihrer Ablehnung gegenüber dem Anti-Doping-Code mehr und mehr isoliert da. Denn nach dem Radsportverband UCI gab auch der Weltfußballverband Fifa seinen Widerstand auf und stimmte dem Kodex zu.

Die beiden Verbände hatten sich vor allem gegen die geplante Zwei-Jahres-Sperre bei erstmaligen Dopingverstößen gewehrt. Damit wird das 24 Punkte umfassende Regelwerk von sämtlichen olympischen Sportarten akzeptiert. Vorbehalte von Regierungen gibt es nur noch in wenigen Ländern. Zu den Ländern, die bereit sind, die Erklärung zu unterschreiben, gehört auch Deutschland. Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) wird am Mittwoch in Kopenhagen erwartet.

IOC-Vizepräsident Thomas Bach begrüßte das Einlenken der Fußballer und Radsportler (siehe Interview). Zur Zwei-Jahres-Sperre sagte er: „Im Sinne der Abschreckung, im Sinne des großen Ganzen, muss das sein.“ Die Fifa will jedoch die Regeln flexibel auslegen und will mit Vertretern von Basketball, Volleyball, Handball und Eishockey eine Arbeitsgruppe bilden. Diese soll die Doping-Fälle der kommenden zwei Jahre beobachten. An der in Kopenhagen vorgelegten Code-Fassung werde aber „kein Wort“ verändert, versicherte Richard Pound, Präsident der Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada).

Das IOC lobte die Bereitschaft zum Kompromiss. Auch die Regierungen müssten nun ihre Vorbehalte im Interesse des Ganzen zurückstellen. Deren Vertreter hatten am Vormittag zu zahlreichen Punkten ihre Bedenken vorgetragen. Die Einwände reichten von der Vielfalt der verbotenen Substanzen über das Strafmaß bis hin zum Obersten Sportschiedsgerichtshof (CAS) als letzter Instanz. Wada und IOC machten aber unmissverständlich klar: Wer die Sommerspiele 2012 haben will, muss bis dahin sehr deutlich gemacht haben, dass er den Code akzeptiert. Besonders für die US-Regierung komme es darauf an, die Profiligen in den Antidopingkampf einzubeziehen.

Auch die Athletenvertreter Sergej Bubka und Johann Olav Koss forderten die USA auf, in dieser Frage einzulenken. Vorbehalte haben das US-Olympiakomitee USOC und die Profisportverbände Basketball (NBA), Baseball (MLB) und Eishockey (NHL) unter anderem gegen das Vorhaben, alle Athleten zu jeder Zeit und an jedem Ort kontrollieren zu können. Außerdem verstoße der Wada-Code gegen die US-Verfassung.

Gebremst wird die allgemeine Zuversicht durch die schleppende Zahlungsmoral vieler Regierungen, die sich zur Übernahme von 50 Prozent des Etats verpflichtet haben. Während das IOC für das Jahr 2003 bereits 3,7 Millionen Dollar überwiesen hat, trafen von der Politik bislang nur 420 000 Dollar ein. Lediglich Australien, Neuseeland und die Niederlande bezahlten ihre Raten. Auch der deutsche Beitrag von 500000 Dollar steht noch aus.

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