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Nicht mit Nincevic. Der Kroate bewahrte die Füchse vor einer Niederlage. ]Foto: dapd

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Sport: Auf Nimmerwiedersehen

Die Füchse wollen trotz des Sieges gegen Minsk in der Champions League nicht zurück ins Velodrom.

Berlin - Ivan Nincevic trug tiefe Falten auf der Stirn. Beim Einlaufen scannte der Linksaußen der Füchse Berlin die Spielstätte regelrecht, sein Blick richtete sich zunächst zurück über die linke Schulter, dann über die rechte. Als wolle er fragen: Wie ist denn die Situation hier? Nun, sie war zumindest ungewohnt für den Berliner Bundesligisten, der zum Auftakt in der Handball-Champions-League unfreiwillig ins Velodrom hatte umziehen müssen, weil die Max-Schmeling-Halle nicht zur Verfügung stand. Allerdings tat sich die Mannschaft von Trainer Dagur Sigurdsson nicht nur mit der neuen Umgebung sichtlich schwer, sondern über weite Strecken auch mit dem Gegner. Am Ende des Nachmittags stand immerhin ein Sieg gegen Dinamo Minsk. Mit 29:25 (13:13) setzten sich die Berliner gegen den weißrussischen Meister durch.

Nincevic wollte die Umstände des Umzugs jedoch nicht als Ursache für den doch sehr durchschnittlichen Auftritt seines Teams verstanden wissen. „Mit der Halle hatte das nichts zu tun“, sagte der Kroate, „wir haben einfach schlecht gespielt.“ Diese Einschätzung galt für ihn selbst nicht. Nincevic, bereits beim Bundesliga-Punktspiel in Lübbecke am Mittwoch bester Füchse-Spieler, markierte sechs der ersten neun Treffer seines Teams. Minsk erwies sich allerdings als unangenehmer, physisch starker Gegner, der den Berlinern einiges abverlangte. Das hatte auch Dinamo-Trainer Siergiej Bebeszko mit Vergnügen beobachtet. „Meine Mannschaft hat gegen eines der besten Bundesliga-Teams gezeigt, dass wir nicht so schwach sind, wie viele Gruppengegner glauben“, sagte Bebeszko. Bis zur Pause ließen sich die Gäste, die bei ihrem Ausflug in die deutsche Hauptstadt von 50 hartgesottenen und lautstarken Anhängern begleitet wurden, nicht abschütteln (13:13).

Nach dem Seitenwechsel führten die Weißrussen sogar mehrmals, unter anderem neun Minuten vor dem Ende (23:22). „Ohne ihre Leistung schmälern zu wollen: Meine Mannschaft hatte zu keinem Zeitpunkt richtigen Kontakt zum Gegner. Wir hätten dieses Spiel auch verlieren können, das hat jeder gesehen“, sagte Sigurdsson. „Am Ende haben wir es mit Gewalt gelöst.“ Und zwar mit spanischer Urgewalt.

Die Einwechselung von Iker Romero führte die Entscheidung zu Gunsten des Bundesliga-Tabellenführers herbei. Der spanische Superstar war an sechs der letzten sieben Berliner Treffer beteiligt – entweder als Torschütze oder eben als Vorbereiter. Die einzige Ausnahme dieser Statistik bildete Bartlomiej Jaszka, der in der 59. Minute einen Querpass abfing, energisch über das ganze Feld sprintete und zum 27:25 abschloss. Die Füchse-Anhänger unter den 3813 Zuschauern im Velodrom skandierten ironisch „Auswärtssieg, Auswärtssieg“ – die ersten Punkte der neuen Europapokalsaison waren den Berlinern nicht mehr zu nehmen.

Dass die Begegnung reichlich Nerven gekostet hatte, konnte nach dem Spiel allerdings keiner der Berliner Beteiligten leugnen. Manager Bob Hanning zog es zunächst an die frische Luft, wo er sich ein paar wohltuende Schulterklopfer von vorbeiziehenden Anhängern abholen durfte. „Ich bin froh, wenn wir nicht mehr in dieser Halle spielen müssen“, sagte Hanning. In diesem Sinne: Auf Nimmerwiedersehen. Christoph Dach

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