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Sport: Auf Eis gebaut

Hoffenheims Mäzen Dietmar Hopp engagiert sich auch im Eishockey – nicht immer mit Erfolg

Berlin - Früher schaute Dietmar Hopp häufiger als heute beim Eishockey vorbei. Im April 2003 beschränkte sich der Gesellschafter der Adler Mannheim auch mal nicht auf die Rolle des Zuschauers. Im Play-off-Spiel zwischen seinem Klub und den Kölner Haien wurde der sonst so zurückhaltend auftretende Gründer des Software-Giganten SAP ungemütlich. Hopp eilte in einer Drittelpause in die Kabine des Unparteiischen. Der ehemalige Profi-Schiedsrichter Petr Chvatal schilderte den Auftritt so: Hopp sei zunächst höflich gewesen, habe sich dann aber hingesetzt, sei unsachlich geworden und habe ihm gar gedroht. Das bestritt Hopp: „Ich war völlig sachlich. Ich habe ihm gesagt, Herr Chvatal, tun Sie dem deutschen Eishockey und sich selbst den Gefallen und pfeifen Sie nicht mehr.“

Heute ist Dietmar Hopp jene Episode vermutlich unangenehm, zumal er sich ja als Mäzen der TSG Hoffenheim nun auf der großen Bühne Bundesliga-Fußball bewegt. Eishockey aber war seine erste große Station als Geldgeber im Sport. 1997 nahm ihn sein Sohn Daniel mit zu einem Spiel in Mannheim. Der Filius war Fan, der Traditionsklub war zwar erfolgreich, aber so gut wie pleite. Acht Millionen Mark an Schulden waren wegzuräumen. Hopp machte es, ab Sommer 1998 teilte er sich das teuere Spielzeug als Gesellschafter mit dem Sohn.

Seitdem ist viel passiert im Mannheimer Eishockey. Die Hopps haben aus einem angestaubten Klub ein modernes Unternehmen gemacht. Seit dem Auszug aus dem halb offenen Stadion im Friedrichspark haben die Adler in der, na was sonst, SAP-Arena, Zuschauerzahlen im fünfstelligen Bereich. Und niemand hat sich über Hopps Engagement beschwert, Anfeindungen wie im Fußball gab es nicht. Womöglich liegt es daran, dass Hopp in Mannheim ein Stück Tradition gerettet hat, im Falle Hoffenheim in den Augen vieler dagegen etwas ohne Tradition nach oben gebracht hat.

Allerdings sind die Adler nicht so erfolgreich, wie das ihr Retter gerne hätte. Aus dem Nachwuchsprojekt haben es zwar viele Spieler in den vergangenen Jahren in die Deutsche Eishockey-Liga (DEL) geschafft, aber die spielen fast alle nicht in Mannheim, sondern zum Beispiel in Berlin bei den Eisbären. So sind Youri Ziffzer und Constantin Braun aus dem Mannheimer Projekt hervorgegangen. Selbst Stürmer Florian Busch war mal kurz im Adler-Nachwuchs, der inzwischen in Frankfurt spielende ehemalige Berliner Christoph Gawlik genauso.

Und wenn sich am Sonntag in der Arena am Ostbahnhof die beiden Spitzenteams der DEL gegenüberstehen (Beginn 14.30 Uhr), dann lässt sich feststellen, dass die Berliner in den jüngsten vier Jahren als dreimaliger Deutscher Meister der erfolgreichere Klub sind. Mannheim ist zu oft an eigenen Ansprüchen gescheitert, der Titelgewinn 2007 wurde eingerahmt von wenig erfolgreichen Spielzeiten. Und die Ungeduld bei Misserfolg war groß: Geld spielt keine Rolle, wenn es beim teuersten Team der Liga um Nachverpflichtungen geht, schießt aber auch nicht unbedingt Tore. Daniel Hopp, mit erst 28 Jahren immer noch ein junger Geschäftsführer, hört so etwas nicht gern. Kürzlich sagte er: „Das sind Vorurteile. Wir werfen nicht nur Millionen für Spieler raus, es wird auch viel Geld in Infrastruktur oder Jugendarbeit gesteckt.“

Peter John Lee glaubt, mit den Eisbären in der Nachwuchsförderung bessere Wege zu gehen. Der Manager sagt: „Jeder muss entscheiden, wie er das Produkt Eishockey nach vorne bringt.“ Respekt vor dem Mäzen Hopp in Mannheim habe er trotzdem, sagt Lee. „Er spielt da immer noch eine gute Rolle.“ Wobei die jetzt nicht mehr so öffentlich ist für Dietmar Hopp, schließlich hat er in der Mannheimer Arena seinen Logenplatz. Weit weg von der Schiedsrichterkabine natürlich.

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