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Sport: Auf- und Absteiger: Noch 34 Spieltage bis zum Abstieg?

Der 1. FC Nürnberg und Borussia Mönchengladbach haben es schon geschafft, vier weitere Zweitligisten zittern noch.

Der 1. FC Nürnberg und Borussia Mönchengladbach haben es schon geschafft, vier weitere Zweitligisten zittern noch. Heute können der FC St. Pauli, Waldhof Mannheim, die SpVgg Greuther Fürth oder, wenn es ganz seltsam läuft, auch LR Ahlen in die Erste Fußball-Bundesliga aufsteigen. Was aber erwartet einen Aufsteiger in der Eliteklasse der Republik? Neue Erfolge für die Vereinsgeschichte oder 34 Spieltage bis zum Abstieg? Unsere Beispiele zeigen ein paar Möglichkeiten, die das Schicksal für die Vereine in der Ersten Liga bereithalten kann.

Wenn die Negativrekorde fallen - Die traurigsten Gastspiele in der Ersten Bundesliga

Fortuna Köln ist ein gutes Beispiel dafür, dass Vereine mit der römischen Glücksgöttin im Namen nicht zwangsläufig von dieser begünstigt werden. Die Kölner Fortuna, schon immer nur die Nummer zwei am Platze, konnte nur einmal zum großen Ortsrivalen 1. FC Köln aufschließen. Das war 1973/74, als der Verein erstmals in der Ersten Liga spielte, doch 34 Spieltage und 79 Gegentore später hatte sich dieses Thema wieder erledigt. Fortuna Köln verkörperte seitdem die Zweite Liga, doch seit dem Abstieg in der vergangenen Saison in die Regionalliga stimmt auch das nicht mehr. Inzwischen befindet sich Fortuna Köln in Insolvenz, in der vergangenen Woche durchsuchte die Steuerfahndung die Geschäftsstelle und die Wohnung des langjährigen Präsidenten Jean ("Schang") Löring. Wie gesagt, Fortuna muss nicht immer Glück bedeuten.

Blau-Weiß 90. Der windige Geschäftsmann Konrad Kropatschek kaufte den 1984 in die Oberliga aufgestiegenen Berlinern eine Mannschaft aus ehemaligen Profis zusammen, die sofort in die Zweite Liga aufstieg. Kurz darauf war Kropatschek Pleite, und einer seiner Gläubiger stieg ein: Hans Maringer, ein Sanitärgroßhändler, der ohne offizielle Funktion die Geschicke des Vereins von Nürnbergs aus steuerte. Die gesamte Konstellation machte den DFB so misstrauisch, dass er Blau-Weiß 1985 erst nach langer Bedenkzeit die Lizenz erteilt. Die von Maringer geschickt verstärkte Mannschaft stieg als Zweiter hinter dem FC Homburg in die Bundesliga auf - und nach einem Jahr mit nur drei Siegen wieder ab. Der spätere Nationalspieler Karlheinz Riedle gab bei Blau-Weiß sein Debüt im bezahlten Fußball und schoss beim 3:2 über Mönchengladbach seine ersten beiden Bundesligatore. Fortan lebte der Verein in der Zweiten Liga finanziell über seine Verhältnisse. 1992 verweigerte der DFB die Teilnahme an der Abstiegsrunde, im anschließenden Durcheinander meldete der Klub Konkurs an. Der Nachfolgeverein SV Blau-Weiss begann noch im selben Jahr in der Kreisliga C und kickt heute in der Landesliga.

VfB Leipzig. Genau einen Spieltag lang meinte es die Bundesliga in der Saison 1993/94 gut mit dem Klub aus Leipzig. Durch ein 3:3 gegen Dynamo Dresden sicherten sich die Leipziger am ersten Spieltag Platz acht. So weit oben in der Fußballgeschichte sollte der VfB seitdem nie mehr stehen. Ab dem 18. Spieltag besetzte Leipzig den letzten Platz. Am Ende hatte der VfB die Trainer Damian Halata, Bernd Stange und Jürgen Sundermann verschlissen und stieg mit nur drei Siegen ab. Die 20 Punkte aus der Saison 1993/94 reichen gerade für den vorletzten Platz in der Ewigen Tabelle der Fußball-Bundesliga. Nur Tasmania 1900 war schlechter. Heute spielt der VfB Leipzig in der Oberliga.

Tasmania 1900. Keine Mannschaft hält so viele Negativrekorde wie die Berliner, die 1965 durch den Ausschluss von Hertha BSC in die Bundesliga aufrückten durften (oder mussten). Tasmania holte die wenigsten Punkte (8) schoss die wenigsten Tore (15), kassierten die meisten Gegentreffer (108) und Niederlagen (28). Zum 2:0-Sieg im ersten Spiel gegen den Karlsruher SC kamen noch 80 000 Zuschauer, im Dezember beim 0:0 gegen Mönchengladbach waren es nicht einmal 1000. In Erinnerung geblieben sind Anekdoten wie die vom Mittelfeldspieler Uli Sand, der gegen Bayern München einen Freistoß von der Mittellinie schoss und zuvor gefragt hatte, warum die Münchner denn keine Mauer bildeten. Als die Bayern noch lachten, pfiff der scharf getretene Ball knapp über die Latte. Oder die vom früheren Nationalspieler Horst Szymaniak mit seiner Antwort, wie es denn so sei am Tabellenende: "Toll, wir peitschen alle vor uns her." Nach dem Abstieg sollte sich der Verein von den finanziellen Folgen des Bundesliga-Debakels nie mehr erholen. 1973 ging der Verein in Konkurs.

Der 1. FC Nürnberg, Borussia Möncheng

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