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Widerstand zwecklos. Der Dortmunder Lucas Barrios (links) trifft zum 4:1-Endstand gegen Mönchengladbach.

© REUTERS

Auf Rekordjagd: Borussia Dortmund: Von Superlativ zu Superlativ

Mit spielerischem Glanz gegen die Mauertaktik. Borussia Dortmund lässt sich nicht davon beirren, dass die Gegner sich in der Abwehr verstecken.

Rekorde, jede Woche neue Rekorde. Dieses Mal ging es um die Zahl 37. So viele Punkte hat noch kein Verein aus den ersten 14 Spielen geholt, seitdem der deutsche Fußballmeister in der Bundesliga ausgespielt wird. Zwölf Siege bei einer Niederlage und einem Unentschieden – wo mag das hinführen, jetzt, wo es nur noch eine Frage der Zeit ist, wann Borussia Dortmund die Herbstmeisterschaft perfekt macht? Die jüngste Mannschaft der Liga stürmt weiter munter von Superlativ zu Superlativ. Entsprechend ausgelassen ist die Stimmung beim BVB. Nach dem 4:1 (1:1) gegen Borussia Mönchengladbach feierten die Spieler am Samstag mit den völlig euphorisierten Fans auf der Südtribüne.

Allein Jürgen Klopp mochte in den allgemeinen Jubel nicht einstimmen. Seine Mannschaft siegt und siegt, doch Dortmunds Trainer wirkte leicht bedrückt und wählte Töne in Moll. Mehrmals sprach der 43-Jährige davon, er spüre „eher Erleichterung als unbändige Freude“. Klopps Gedanken sind nachvollziehbar, schließlich ist es nicht leicht, als Spitzenreiter das Schlusslicht zu empfangen. Wenn das gesamte Umfeld nur noch über die Höhe des Ergebnisses debattiert, befördert das die Angst, tief zu fallen.

Zudem, und das treibt Klopp grundsätzlich um, wird die Konstellation mit Borussia Dortmund als souveränem Tabellenführer regelmäßig solch undankbare Aufgaben bringen. Der Gegner errichtet einen Abwehrwall, das werden in Zukunft nicht nur die Gladbacher so halten. Für die Gangart des Gegners vom Niederrhein hatte Dortmunds Trainer durchaus Verständnis, so sei das nun mal, „wenn ein Tabellenletzter bei einem Tabellenführer voller Selbstvertrauen antritt“.

Die Dortmunder mussten sich vor 79 200 Zuschauern strecken, um die Mauer zu überwinden, und das taten sie in der zweiten Hälfte auf spielerisch verzaubernde Art, nachdem Neven Subotic die Gladbacher Zufallsführung durch Marco Reus kurz vor dem Halbzeitpfiff egalisiert hatte. Nach dem Wechsel gelangen dem BVB drei höchst ansehnliche Treffer: Der Pass von Mario Götze auf Shinji Kagawa vor dessen 2:1 war ebenso grandios wie der Absatzkick von Lucas Barrios in den Lauf von Kevin Großkreutz vor dem 3:1 und das Anspiel von Antonio da Silva zum 4:1 durch Barrios.

All diese Kunststücke hatte Klopp natürlich gesehen. Und doch war es ihm wichtig klarzustellen: „Bis zum Schluss war von Leichtigkeit nichts zu spüren. Die Jungs mussten hart arbeiten.“ Im Laufe der Woche hat Klopp beim BVB vorzeitig um zwei Jahre verlängert, am Sonntag unterschrieb auch der 22 Jahre alte Jungnationalspieler Großkreutz einen neuen Vertrag bis 2014. Klopp wird sich bis dahin wohl noch oft damit auseinandersetzen müssen, dass der Gegner mit Mann und Maus verteidigt. Wenn eine Mannschaft ihre Spiele nicht nur gewinnt, sondern dabei auch noch mitreißenden Fußball zelebriert, bleibt eine solche Reaktion nicht aus. Die Taktik der Gladbacher sorgte dafür, dass Dortmund in der ersten Hälfte mehr als 70 Prozent Ballbesitz hatte.

Die jungen Dortmunder werden von der Konkurrenz mittlerweile als das wahrgenommen, was sie sind: eine Spitzenmannschaft. Und Klopp muss seinen Spielern den richtigen Umgang damit nahebringen. Gefragt sind Qualitäten wie Geduld und Beharrlichkeit. Wie schon zuletzt in Freiburg steckte die Borussia einen Rückstand unbeeindruckt weg. „Es spricht für die Mannschaft, dass sie zum zweiten Mal in Folge ein Spiel gedreht hat“, sagt Kapitän Roman Weidenfeller. Und der grandiose Balleroberer Sven Bender lebt mit der Gewissheit, „dass die Chancen irgendwann von allein kommen, wenn wir unser Spiel durchziehen“.

Klopp und seine Mitstreiter haben sich mit an Sturheit grenzender Konsequenz der Maxime verschrieben, jegliche Zielsetzung zu verweigern und immer nur die kommende Aufgabe in den Fokus zu rücken. „Wir spielen eine einzigartige Saison“, sagt Sportdirektor Michael Zorc, „und es macht sehr viel Spaß. Aber es gibt keine Veranlassung, unsere Herangehensweise zu ändern.“

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