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Sport: Aufschwung Nord

Der Hamburger SV hat sich lautlos saniert – und träumt jetzt vom Uefa-Cup

Von Karsten Doneck, dpa

Rostock. Eisige Temperaturen herrschten im Rostocker Ostseestadion. Erwärmendes für die Zuschauer gab es allenfalls am Glühweinstand, nicht aber auf dem Rasen. Hansa Rostock gegen den Hamburger Sportverein – das Nordderby am Samstag war eines der ganz trostlosen Spiele in der Bundesliga-Geschichte. Wenigstens einige Hamburger Verantwortliche ließen sich durch das torlose Unentschieden nach freudlosen Gekicke die gute Laune nicht vermiesen. „Ich bin glücklich über das 0:0, das ist genau das Ergebnis, das dem Verlauf der 90 Minuten entspricht“, sagte HSV-Trainer Kurt Jara.

Ronald Wulff, der Interimspräsident beim Hamburger SV, war nach dem Spiel sogar persönlich erlöst. Wulff, der bald das Kommando über den Klub an Bernd Hoffmann, den ehemaligen Geschäftsführer beim Rechteverwerter Sportfive, abtreten wird, hatte angekündigt, er würde in die winterlich kalte Ostsee steigen, wenn der HSV zur Winterpause auf 26 Punkte käme. Mit dem Remis in Rostock haben die Hamburger nun 25 Punkte erreicht.

Diese Bilanz ist recht ordentlich. Das findet zumindest Kurt Jara. „Wir haben jetzt acht Punkte mehr auf dem Konto als zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres“, sagt er. Der HSV hat in der Tat einen Wandel vollzogen. Zu Anfang dieser Saison stolperte der Klub wieder einmal im angstbesetzten Raum der Bundesliga-Tabelle herum. Zu diesem Zeitpunkt gab Ronald Wulff auch sein kühnes Bade-Versprechen ab, mehr hoffend als wirklich vorausahnend, dass sich die Mannschaft tatsächlich alsbald fangen würde.

Der Aufschwung im Norden lässt sich personifizieren. Der streitbare Werner Hackmann ging als Präsident, mit seinem Interims-Nachfolger Wulff kehrte endlich mehr Ruhe im Verein ein. Sportchef Holger Hieronymus wurde schon vorher abgelöst, der neue Mann Dietmar Beiersdorfer ging – anfangs skeptisch beäugt, aber inzwischen hoch anerkannt – mit frischen Ideen und viel Engagement ans Werk. Und auf das Spielfeld kehrte am 9. November beim 1:0-Sieg gegen 1860 München nach einer unendlich lange andauernden Knieverletzung der Spielmacher Rodolfo Esteban Cardoso zurück – und mit ihm die Kreativität und der Erfolg.

Der HSV ist inzwischen seit sieben Bundesliga-Spielen ungeschlagen. Da reifen im Umfeld der AOL-Arena erste Träume. „Die Mannschaft hat einen Riesenschritt in die richtige Richtung gemacht“, sagt Kurt Jara. Und dann fängt er an zu schwärmen: „Wenn wir im Frühjahr so weitermachen, wie wir seit Ende Oktober aufgetreten sind, dann werden wir auch noch die Uefa-Cup-Plätze angreifen.“ Das Problem ist nur: Solche Sprüche haben die Hamburger Fans schon oft gehört.

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