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Sport: Aufgetaut

13 000 Zuschauer feiern Hamburgs Premiere in der Deutschen Eishockey-Liga

Hamburg. Die Szene ist überwältigend: Es ist 19 Uhr, die Heimmannschaft läuft ein. Keinen hält es in Hamburgs neuer Halle, der Color Line Arena, auf den blauen Polstersesseln. „Welcome on Planet Ice“, ist auf dem riesigen Videowürfel zu lesen. „Freezers“, skandieren 13 000 Zuschauer und wirbeln tausende fluoreszierende blaue Plastikstäbchen durch die Luft. Hamburg ist gelandet, nicht auf dem Planeten Eis, aber immerhin in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL).

Stunden vor der Heimpremiere der Freezers gegen die Kölner Haie herrscht am Dienstag vor der Color Line Arena Ausnahmezustand. Die erst vergangene Woche fertig gestellte Halle ist ausverkauft. Auf dem Schwarzmarkt sind die Ticketpreise von 14 auf 40 Euro gestiegen. Viele Fans treten frustriert den Heimweg an. Und das will etwas heißen. Was haben nicht wenige genörgelt, als im Sommer der Klubeigner Philip Anschutz aus Denver die Metamorphose der München Barons in Hamburg Freezers beschloss. Amerikanisches Geschäftsdenken im deutschen Sport? Das vertrage sich nie, mahnten viele. Bevor die Halle in Hamburg stand, wurden die Freezers bei zwölf Auswärtsspielen als Retorten-Team verspottet.

Doch das hat die Hamburger am Dienstag nicht vom Kommen abgehalten. Dabei kennt kaum ein Zuschauer die Mannschaft. Selbst der Stadionsprecher hat Probleme. Verteidiger Heiko Smazal tauft der Herr am Mikrofon in „Marco Smazal“ um. Und in den Katakomben, wo noch gebohrt und gehämmert wird, fragt eine für die Presse verantwortliche Dame: „Hier soll es vor dem Spiel ein Buh geben?“ Fast richtig, ein Bully gibt es. Doch auch wenn Eishockey-Fachleute Dienstag in Hamburg eine Minderheit sind: Die Welle tobt durch die Halle, es wird nach Schlagern von Hans Albers geschunkelt. Zehn Minuten vor Schluss führt Hamburg mit 5:3, der Gegner wird akustisch verabschiedet: „Ihr könnt nach Hause fahren.“ Gefährlich, im Eishockey sind zwei Tore Vorsprung nichts. Doch Köln gelingt nur noch ein Tor. Eine Ehrenrunde der Freezers folgt, dann rutschen die Spieler über das Eis, bilden eine riesige Raupe. Als doch irgendwann Schluss ist, stürmen viele Zuschauer zu den Kassen: Freitag kommen die Frankfurt Lions.

Geht dann die Party in Hamburg weiter? Detlef Kornett glaubt daran: „Die Premiere hätte doch nicht besser klappen können.“ Ja, das war eine Genugtuung für den europäischen Chef bei Anschutz, nach aller Nörgelei im Vorfeld. Natürlich, erst am Saisonende steht fest, ob sich Eishockey in Hamburg etabliert hat. Bei der Premiere jedenfalls sind 13000 Hamburger in Sachen Eishockey-Stimmung schon mal aufgetaut.

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