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Sport: Aufstieg per Rolltreppe

Wie Alexander Weiß eine Stütze der Eisbären wurde

Von Katrin Schulze

Berlin - Es ist auch im Eishockey üblich, dass junge begabte Spieler aus der Provinz von einem kleinen Verein zu einem Großstadtklub gelockt werden. Talentspäher tingeln durch das Land und beobachten meist im Süden der Republik in zugigen Eishallen den Nachwuchs. Auch Alexander Weiß wurde so einmal beobachtet. Doch die Talentspäher müssen die Begabung des heute 20 Jahre alten Eishockeyprofis übersehen haben. Denn kein Scout, sondern ein Literat vermittelte ihn aus einem Dorf im Schwarzwald zu den Eisbären Berlin. Der Jugendbuchautor und Eishockeyanhänger Hans- Georg Noack sah den damals 13-Jährigen oft bei seinem Nachwuchsteam in Weiden spielen. Noack hatte Kontakte zu den Eisbären und fragte den jungen Stürmer eines Tages, ob er sich nicht mal einen Eishockeyklub in Berlin ansehen wolle. Weiß wollte und war sofort begeistert. „Noack ist dafür verantwortlich, dass ich heute nicht in Schwenningen, sondern in Berlin spiele“, sagt er heute. „Rolltreppe abwärts“ heißt das bekannteste Werk des inzwischen verstorbenen Schriftstellers Noack. Für Alexander Weiß ging es nach dem Wechsel nach Berlin stetig aufwärts.

Sieben Jahre nach seinem Umzug ist Weiß in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) zum Leistungsträger bei den Berlinern aufgestiegen – fünf Tore in zehn Spielen können außer ihm nur seine erfahrenen Kollegen Steve Walker und Stefan Ustorf aufweisen. Das ist erstaunlich, denn noch in der vergangenen Saison war Weiß einer von vielen jungen Spielern im Team der Eisbären, er war nicht immer im DEL-Aufgebot und schoss nur fünf Tore in der gesamten Spielzeit. „Mein Wandel ist mir nicht ganz klar“, sagt er. „Ich mache eigentlich nicht viel anders als letztes Jahr.“ Ein Aspekt, der seine Leistungssteigerung begründet, fällt dem Stürmer dann aber doch ein. Trainer Don Jackson gebe ihm viel Selbstbewusstsein. In dessen Arbeit sieht Alexander Weiß auch den Hauptgrund für den guten Saisonstart der Eisbären. „Solange jeder bis zum Letzten kämpft, verzeiht er Fehler. Das ist ein Riesenunterschied zum früheren Trainer Pierre Pagé“, sagt Weiß.

Bevor er für die Profis in der DEL stürmte, hat Alexander Weiß zusammen mit seinem Bruder Daniel für die Eisbären Juniors in der Oberliga gespielt. Der drei Jahre jüngere Bruder kam im Jahr 2000 zusammen mit ihm ins Sportinternat nach Berlin, was beiden die Eingewöhnung ins Großstadtleben erleichterte. „Jetzt wohnen wir nicht mehr zusammen, aber verstehen uns immer noch super.“ Für Daniel Weiß ist der ältere Bruder nun das große Vorbild. „Aber eigentlich ist Daniel viel besser als ich, er kann es mal ganz weit bringen“, sagt der große Bruder. „Er motiviert mich. Denn wenn ich schlecht bin, kann ich ihm ja nichts erzählen und ihm nicht weiterhelfen.“

Offensichtlich hilft diese Motivation. „Alexander spielt sehr konstant, das stärkt sowohl ihn selbst als auch das gesamte Team“, sagt sein Trainer Jackson. Er könne deshalb auch sehr gut nachvollziehen, warum Nationaltrainer Uwe Krupp nach dem 0:4 der Eisbären in Frankfurt, bei dem der 20-Jährige als Einziger seines Teams hervorstach, Interesse am jungen Stürmer bekundet hat.

Als Alexander Weiß, dessen Vertrag bei den Eisbären noch bis 2010 läuft, auf das Lob des Nationaltrainers angesprochen wird, blitzen seine hellgrünen Augen für einen kurzen Moment auf. „Natürlich freue ich mich riesig darüber, aber zunächst zählen die Eisbären“, sagt er. Die kommenden Spiele gegen direkte Konkurrenten um den ersten Tabellenplatz in der DEL müsse man unbedingt gewinnen, sagt Weiß. Der erste Schritt kann heute gegen die Kölner Haie (14 Uhr 30, Sportforum Hohenschönhausen) erfolgen.

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