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Sport: Aufschlag ins Ungewisse

Die deutschen Volleyballerinnen müssen bei der EM in Kroatien ihre Personalprobleme in den Griff bekommen

Berlin Manches lief verquer in der Vorbereitung. 30 Länderspiele bestritt die deutsche Volleyball-Nationalmannschaft der Frauen in diesem Jahr, gewonnen hat sie davon gerade mal ein Drittel. Alles andere als gute Voraussetzungen also für die Europameisterschaft in Kroatien. Das deutsche Team startet heute gegen Serbien und Montenegro in die Vorrunde (20.30 Uhr, live bei Europsport). Die weiteren Gegner in der Gruppe B sind Titelverteidiger Polen, Aserbaidschan, Kroatien und Rumänien. Bundestrainer Hee Wan Lee gibt sich durchaus zuversichtlich. „Wir sind eine Überraschungsmannschaft“, sagt er.

Die größte Überraschung gelang dem deutschen Team, indem es sich für die Olympischen Spiele in Athen qualifizieren konnte. Im Finale der Qualifikation bezwangen die Deutschen Vizeeuropameister Türkei mit 3:0. Seitdem wird der Auftritt in Aserbaidschan in Volleyball-Kreisen nur noch als das „Wunder von Baku“ bezeichnet. Doch die damit gestiegenen Erwartungen erfüllte das deutsche Team danach eher leidlich. In Athen wurde es Neunter. Zwar gelang es, sich für die WM 2006 in Japan zu qualifizieren, aber sonst fielen die Resultate eher mäßig aus. „Es hängt von uns ab, ob wir uns steigern können und unser bestes Niveau erreichen“, sagt der Südkoreaner Lee fast trotzig. Er weiß aber auch: „Wenn uns das nicht gelingt, dann wird es schwierig.“

Dass die deutsche Mannschaft ihr hohes Niveau und die Begeisterung von der Olympia-Qualifikation nicht länger halten konnte, hat seine Gründe. „Ein schwieriges Jahr mit ständig neuen Formationen“ sei das gewesen, sagt Lee. Neben Tanja Hart aus Münster und Christina Benecke (Hamburg), die pausieren, fielen auch Judith Sylvester (Schwangerschaft), Atika Bouagaa (Schienbeinverletzung) und Birgit Thumm (Bänderriss) aus dem Olympia-Team von Athen aus. Jetzt in Kroatien fehlt auch noch Margarethe Kozuch, die gute Ansätze gezeigt hatte. Die Hamburgerin steht mitten im Examensstress. Zeitweise war in der Vorbereitung auch Cornelia Dumler nach einer Operation am Daumen nicht dabei. Bei der Europameisterschaft in Kroatien soll jetzt Julia Schlecht die Rolle als Spielgestalterin übernehmen. Schlechts Nachteil: Sie ist international noch wenig erfahren.

Aber dem Bundestrainer bleibt keine andere Wahl. „Unsere Spielerdecke ist dünn, da wirken sich Personalprobleme besonders stark aus“, sagt Lee. Selbst Werner von Moltke, der gewöhnlich optimistisch und ohne Kompromisse von deutschen Mannschaften Medaillen einfordert, zeigt eine gewisse Skepsis. „Von Platz drei bis fünf ist alles möglich, auch das Ausscheiden. Die Mannschaften liegen alle sehr eng zusammen, viel hängt von der Tagesform und vom ersten Spiel ab“, sagt der Präsident des Deutschen Volleyball-Verbandes (DVV).

Angelina Grün, die in Bergamo (Italien) Volleyball spielt, bleibt dennoch zuversichtlich. „Ich traue uns eine Menge zu“, sagt die Spielführerin der Deutschen. Sie hat gut reden: Bei der EM 2003 holte sie mit der deutschen Mannschaft Bronze. dpa

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