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Sport: Aufdrängen erwünscht

Gestern präsentierte sich die Handball-WM in Berlin, die auch dem deutschen Nachwuchs einen Schub bringen soll

Berlin - Zum Schluss bekam jeder Spieler von Klaus-Dieter Petersen noch ein schwarzes T-Shirt, eines mit dem Logo der Handball-WM. Die meisten der Berliner A-Jugendlichen waren aber derartig geschafft, dass sie es am Boden sitzend emotionslos entgegennahmen. Der Nachwuchsbundestrainer hatte mit ihnen zuvor zwei Stunden lang intensiv gearbeitet. Das gehörte zum Programm der Werbetour des Handball-Bundes für die WM 2007. Diese gastiert in den zwölf deutschen WM-Städten, beginnt jeweils mit einem Nachwuchstraining und wirbt danach einen Tag lang mit dem größten begehbaren Handball der Welt (165 Quadratmeter). Petersen, der bei der Trainingseinheit im Sportforum auch drei seiner Auswahlspieler wiedertraf, hatte viel Freude an diesem frühen Vormittag. „Ich habe sehen können, dass hier der Nachwuchs sehr gut ausgebildet ist“, sagte er. „Letztlich liegt es aber an jedem selbst, ob er sich durchsetzt. Wer im Handballberuf weit kommen möchte, der muss zuallererst an sich selbst arbeiten.“

Zufrieden war auch Bundestrainer Heiner Brand als Beobachter des Treibens. Trotz der nur noch knapp drei Monate bis zum WM-Eröffnungsspiel am 19. Januar in Berlin und dem World Cup in Deutschland und Schweden in der kommenden Woche, ist er nicht nur auf sein Team fokussiert. „Wir haben nicht weniger Talente als andere. Zweimal EM-Gold bei den zurückliegenden zwei Titelkämpfen zeigen doch, dass unsere Junioren so schlecht nicht sein können. Aber zu wenige schaffen es zum Bundesliga-Stammspieler“, sagte er. Brand kritisiert, dass in den Vereinen die Schlüsselpositionen meist mit ausländischen Stars besetzt sind. Er fordert eine Quotenregelung.

Die Tatsache, dass der Nachschub an Talenten für die Nationalmannschaft nicht wie von Brand gewünscht stattfindet, zwingt ihn immer wieder zu Experimenten. Seit Olympia 2004 in Athen, wo er mit den Deutschen Silber holte, fielen ihm vor jedem Höhepunkt wichtige Spieler aus, die kaum zu ersetzen waren. Diesmal muss sich Brand einen neuen Abwehrchef suchen, nachdem Frank von Behren aus Flensburg wegen eines Kreuzbandrisses bei der WM fehlen wird. Seine Rolle soll nun der Nordhorner Holger Glandorf übernehmen, dazu plant der Bundestrainer „eine Umstellung vom bisher erfolgreichen 6:0-Deckungssystem auf ein 5:1“. Den World Cup will er dazu nutzen, Spieler aus der zweiten Reihe zu integrieren.

Von der WM verspricht sich Bundestrainer Brand einen Schub für den Handball: „Ich werde davon kaum noch profitieren, denn mein Vertrag läuft bis Olympia 2008, es geht um die Zukunft der Nationalmannschaft.“ Der letzte Gewinn des WM-Titels liegt lange zurück. Zu lange. Im begehbaren Handball läuft ununterbrochen das WM- Finale von 1978, dass Heiner Brand als Spieler mit den Deutschen gewonnen hat. Es wird Zeit für einen neuen Film.

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