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Aufklärungsarbeit: Mit Fußball gegen Aids

„Grassroot Soccer“ will im südlichen Afrika mit Hilfe des Sports über die Immunschwächekrankheit Aids informieren.

Malebogo Khanda lächelt freundlich. Die zierliche, junge Frau mit den zu sogenannten Cornrows geflochtenen Haaren lächelt eigentlich ständig, während sie über ihre Arbeit und Fußball spricht. Fußball spielt Lebo Khanda, wie die Kurzform ihres Namens lautet, in der Frauenliga ihres Heimatlandes Botswana, und sie arbeitet für „Grassroot Soccer“. Die Wohltätigkeitsorganisation wurde von dem schottischen Kinderarzt Tommy Clark 2002 in den USA gegründet. Clark, dessen Vater Bobby als Torhüter beim FC Aberdeen und in der schottischen Nationalmannschaft spielte, verfolgt damit ein ehrgeiziges Projekt in mehreren südafrikanischen Ländern. Mithilfe von „fußballerischen Rollenspielen“ sollen Kinder und Jugendliche über die Gefahren von Aids aufgeklärt werden. Die Immunschwächekrankheit und ihre Folgen sind eines der größten Probleme im südlichen Afrika. Auch in Botswana, wo etwa 24 Prozent der Bevölkerung ab 15 Jahren mit HIV infiziert sind – die zweithöchste Quote weltweit.

Der Weg der Aufklärung über den Fußball erscheint aussichtsreich. „Jeder liebt Fußball in meinem Land“, erzählt Khanda. Mit Fußball verbinden die Menschen in Botswana geselliges Beisammensein, und während der Weltmeisterschaft im vergangenen Jahr haben fast alle ihre Freizeit damit verbracht, die Spiele zu verfolgen. Lebo Khanda arbeitet hauptberuflich als Lehrerin in einer Schule in Mochudi circa 40 Kilometer nordöstlich von Gaborone, der Hauptstadt des Landes. Dort betreut sie das örtliche Projekt von „Grassroot Soccer“ und bildet Freiwillige, unter anderem auch Profis aus Botswanas Premier League, aus, die sich für das Projekt engagieren wollen. Aktuell nehmen 300 Schüler teil. Diese bekommen vor Beginn und nach Ende des Projektes Fragen über Aids gestellt. So wird überprüft, was die Schüler gelernt und welche Informationen sie behalten haben. „Wenn die Schüler sich an das Spiel erinnern, können sie in der Lage sein, sich auch an Informationen über das Virus zu erinnern“, erklärt Khanda das Konzept. Fußball soll als Kommunikationswerkzeug nicht nur Wissen, sondern auch die Anwendung dieses Wissens vermitteln. Denn Informationen über Aids werden in Botswana täglich herausgegeben. „Der Schlüssel aber ist, dass die Menschen verstehen, was Aids bedeutet“, erklärt Khanda. Deshalb arbeitet sie in Mochudi auch mit dem Schulpersonal, da viele Erwachsene genauso wenig über die Krankheit wissen.

Ein besonderes Anliegen ist ihr, dass mehr Mädchen an dem Projekt teilnehmen und Fußball spielen. Bis vor kurzem war es für sie noch sehr schwierig, in Botswana Fußball zu spielen. Erst seit zwei Jahren gibt es eine Frauenliga, und „die Ansicht, dass Frauen nicht kicken können, ändert sich erst langsam“, sagt Khanda. Wichtig ist für sie die Arbeit mit den Mädchen auch deshalb, weil Aids mehrheitlich Frauen betrifft. Laut einer Studie der Vereinten Nationen haben junge Frauen zwischen 15 und 24 Jahren im südlichen Afrika ein dreimal so hohes Infektionsrisiko wie junge Männer. „Wenn mehr Mädchen Fußball spielen würden, könnte diese Zahlen zurückgehen“, erklärt Khanda hoffnungsvoll. Eine weitere Hoffnung für „Grassroot Soccer“ ist auch die WM 2010 in Südafrika. Die Organisation will die Aufmerksamkeit nutzen, um mehr Sponsoren für sich zu gewinnen. Khanda glaubt, dass Fußball als Kommunikationswerkzeug, wie es „Grassroot Soccer“ einsetzt, auch bei der WM funktionieren kann: „Ich denke, 2010 wird sehr viele Veränderungen für Afrika bringen, die meisten davon werden hoffentlich erfolgreich sein.“

Thomas Schöbel

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