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Sport: Aufstieg unterm Dach

Kugelstoßer Ralf Bartels will nun auch bei der Hallen-WM eine Medaille

Berlin - Ralf Bartels weiß natürlich, dass von ihm viel erwartet wird. Er hat Ende Februar die Kugel bei den Deutschen Hallen-Leichtathletikmeisterschaften 21,43 Meter weit gewuchtet, er hat kurz darauf in Chemnitz 21,12 Meter gestoßen, er steht zurzeit auf Platz zwei der Welt-Jahresbestenliste, jetzt hoffen viele Fachleute auf eine Medaille von ihm bei den Hallen-Weltmeisterschaften in Moskau. Die WM beginnt am heutigen Freitag, aber Bartels sagt: „Man kann Karlsruhe und Chemnitz nicht mit der Hallen-WM vergleichen. In Moskau tritt ein Feld von Weltklasse-Kugelstoßern an.“ Aber der 28-Jährige aus Neubrandenburg sagt auch: „Wenn ich erst einmal im Finale bin, ist alles möglich.“ Entschieden wird das Männer-Kugelstoßen heute Abend.

Eine Medaille wäre natürlich ideal. Denn Bartels will sich „endgültig in der Weltspitze etablieren“. Und deshalb „hat die Hallensaison für mich die gleiche Bedeutung wie die Freiluftsaison“. Im Sommer hat er schon mehrfach seine Zugehörigkeit zur Weltspitze bewiesen. Er gewann bei der EM 2002 und bei der WM 2005 jeweils Bronze. In der Halle gewann er 2003 den Europacup.

Sechsmal hat Bartels in dieser Hallensaison schon gesiegt, aber ausgerechnet ein Wettkampf, den er verlor, hat ihn besonders motiviert. Denn beim Meeting in Leipzig am 12. Februar hatte er bemerkt, dass er „ein Riesenpfund drauf hat“. Die Kugel landete bei 21 Metern. Beim Einstoßen allerdings nur. „Danach wollte ich zu viel und habe überdreht“, sagt Bartels. Im Klartext: Er hatte technisch nicht sauber gestoßen. Die Kugel flog nur 20,16 Meter weit, und Bartels erlitt seine erste Niederlage gegen einen nationalen Konkurrenten seit mehr als zwei Jahren. Peter Sack gewann mit 20,43 Metern, er wird ebenfalls in Moskau starten.

„Seit Leipzig weiß ich, dass die Substanz da ist“, sagt Bartels. Diese Substanz hat er sich unter anderem auch vor der Hallensaison bei Trainingseinheiten in Kuba aufgebaut. Ein beeindruckender Aufenthalt. „Ich habe dort gesehen, dass man mit einfachsten Mitteln Weltklasse-Niveau erreichen kann“, sagt er. „Viele Athleten würden unter Bedingungen wie auf Kuba überhaupt nicht trainieren.“ Die Anlagen sind veraltet, weil es an Geld mangelt. „Ich glaube, die Geräte in dem Kraftraum in Kuba, den ich gesehen habe, würden vom deutschen TÜV gar nicht zugelassen“, sagt Bartels.

Aber ihm haben die alten Geräte nicht geschadet. Sein Trainer Gerald Bergmann sagt: „Letztlich geht es nur darum, bei den Top-Wettkämpfen das Potenzial abrufen zu können. Große Leistungssprünge sind auf diesem Niveau nicht mehr zu erwarten.“ Natürlich zählt er den Weltjahresbesten Reese Hoffa (USA/21,65 Meter) zu den Titelfavoriten. „Aber es kann immer mal einer kommen, von dem man lange nichts gehört hat“, sagt Bergmann. Ralf Bartels hat für sich schon mal seine Chancen ausgerechnet. „Es wäre perfekt, die 21 Meter auch in Moskau zu schaffen“, sagt er. „Das könnte reichen für eine Medaille.“

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